Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.Fürstenberg in Burgund, der darauf berechnet gewesen, in der Unterstützung Fürstenberg in Burgund, der darauf berechnet gewesen, in der Unterstützung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0012" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131722"/> <p xml:id="ID_9" prev="#ID_8" next="#ID_10"> Fürstenberg in Burgund, der darauf berechnet gewesen, in der Unterstützung<lb/> Bourbons seine eigentliche Kraft zu finden, wurde jetzt vom Grafen Guise<lb/> ohne Schwierigkeit parirt. Die Folge war, daß man abermals in Frankreich<lb/> nichts zu Stande brachte, Italien aber doch so von Truppen entblöst hatte,<lb/> daß die Kaiserlichen nicht im Stande waren, das freie Feld zu halten, als<lb/> der französische Admiral Bonnivet, der Liebling des Königs, mit 4000 Reitern<lb/> und 30,000 Fußsoldaten in der Lombardei erschien. Montmorency führte<lb/> die Vorhut; das Fußvolk kommandirten Lorenz von Ceres aus dem Hause<lb/> Orsini. ein Venetianer, der sich mit Alviano überwarfen hatte und seitdem<lb/> in französischen Dienst getreten war, und der Ritter de Lorges, der Held<lb/> von Schillers bekannter Ballade vom Löwengarten. — Die Heeresmacht der<lb/> Verbündeten führte der alte, 80jährige Prospero Colonna. Die Schwäche<lb/> seiner Streitkräfte gestattete ihm weder die Alpen noch den Tessin zu halten;<lb/> er warf Antonio de Leywa nach Pavia und zog sich selbst nach Mailand<lb/> zurück. Mit seinem Unterfeldherrn, Pescara, entzweite er sich hierüber der¬<lb/> art, daß der Markgraf den Degen gegen ihn zog, das Heer verließ und nach<lb/> Neapel ging. Colonna wurde in Mailand belagert; wenn aber Bonnivet<lb/> erwartet hatte, bei den Italienern Bundesgenossen zu finden, so täuschte er<lb/> sich; vielmehr schlössen sich sogar die Venetianer dem Kaiser an, und die<lb/> Mailänder leisteten einen so hartnäckigen Widerstand, zeigten sich bei stets<lb/> widerholten Ausfällen so muthig und streitlustig, daß der Admiral, überdies<lb/> durch Schnee und Unwetter arg belästigt, die Umlagerung aufhob und über<lb/> den Tessin zurückging, wo er bei Biagrasso eine feste Stellung bezog und den<lb/> größeren Theil seines Fußvolks nach Ptemont und Provence in Winter¬<lb/> quartiere legte. Nun sammelte sich das kaiserliche Heer im freien Felde.<lb/> Bald erschienen die Venetianer; Karl von Munkenall, Marquis von Launoy,<lb/> der Vicekönig von Neapel, führte starke Schaaren schwerer und leichter Reiterei<lb/> heran, und Erzherzog Ferdinand von Oesterreich sandte unter Führung des<lb/> trefflichen Feldhauptmanns Ettelfritz von Hohenzollern 7000 Landsknechte.<lb/> Andere unternehmende Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf<lb/> eigene Kosten, und da Colonna in dem Augenblick, wo die Belagerung von<lb/> Mailand von den Franzosen aufgehoben wurde, starb, so übernahm der<lb/> Marques von Pescara, welcher eben wieder mit spanischem Fußvolk eintraf,<lb/> die Führung des kaiserlichen Heeres. — Bonnivet's Stellung war nicht<lb/> schlecht. Der Ticinello und dessen mannichfache Zuflüsse und Canäle deckten<lb/> ihn; er bot sowol Pavia als Mailand die Stirn und durfte hoffen, wenn er<lb/> sich an dieser Stelle bis zum Frühjahr und bis zum Eintreffen von Ver¬<lb/> stärkungen hielte, dann mit einem Stoße die Hauptstadt der Lombardei zu<lb/> gewinnen. Zur Zeit war er freilich, und zwar zumeist durch eigene Schuld<lb/> sehr geschwächt. Er hatte, um Sold zu sparen, viele Söldner entlassen, und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
Fürstenberg in Burgund, der darauf berechnet gewesen, in der Unterstützung
Bourbons seine eigentliche Kraft zu finden, wurde jetzt vom Grafen Guise
ohne Schwierigkeit parirt. Die Folge war, daß man abermals in Frankreich
nichts zu Stande brachte, Italien aber doch so von Truppen entblöst hatte,
daß die Kaiserlichen nicht im Stande waren, das freie Feld zu halten, als
der französische Admiral Bonnivet, der Liebling des Königs, mit 4000 Reitern
und 30,000 Fußsoldaten in der Lombardei erschien. Montmorency führte
die Vorhut; das Fußvolk kommandirten Lorenz von Ceres aus dem Hause
Orsini. ein Venetianer, der sich mit Alviano überwarfen hatte und seitdem
in französischen Dienst getreten war, und der Ritter de Lorges, der Held
von Schillers bekannter Ballade vom Löwengarten. — Die Heeresmacht der
Verbündeten führte der alte, 80jährige Prospero Colonna. Die Schwäche
seiner Streitkräfte gestattete ihm weder die Alpen noch den Tessin zu halten;
er warf Antonio de Leywa nach Pavia und zog sich selbst nach Mailand
zurück. Mit seinem Unterfeldherrn, Pescara, entzweite er sich hierüber der¬
art, daß der Markgraf den Degen gegen ihn zog, das Heer verließ und nach
Neapel ging. Colonna wurde in Mailand belagert; wenn aber Bonnivet
erwartet hatte, bei den Italienern Bundesgenossen zu finden, so täuschte er
sich; vielmehr schlössen sich sogar die Venetianer dem Kaiser an, und die
Mailänder leisteten einen so hartnäckigen Widerstand, zeigten sich bei stets
widerholten Ausfällen so muthig und streitlustig, daß der Admiral, überdies
durch Schnee und Unwetter arg belästigt, die Umlagerung aufhob und über
den Tessin zurückging, wo er bei Biagrasso eine feste Stellung bezog und den
größeren Theil seines Fußvolks nach Ptemont und Provence in Winter¬
quartiere legte. Nun sammelte sich das kaiserliche Heer im freien Felde.
Bald erschienen die Venetianer; Karl von Munkenall, Marquis von Launoy,
der Vicekönig von Neapel, führte starke Schaaren schwerer und leichter Reiterei
heran, und Erzherzog Ferdinand von Oesterreich sandte unter Führung des
trefflichen Feldhauptmanns Ettelfritz von Hohenzollern 7000 Landsknechte.
Andere unternehmende Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf
eigene Kosten, und da Colonna in dem Augenblick, wo die Belagerung von
Mailand von den Franzosen aufgehoben wurde, starb, so übernahm der
Marques von Pescara, welcher eben wieder mit spanischem Fußvolk eintraf,
die Führung des kaiserlichen Heeres. — Bonnivet's Stellung war nicht
schlecht. Der Ticinello und dessen mannichfache Zuflüsse und Canäle deckten
ihn; er bot sowol Pavia als Mailand die Stirn und durfte hoffen, wenn er
sich an dieser Stelle bis zum Frühjahr und bis zum Eintreffen von Ver¬
stärkungen hielte, dann mit einem Stoße die Hauptstadt der Lombardei zu
gewinnen. Zur Zeit war er freilich, und zwar zumeist durch eigene Schuld
sehr geschwächt. Er hatte, um Sold zu sparen, viele Söldner entlassen, und
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