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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Hoffnung blieb Rom mit seinen Jesuiten, und sonstigen Creaturen. Aber der
Papst hatte bei dem letzten Spiele seine weltliche Herrschaft, als Einsatz ver¬
loren; und auf die geistliche Herrschaft geben solche praktische Leute, wie die
in Rede stehenden, gar nicht viel. Sie wissen recht wohl, daß wirkliche,
nicht eingebildete Waffen dazu gehören, um wirkliche Wunden zu schlagen
und körperliche Feinde zu besiegen. Diese Waffen aber hatte Victor Emanuel.
dem Papste eben aus den Händen gewunden, und. obgleich er ihm alle seine
geistlichen Donner und Blitze gelassen, ihn thatsächlich unschädlich gemacht.
Was also thun? Wo die vielen Fäden, die man so lange Jahre hindurch
im Dunkeln gesponnen, und welche nun der "eiserne Graf" so rücksichtslos
mit einem einzigen kühnen Griff entzwei gerissen, wieder anknüpfen? Andere
wären hier sicher verzweifelt. Aber diese Leute verzweifeln nie. ^ d6tÄut äg
grives on manM ass merlss. Von dieser Stunde an begann aufs neue
das Ränkeschmieden im Dunkeln.

Wir haben in einem vorhergehenden Artikel versucht, den deutschen Leser
über verschiedene von den Ränken, an denen hier gesponnen wird, ins Klare
zu setzen, und haben beigefügt, daß dieselben bei uns nimmer recht verschlagen
wollen, nachdem deutscher Einfluß mehr und mehr zur Geltung bei uns ge¬
kommen. Doch, wie es scheint, hat der theilweise Sieg ihrer finstern Genossen
bet den neulichen deutschen Neichstagswahlen unsere Dunkelmänner wieder
einigermaßen ermuthigt. Wieder fühlt der Eingeweihte das rüstige Weben
und Schaffen der finstern, unterirdischen Ränkeschmiede bei uns. In unserer
Kammer sitzt nämlich noch immer eine tüchtige Anzahl von Fransquillons
und Creaturen unserer Jesuiten. Diese haben, in Hinsicht auf die Macht
und den klar ausgesprochenen Willen Deutschlands, sich bis zu dieser Stunde
noch immer gehütet, offen gegen Deutschland und seine Interessen aufzutre¬
ten. Sie wissen zu wohl, wohin das führen könnte, und haben unsere sogenannte
Unabhängigkeit einstweilen noch viel zu lieb, um sie so mir nichts, dir nichts
zu gefährden. Auf dem geraden Weg. das wissen sie alle, läßt sich hier
nichts thun. So wird denn seit lange schon auf Umwege gesonnen, die zum
Zweck führen sollen. Auch in unserer Regierung selbst sitzen vielleicht verschiedene
Fransquillons, oder doch Männer, welche die Fransquillons zu den Ihrigen
zählen, und auf deren stillschweigendes Einverständniß sie glauben zählen zu dürfen.
Die Revanche, die von Frankreich und unsern Fransquillons so heiß ersehnte,
will ihnen nun ein für allemal nicht wieder aus dem Kopfe. Das begreift
sich: sie haben ihre letzte Hoffnung auf diese Revanche gesetzt. Diese Hoffnung
in Dunst zerronnen, was bleibt ihnen? Die Verzweiflung. Um nun aber
die so heiß ersehnte Revanche möglich zu machen, und so bald als möglich
herbeizuführen, sollen sich nicht allein in Frankreich selbst, sondern in allen
katholischen Ländern der Welt, die finsteren Mächte, und deren Helfershelfer


Hoffnung blieb Rom mit seinen Jesuiten, und sonstigen Creaturen. Aber der
Papst hatte bei dem letzten Spiele seine weltliche Herrschaft, als Einsatz ver¬
loren; und auf die geistliche Herrschaft geben solche praktische Leute, wie die
in Rede stehenden, gar nicht viel. Sie wissen recht wohl, daß wirkliche,
nicht eingebildete Waffen dazu gehören, um wirkliche Wunden zu schlagen
und körperliche Feinde zu besiegen. Diese Waffen aber hatte Victor Emanuel.
dem Papste eben aus den Händen gewunden, und. obgleich er ihm alle seine
geistlichen Donner und Blitze gelassen, ihn thatsächlich unschädlich gemacht.
Was also thun? Wo die vielen Fäden, die man so lange Jahre hindurch
im Dunkeln gesponnen, und welche nun der „eiserne Graf" so rücksichtslos
mit einem einzigen kühnen Griff entzwei gerissen, wieder anknüpfen? Andere
wären hier sicher verzweifelt. Aber diese Leute verzweifeln nie. ^ d6tÄut äg
grives on manM ass merlss. Von dieser Stunde an begann aufs neue
das Ränkeschmieden im Dunkeln.

