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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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felhölzchen unter die Nase hielten, eine Beleidigung, die er großmüthig un-
gerächt ließ, indem er sich entfernte. -- Des Fettes ledig und hungernd streif¬
ten diese Raubthiere der Küste entlang bis die Entdeckung eines Schiffes, die
Bewegung der Menschen daselbst, ihre Aufmerksamkeit in einem Maaße er¬
regten, daß sie die Nähe von Griper Roads (Name des Winterhafens) nicht
Mehr verließen und sich schließlich, mit geringer Uebertreibung darf man es
sagen, beinahe zu einem Cernirungscorps verdichteten.

Wenn uns das Treiben dieser Unholde zu arg wurde, dann schaffte ein
kräftiger Ausfall aus unserer Festung mit Feuerwaffen, Spießen u. s. w.
vorübergehende Erleichterung. -- Die Belagerer statteten auch unsern ans
Land geschafften Lebensmitteln wiederholte Besuche ab; den schlimmsten Streich
spielten sie jedoch den Astronomen, denen sie die Meßapparate zur Bestimmung
der Basislänge wegtrugen. -- Auf einer unserer Schlittenreisen verschlangen
diese omnivoren Raubthiere nicht nur Stearinlichter, sondern auch Tabak, den
sie indessen wieder ausspuckten, Käse und die Gummiflaschen. Bei einem einst
von Kane gegründeten und von ihnen geplünderten Depot verschmähten sie das
Salzfleisch, bezeigten dagegen für gemahlenen Kaffee und Segeltuch eine be¬
sondere Vorliebe. Die Gummiröcke, die ihnen doch zu zäh schienen, hatten sie
5U unsäglich harten Knoten zusammengearbeitet und selbst die Flagge bis auf
den Stock abgenagt. -- Trotz ihrer großen Anzahl sieht man selten mehr als
drei Bären, gewöhnlich Familienglieder, -- in Gemeinschaft. Es ist selbst¬
verständlich, daß man dann immer zuerst die Alten tödtet, denn eine ihrer
Zungen beraubte Bärin ist ein furchtbarer Gegner. Werden diese nur ver¬
wundet, so schiebt sie dieselben flüchtend vor sich her, oder deckt sie mit dem
eigenen Leibe, während die Jungen nicht anstehen, von dem Fleische der eben
^legten Mutter zu genießen. -- Die Eisfelder seiner Heimat sind dem Bären
lieblicher Anblick, von dem er sich ungern trennt. Die hohe Bordwand
^es Walfischfängers "Bienenkorb", den wir 1869 besuchten, verschloß einem
solchen in einem auf Deck aufgestellten Käsig verwahrten Thiere, -- das man
wie einer Schlinge im Wasser gefangen and mittelst eines Flaschenzuges aufs
Deck gehißt hatte. -- die Aussicht auf die das Schiff umgebenden Packeis-
nassen. Der Bär ertrug die Haft leicht, da ihm fortgesetzt große Stücke
Seehundsfleisch von dem stattgehabten ergiebigen Robenschlag servirt werden
konnten. Nur wenn ihm stärkere Bewegungen des Schiffes gestatteten, über
die Bordwand das Eis zu erblicken, begann er grimmig zu brummen. Ja,
Anblick von Treibeis regte das Thier so gewaltig auf, daß man ge¬
nöthigt war, einen Schleier von Segeltuch vor dem Käfig anzubringen."

Ueber den Polarfuchs äußert sich das Werk folgendermaßen: "Der
^lische Fuchs (venis laMMs I,.) ist eine sehr interessante Art seiner Gattung.
ist entweder -- und zwar unabhängig von der Jahreszeit -- weißbläulich


felhölzchen unter die Nase hielten, eine Beleidigung, die er großmüthig un-
gerächt ließ, indem er sich entfernte. — Des Fettes ledig und hungernd streif¬
ten diese Raubthiere der Küste entlang bis die Entdeckung eines Schiffes, die
Bewegung der Menschen daselbst, ihre Aufmerksamkeit in einem Maaße er¬
regten, daß sie die Nähe von Griper Roads (Name des Winterhafens) nicht
Mehr verließen und sich schließlich, mit geringer Uebertreibung darf man es
sagen, beinahe zu einem Cernirungscorps verdichteten.

