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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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pagnie und 30 Dukaten demjenigen, der der erste die Bresche erklimmen werde.
Pescara ließ dieselbe durch 7 entschlossene Spanier untersuchen, von denen
nur drei zurückkehrten und eine Schilderung der Vertheidigungsanstalten
machten, die allerdings sehr abschreckend war; denn sie berichteten, daß sich
hinter der Bresche ein tiefer Graben und eine wol mit Geschütz besetzte Brust¬
wehr befinde.

Man berief den Kriegsrath, und Pescara. der es vielleicht nicht ungern
sah, den unwillkommenen französischen Nebenbuhler in seinem ersten großen
Unternehmen scheitern zu sehn, soll die Verhandlung mit dem Ausrufe be¬
endet haben: "Wersterben und in der Hölle zu Nacht speisen will, der mag
stürmen; wer aber die eigene und des Kaisers Wolfahrt begehrt, der folge
mir; denn ich will abziehn!" Graf Eitel von Zollern, Graf Lodron und
alle deutschen Hauptleute sielen ihm bei, zumal als sie erfuhren, welche Macht
dem Könige Franz bei Avignon zu Gebote stehe und wie er dieselbe bereits
bis Salon de Craux, halbwegs Avignon und Marseille herangeführt habe.
Sie fürchteten, Franz möchte, ohne sich um Marseille zu bekümmern, unmit¬
telbar in die Lombardei eindringen, und unter dem Eindruck dieser Vorstellung
hob man nach 40 verlorenen Tagen die Belagerung auf.

So war denn der Angriff auf Südfrankreich völlig mißlungen und die
Krone von Arelat für Bourbon verloren. Lange Zeit noch erhielt ein Spott¬
gedicht das Andenken der rühmlichen Vertheidigung von Marseille im Gedächt¬
niß der Provencalen.


[Beginn Spaltensatz]
Hug-na Lourbon vit NarseiUs
II a, nie ü. Los Zsirs
Vra^ Oken, yusl eaMaine
Irouverons rious üsäans?
Il in'en odaut ä'un blano
ä'Homws <M soit vn 1?rg,nos
Nais pus us soit Zsäs-us
I^ö saxitains Rauss.
movt As 1a tüolowds
I^s x^ssags sse seroit,
Nontsront tous sussmbls
Lu souKIant Ä lsurs äoigts:
[Spaltenumbruch]
Olsant ^ estts lois
I?rsuons trslous sourags,
L.hö.ttons tous ees bois
Usus MZilsroris xassaZs.
0 riodls Lsigosur Karies
Mus es remsroious
vo ig. hommo Rseusillauos,
<Zus tu as ditil ^ Lourbou;
Zrancl ooups as oanon,
^.ussi ä'^rtillsris
I-Sö as tu rsvoussü
^us^usf en Jolle.
[Ende Spaltensatz]

Pescara" Vermuthung, daß Franz I. versuchen werde, dem kaiserlichen
Heere den Rückzug nach Italien abzuschneiden, erwies sich als begründet und
sein Drängen auf die Aufhebung der Belagerung von Marseille demnach als
durchaus sachgemäß. Zwar hatten die meisten Feldherren und Rärhe des
Königs, namentlich Chabannes und La Tremouille ihm dringend widerrathen,
bei so vorgeschrittener Jahreszeit einen Zug durch das Hochgebirge zu unter-



') Bei Ser. Freiherr v. Schwarhmau: der Koimetable Karl von Bourbon. Berlin 1852.
Grenzboten Hi. 1874. 2

pagnie und 30 Dukaten demjenigen, der der erste die Bresche erklimmen werde.
Pescara ließ dieselbe durch 7 entschlossene Spanier untersuchen, von denen
nur drei zurückkehrten und eine Schilderung der Vertheidigungsanstalten
machten, die allerdings sehr abschreckend war; denn sie berichteten, daß sich
hinter der Bresche ein tiefer Graben und eine wol mit Geschütz besetzte Brust¬
wehr befinde.

Man berief den Kriegsrath, und Pescara. der es vielleicht nicht ungern
sah, den unwillkommenen französischen Nebenbuhler in seinem ersten großen
Unternehmen scheitern zu sehn, soll die Verhandlung mit dem Ausrufe be¬
endet haben: „Wersterben und in der Hölle zu Nacht speisen will, der mag
stürmen; wer aber die eigene und des Kaisers Wolfahrt begehrt, der folge
mir; denn ich will abziehn!" Graf Eitel von Zollern, Graf Lodron und
alle deutschen Hauptleute sielen ihm bei, zumal als sie erfuhren, welche Macht
dem Könige Franz bei Avignon zu Gebote stehe und wie er dieselbe bereits
bis Salon de Craux, halbwegs Avignon und Marseille herangeführt habe.
Sie fürchteten, Franz möchte, ohne sich um Marseille zu bekümmern, unmit¬
telbar in die Lombardei eindringen, und unter dem Eindruck dieser Vorstellung
hob man nach 40 verlorenen Tagen die Belagerung auf.

So war denn der Angriff auf Südfrankreich völlig mißlungen und die
Krone von Arelat für Bourbon verloren. Lange Zeit noch erhielt ein Spott¬
gedicht das Andenken der rühmlichen Vertheidigung von Marseille im Gedächt¬
niß der Provencalen.


[Beginn Spaltensatz]
Hug-na Lourbon vit NarseiUs
II a, nie ü. Los Zsirs
Vra^ Oken, yusl eaMaine
Irouverons rious üsäans?
Il in'en odaut ä'un blano
ä'Homws <M soit vn 1?rg,nos
Nais pus us soit Zsäs-us
I^ö saxitains Rauss.
movt As 1a tüolowds
I^s x^ssags sse seroit,
Nontsront tous sussmbls
Lu souKIant Ä lsurs äoigts:
[Spaltenumbruch]
Olsant ^ estts lois
I?rsuons trslous sourags,
L.hö.ttons tous ees bois
Usus MZilsroris xassaZs.
0 riodls Lsigosur Karies
Mus es remsroious
vo ig. hommo Rseusillauos,
<Zus tu as ditil ^ Lourbou;
Zrancl ooups as oanon,
^.ussi ä'^rtillsris
I-Sö as tu rsvoussü
^us^usf en Jolle.
[Ende Spaltensatz]

Pescara« Vermuthung, daß Franz I. versuchen werde, dem kaiserlichen
Heere den Rückzug nach Italien abzuschneiden, erwies sich als begründet und
sein Drängen auf die Aufhebung der Belagerung von Marseille demnach als
durchaus sachgemäß. Zwar hatten die meisten Feldherren und Rärhe des
Königs, namentlich Chabannes und La Tremouille ihm dringend widerrathen,
bei so vorgeschrittener Jahreszeit einen Zug durch das Hochgebirge zu unter-



') Bei Ser. Freiherr v. Schwarhmau: der Koimetable Karl von Bourbon. Berlin 1852.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/17>, abgerufen am 22.07.2024.