Wir haben in einem vorhergehenden Artikel versucht, den deutschen Leser
über verschiedene von den Ränken, an denen hier gesponnen wird, ins Klare
zu setzen, und haben beigefügt, daß dieselben bei uns nimmer recht verschlagen
wollen, nachdem deutscher Einfluß mehr und mehr zur Geltung bei uns ge¬
kommen. Doch, wie es scheint, hat der theilweise Sieg ihrer finstern Genossen
bet den neulichen deutschen Neichstagswahlen unsere Dunkelmänner wieder
einigermaßen ermuthigt. Wieder fühlt der Eingeweihte das rüstige Weben
und Schaffen der finstern, unterirdischen Ränkeschmiede bei uns. In unserer
Kammer sitzt nämlich noch immer eine tüchtige Anzahl von Fransquillons
und Creaturen unserer Jesuiten. Diese haben, in Hinsicht auf die Macht
und den klar ausgesprochenen Willen Deutschlands, sich bis zu dieser Stunde
noch immer gehütet, offen gegen Deutschland und seine Interessen aufzutre¬
ten. Sie wissen zu wohl, wohin das führen könnte, und haben unsere sogenannte
Unabhängigkeit einstweilen noch viel zu lieb, um sie so mir nichts, dir nichts
zu gefährden. Auf dem geraden Weg. das wissen sie alle, läßt sich hier
nichts thun. So wird denn seit lange schon auf Umwege gesonnen, die zum
Zweck führen sollen. Auch in unserer Regierung selbst sitzen vielleicht verschiedene
Fransquillons, oder doch Männer, welche die Fransquillons zu den Ihrigen
zählen, und auf deren stillschweigendes Einverständniß sie glauben zählen zu dürfen.
Die Revanche, die von Frankreich und unsern Fransquillons so heiß ersehnte,
will ihnen nun ein für allemal nicht wieder aus dem Kopfe. Das begreift
sich: sie haben ihre letzte Hoffnung auf diese Revanche gesetzt. Diese Hoffnung
in Dunst zerronnen, was bleibt ihnen? Die Verzweiflung. Um nun aber
die so heiß ersehnte Revanche möglich zu machen, und so bald als möglich
herbeizuführen, sollen sich nicht allein in Frankreich selbst, sondern in allen
katholischen Ländern der Welt, die finsteren Mächte, und deren Helfershelfer


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[0403] Hoffnung blieb Rom mit seinen Jesuiten, und sonstigen Creaturen. Aber der Papst hatte bei dem letzten Spiele seine weltliche Herrschaft, als Einsatz ver¬ loren; und auf die geistliche Herrschaft geben solche praktische Leute, wie die in Rede stehenden, gar nicht viel. Sie wissen recht wohl, daß wirkliche, nicht eingebildete Waffen dazu gehören, um wirkliche Wunden zu schlagen und körperliche Feinde zu besiegen. Diese Waffen aber hatte Victor Emanuel. dem Papste eben aus den Händen gewunden, und. obgleich er ihm alle seine geistlichen Donner und Blitze gelassen, ihn thatsächlich unschädlich gemacht. Was also thun? Wo die vielen Fäden, die man so lange Jahre hindurch im Dunkeln gesponnen, und welche nun der „eiserne Graf" so rücksichtslos mit einem einzigen kühnen Griff entzwei gerissen, wieder anknüpfen? Andere wären hier sicher verzweifelt. Aber diese Leute verzweifeln nie. ^ d6tÄut äg grives on manM ass merlss. Von dieser Stunde an begann aufs neue das Ränkeschmieden im Dunkeln. Wir haben in einem vorhergehenden Artikel versucht, den deutschen Leser über verschiedene von den Ränken, an denen hier gesponnen wird, ins Klare zu setzen, und haben beigefügt, daß dieselben bei uns nimmer recht verschlagen wollen, nachdem deutscher Einfluß mehr und mehr zur Geltung bei uns ge¬ kommen. Doch, wie es scheint, hat der theilweise Sieg ihrer finstern Genossen bet den neulichen deutschen Neichstagswahlen unsere Dunkelmänner wieder einigermaßen ermuthigt. Wieder fühlt der Eingeweihte das rüstige Weben und Schaffen der finstern, unterirdischen Ränkeschmiede bei uns. In unserer Kammer sitzt nämlich noch immer eine tüchtige Anzahl von Fransquillons und Creaturen unserer Jesuiten. Diese haben, in Hinsicht auf die Macht und den klar ausgesprochenen Willen Deutschlands, sich bis zu dieser Stunde noch immer gehütet, offen gegen Deutschland und seine Interessen aufzutre¬ ten. Sie wissen zu wohl, wohin das führen könnte, und haben unsere sogenannte Unabhängigkeit einstweilen noch viel zu lieb, um sie so mir nichts, dir nichts zu gefährden. Auf dem geraden Weg. das wissen sie alle, läßt sich hier nichts thun. So wird denn seit lange schon auf Umwege gesonnen, die zum Zweck führen sollen. Auch in unserer Regierung selbst sitzen vielleicht verschiedene Fransquillons, oder doch Männer, welche die Fransquillons zu den Ihrigen zählen, und auf deren stillschweigendes Einverständniß sie glauben zählen zu dürfen. Die Revanche, die von Frankreich und unsern Fransquillons so heiß ersehnte, will ihnen nun ein für allemal nicht wieder aus dem Kopfe. Das begreift sich: sie haben ihre letzte Hoffnung auf diese Revanche gesetzt. Diese Hoffnung in Dunst zerronnen, was bleibt ihnen? Die Verzweiflung. Um nun aber die so heiß ersehnte Revanche möglich zu machen, und so bald als möglich herbeizuführen, sollen sich nicht allein in Frankreich selbst, sondern in allen katholischen Ländern der Welt, die finsteren Mächte, und deren Helfershelfer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/403>, abgerufen am 02.10.2024.