Wenn uns das Treiben dieser Unholde zu arg wurde, dann schaffte ein
kräftiger Ausfall aus unserer Festung mit Feuerwaffen, Spießen u. s. w.
vorübergehende Erleichterung. — Die Belagerer statteten auch unsern ans
Land geschafften Lebensmitteln wiederholte Besuche ab; den schlimmsten Streich
spielten sie jedoch den Astronomen, denen sie die Meßapparate zur Bestimmung
der Basislänge wegtrugen. — Auf einer unserer Schlittenreisen verschlangen
diese omnivoren Raubthiere nicht nur Stearinlichter, sondern auch Tabak, den
sie indessen wieder ausspuckten, Käse und die Gummiflaschen. Bei einem einst
von Kane gegründeten und von ihnen geplünderten Depot verschmähten sie das
Salzfleisch, bezeigten dagegen für gemahlenen Kaffee und Segeltuch eine be¬
sondere Vorliebe. Die Gummiröcke, die ihnen doch zu zäh schienen, hatten sie
5U unsäglich harten Knoten zusammengearbeitet und selbst die Flagge bis auf
den Stock abgenagt. — Trotz ihrer großen Anzahl sieht man selten mehr als
drei Bären, gewöhnlich Familienglieder, — in Gemeinschaft. Es ist selbst¬
verständlich, daß man dann immer zuerst die Alten tödtet, denn eine ihrer
Zungen beraubte Bärin ist ein furchtbarer Gegner. Werden diese nur ver¬
wundet, so schiebt sie dieselben flüchtend vor sich her, oder deckt sie mit dem
eigenen Leibe, während die Jungen nicht anstehen, von dem Fleische der eben
^legten Mutter zu genießen. — Die Eisfelder seiner Heimat sind dem Bären
lieblicher Anblick, von dem er sich ungern trennt. Die hohe Bordwand
^es Walfischfängers „Bienenkorb", den wir 1869 besuchten, verschloß einem
solchen in einem auf Deck aufgestellten Käsig verwahrten Thiere, — das man
wie einer Schlinge im Wasser gefangen and mittelst eines Flaschenzuges aufs
Deck gehißt hatte. — die Aussicht auf die das Schiff umgebenden Packeis-
nassen. Der Bär ertrug die Haft leicht, da ihm fortgesetzt große Stücke
Seehundsfleisch von dem stattgehabten ergiebigen Robenschlag servirt werden
konnten. Nur wenn ihm stärkere Bewegungen des Schiffes gestatteten, über
die Bordwand das Eis zu erblicken, begann er grimmig zu brummen. Ja,
Anblick von Treibeis regte das Thier so gewaltig auf, daß man ge¬
nöthigt war, einen Schleier von Segeltuch vor dem Käfig anzubringen."

Ueber den Polarfuchs äußert sich das Werk folgendermaßen: „Der
^lische Fuchs (venis laMMs I,.) ist eine sehr interessante Art seiner Gattung.
ist entweder — und zwar unabhängig von der Jahreszeit — weißbläulich


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[0351] felhölzchen unter die Nase hielten, eine Beleidigung, die er großmüthig un- gerächt ließ, indem er sich entfernte. — Des Fettes ledig und hungernd streif¬ ten diese Raubthiere der Küste entlang bis die Entdeckung eines Schiffes, die Bewegung der Menschen daselbst, ihre Aufmerksamkeit in einem Maaße er¬ regten, daß sie die Nähe von Griper Roads (Name des Winterhafens) nicht Mehr verließen und sich schließlich, mit geringer Uebertreibung darf man es sagen, beinahe zu einem Cernirungscorps verdichteten. Wenn uns das Treiben dieser Unholde zu arg wurde, dann schaffte ein kräftiger Ausfall aus unserer Festung mit Feuerwaffen, Spießen u. s. w. vorübergehende Erleichterung. — Die Belagerer statteten auch unsern ans Land geschafften Lebensmitteln wiederholte Besuche ab; den schlimmsten Streich spielten sie jedoch den Astronomen, denen sie die Meßapparate zur Bestimmung der Basislänge wegtrugen. — Auf einer unserer Schlittenreisen verschlangen diese omnivoren Raubthiere nicht nur Stearinlichter, sondern auch Tabak, den sie indessen wieder ausspuckten, Käse und die Gummiflaschen. Bei einem einst von Kane gegründeten und von ihnen geplünderten Depot verschmähten sie das Salzfleisch, bezeigten dagegen für gemahlenen Kaffee und Segeltuch eine be¬ sondere Vorliebe. Die Gummiröcke, die ihnen doch zu zäh schienen, hatten sie 5U unsäglich harten Knoten zusammengearbeitet und selbst die Flagge bis auf den Stock abgenagt. — Trotz ihrer großen Anzahl sieht man selten mehr als drei Bären, gewöhnlich Familienglieder, — in Gemeinschaft. Es ist selbst¬ verständlich, daß man dann immer zuerst die Alten tödtet, denn eine ihrer Zungen beraubte Bärin ist ein furchtbarer Gegner. Werden diese nur ver¬ wundet, so schiebt sie dieselben flüchtend vor sich her, oder deckt sie mit dem eigenen Leibe, während die Jungen nicht anstehen, von dem Fleische der eben ^legten Mutter zu genießen. — Die Eisfelder seiner Heimat sind dem Bären lieblicher Anblick, von dem er sich ungern trennt. Die hohe Bordwand ^es Walfischfängers „Bienenkorb", den wir 1869 besuchten, verschloß einem solchen in einem auf Deck aufgestellten Käsig verwahrten Thiere, — das man wie einer Schlinge im Wasser gefangen and mittelst eines Flaschenzuges aufs Deck gehißt hatte. — die Aussicht auf die das Schiff umgebenden Packeis- nassen. Der Bär ertrug die Haft leicht, da ihm fortgesetzt große Stücke Seehundsfleisch von dem stattgehabten ergiebigen Robenschlag servirt werden konnten. Nur wenn ihm stärkere Bewegungen des Schiffes gestatteten, über die Bordwand das Eis zu erblicken, begann er grimmig zu brummen. Ja, Anblick von Treibeis regte das Thier so gewaltig auf, daß man ge¬ nöthigt war, einen Schleier von Segeltuch vor dem Käfig anzubringen." Ueber den Polarfuchs äußert sich das Werk folgendermaßen: „Der ^lische Fuchs (venis laMMs I,.) ist eine sehr interessante Art seiner Gattung. ist entweder — und zwar unabhängig von der Jahreszeit — weißbläulich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/351>, abgerufen am 03.07.2024.