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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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rühren, wühlen und Hetzen, und damit dieses um so gefahrloser geschehen
könne, soll die bewaffnete Macht überall, entweder für die Bestrebungen der
Dunkelmänner gewonnen, oder aber auf ein Minimum reduzirt werden,
dessen Bewältigung man hoffen kann. Unsere Dunkelmänner wissen recht
wohl, daß in unserem Lande, das heute mit Deutschland in einer so innigen
Verbindung steht, keine Möglichkeit vorhanden ist, die bewaffnete Macht (die
zwar unbedeutend, aber doch einstweilen wohl noch stark genug für unser
Land ist) für sich zu gewinnen. Also soll sie abgeschafft werden. Die Finster¬
linge haben ihre gehorsamen Strohmänner in unserer Kammer, wie überall.
Von diesen Strohmännern ist nun in der Kammer der Antrag gestellt wor¬
den, wirklich unser Jägercorps aufzulösen und nach Hause zu schicken. Doch
wie sagten schon die Alten: "Hufen vult xsräLro ^uMsr dömenwt." In
ihrer blinden Wuth und Rachsucht kehren die Herren ihren Stachel wider
sich selbst. Unser König Großherzog und sein Statthalter, unser Prinz Hein¬
rich, sowie auch unser Herr Staatsminister, der sich als wirklichen Staats¬
mann mehrmals vor dem Lande bewiesen, werden nie in die Auflösung un¬
seres Jägercorps, das für die Ruhe und Sicherheit unseres Landes die einzige
sichere Bürgschaft bietet, willigen. Denn das hieße das Land thatsächlich
den finstern, auf den Umsturz alles Bestehenden hinarbeitenden Mächten, die
noch vor Kurzem unser ganzes Land fast unumschränkt beherrschten, wieder
an Händen und Füßen gebunden, überantworten. Das aber wird kein Fürst
thun, der sein Volk liebt und daß unser Prinz Statthalter die Luxemburger
tief im Herzen trägt, das hat er hundertmal laut und feierlich vor dem
ganzen Lande und vor der Welt erklärt. Seinem fürstlichen Worte schenken
wir gerne Glauben, und haben zu seiner Einsicht das feste Vertrauen, daß
er die Tragweite der von den Creaturen der Dunkelmänner in unsrer Kammer
beantragten unpatriotischen, und unftaatsklugen Maßregel einsieht, und nie
seine Einwilligung zu derselben ertheilen wird. -- --

Um ihre Stärke zu prüfen, und ihre Creaturen und blinden Werkzeuge
zu zählen, haben unsre Dunkelmänner bereits mehrere sogenannte Kravatte
versuchsweise in Scene gesetzt. Bald in Gestalt eines großen, lärmenden
Festzugs zu Ehren des Bischofs, bald in Form einer anderen großartigen, etwa
musikalischen Feierlichkeit, wobei ihre Helfershelfer die erste Geige spielten.
Ja sogar ernstere, und weit bedeutsamere, längere Zeit andauernde Zusam¬
menrottungen. Volkskravalle. kurz aller denkbare Skandal, wurden in Scene
gesetzt, wobei die erregten Massen mit der Polizei in sehr innige Berührung
kamen. Es kam sogar so weit, daß von oben herab Ruhe befohlen, und dem
Skandal ein Ende gemacht werden mußte, indem die Local-Polizei nicht stark
genug war, dem Unwesen zu steuern. -- Hätte damals unsere Regierung nicht
mit der bewaffneten Macht, d. h. mit unserm Jägercorps, drohen können, so


rühren, wühlen und Hetzen, und damit dieses um so gefahrloser geschehen
könne, soll die bewaffnete Macht überall, entweder für die Bestrebungen der
Dunkelmänner gewonnen, oder aber auf ein Minimum reduzirt werden,
dessen Bewältigung man hoffen kann. Unsere Dunkelmänner wissen recht
wohl, daß in unserem Lande, das heute mit Deutschland in einer so innigen
Verbindung steht, keine Möglichkeit vorhanden ist, die bewaffnete Macht (die
zwar unbedeutend, aber doch einstweilen wohl noch stark genug für unser
Land ist) für sich zu gewinnen. Also soll sie abgeschafft werden. Die Finster¬
linge haben ihre gehorsamen Strohmänner in unserer Kammer, wie überall.
Von diesen Strohmännern ist nun in der Kammer der Antrag gestellt wor¬
den, wirklich unser Jägercorps aufzulösen und nach Hause zu schicken. Doch
wie sagten schon die Alten: „Hufen vult xsräLro ^uMsr dömenwt." In
ihrer blinden Wuth und Rachsucht kehren die Herren ihren Stachel wider
sich selbst. Unser König Großherzog und sein Statthalter, unser Prinz Hein¬
rich, sowie auch unser Herr Staatsminister, der sich als wirklichen Staats¬
mann mehrmals vor dem Lande bewiesen, werden nie in die Auflösung un¬
seres Jägercorps, das für die Ruhe und Sicherheit unseres Landes die einzige
sichere Bürgschaft bietet, willigen. Denn das hieße das Land thatsächlich
den finstern, auf den Umsturz alles Bestehenden hinarbeitenden Mächten, die
noch vor Kurzem unser ganzes Land fast unumschränkt beherrschten, wieder
an Händen und Füßen gebunden, überantworten. Das aber wird kein Fürst
thun, der sein Volk liebt und daß unser Prinz Statthalter die Luxemburger
tief im Herzen trägt, das hat er hundertmal laut und feierlich vor dem
ganzen Lande und vor der Welt erklärt. Seinem fürstlichen Worte schenken
wir gerne Glauben, und haben zu seiner Einsicht das feste Vertrauen, daß
er die Tragweite der von den Creaturen der Dunkelmänner in unsrer Kammer
beantragten unpatriotischen, und unftaatsklugen Maßregel einsieht, und nie
seine Einwilligung zu derselben ertheilen wird. — —

Um ihre Stärke zu prüfen, und ihre Creaturen und blinden Werkzeuge
zu zählen, haben unsre Dunkelmänner bereits mehrere sogenannte Kravatte
versuchsweise in Scene gesetzt. Bald in Gestalt eines großen, lärmenden
Festzugs zu Ehren des Bischofs, bald in Form einer anderen großartigen, etwa
musikalischen Feierlichkeit, wobei ihre Helfershelfer die erste Geige spielten.
Ja sogar ernstere, und weit bedeutsamere, längere Zeit andauernde Zusam¬
menrottungen. Volkskravalle. kurz aller denkbare Skandal, wurden in Scene
gesetzt, wobei die erregten Massen mit der Polizei in sehr innige Berührung
kamen. Es kam sogar so weit, daß von oben herab Ruhe befohlen, und dem
Skandal ein Ende gemacht werden mußte, indem die Local-Polizei nicht stark
genug war, dem Unwesen zu steuern. — Hätte damals unsere Regierung nicht
mit der bewaffneten Macht, d. h. mit unserm Jägercorps, drohen können, so


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/404>, abgerufen am 02.10.2024.