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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Zügen, mit feiner alten Burg "am Hofe", mit seinem hohen Markte nachzu¬
gehen; dann die große Erweiterung der Stadt unter den Babenbergern, be¬
ginnend mit Heinrich Jasomirgott (seit 1141--1177), abgeschlossen zunächst
unter Leopold dem Glorreicher (seit 1200), zu verfolgen; die glänzenden
Bauten, besonders des 14. Jahrhunderts unter Rudolf dem Stifter, voran
den großartigen gothischen Fortbau und die Erweiterung des außerhalb des
ältesten Wiens befindlichen Se. Stephan, all die Stiftungen, welche von
Klöstern, von Ritter-Orden, von den Herzogen auf ihrem neuen Sitz in der
jetzigen Burg, endlich vom Bürgerthum eines als Reichsstadt sich fühlenden
Gemeinwesens ausgegangen sind, im Zusammenhang auch unter der Hülle
einer ganz andern Zeit noch zu betrachten; dabei das neue frische Leben, das,
Dank Männern wie Baumeister Ernst Schmidt, Dank dem thätigen Alter¬
thumsverein und der k. k. Centralcommission für Erhaltung der Baudenkmale,
überall in der Herstellung des übertünchten, verwerten, versteckten gothischen
Styls, in dem Ausbau des Unvollendeten, (sie!) kennen zu lernen." Ist es
nicht, als sollte man dem, der in solcher Weise schreibt, fortwährend helfend
beispringen und ihm zurufen: "Schreib' doch so oder so, dann verstehen's
die Leute aufs erste und nicht erst auf's dritte mal?" Aber auch im Einzelnen
treten uns fast auf jeder Seite Proben der wunderlichsten Unbeholfenheit entgegen.
Gleich S. 1: "An und für sich gehört eine Fahrt durch das Württemoerger
Land zu den anmuthigsten, unterhaltendsten Eisenbahnstrecken in deutschen
Landen/' S. 4: "einzelne ägyptische Dinge und assyrische Reliefplatten."
S. 10: "Der Fremde trägt auch hier in 20 Proc. Steuerzuschlag zum Billet
zur Erleichterung österreichischer Staatslasten bei." S. 21: "Einige Schwie¬
rigkeit kostet es hinter der großartigen Thorhalle der Franz-Josephs-Caserne,
hinter dem frischen Leben der wohleingerichteten PostHöfe im alten Barbara¬
stist durch wirkliche Ecken zu dem bescheidenen Universitätsplatz sich durchzu-
finden, und vergeblich nach den Räumen der altberühmten, dem gothischen
Stephansdom gleichaltrigen Universität zu fragen." S. 64: "Eine riesige,
achtseitige, korinthische Borhalle mit Giebel und Giebelgruppe öffnet auch am
Stephanstag nicht gastlich ihre Thüren." S. 75: "Freudig werden stattliche
Kirchthürme, wenn auch in der uns wohlbekannten Glockenform mit Knopf,
einzelne spitze Thürme in der weiten Fruchtebene begrüßt." Ja, selbst an
derben grammatischen Verstößen ist kein Mangel. So z. B. S. 4: "Die Be¬
nützung der Glyptothek wird in dankenswerther Weise in dem Katalog
Brunns unterstützt." S. 7: "ein herrlicher Blick in die Hochgebirge Salz¬
kammerguts, zu dem ernsten Dachstein und seinen Genossen und mit dem
weit vortretenden Riesen des Traunstein am östlichen Ende." S. 12: "Das
trefflichste Steinmaterial hat man hier in der nächsten Nähe; die Berge.
an der Nordseite des Flusses nahe herangerückt, bieten sie in ausgedehnten


Grenzboten I. 1874. 33

Zügen, mit feiner alten Burg „am Hofe", mit seinem hohen Markte nachzu¬
gehen; dann die große Erweiterung der Stadt unter den Babenbergern, be¬
ginnend mit Heinrich Jasomirgott (seit 1141—1177), abgeschlossen zunächst
unter Leopold dem Glorreicher (seit 1200), zu verfolgen; die glänzenden
Bauten, besonders des 14. Jahrhunderts unter Rudolf dem Stifter, voran
den großartigen gothischen Fortbau und die Erweiterung des außerhalb des
ältesten Wiens befindlichen Se. Stephan, all die Stiftungen, welche von
Klöstern, von Ritter-Orden, von den Herzogen auf ihrem neuen Sitz in der
jetzigen Burg, endlich vom Bürgerthum eines als Reichsstadt sich fühlenden
Gemeinwesens ausgegangen sind, im Zusammenhang auch unter der Hülle
einer ganz andern Zeit noch zu betrachten; dabei das neue frische Leben, das,
Dank Männern wie Baumeister Ernst Schmidt, Dank dem thätigen Alter¬
thumsverein und der k. k. Centralcommission für Erhaltung der Baudenkmale,
überall in der Herstellung des übertünchten, verwerten, versteckten gothischen
Styls, in dem Ausbau des Unvollendeten, (sie!) kennen zu lernen." Ist es
nicht, als sollte man dem, der in solcher Weise schreibt, fortwährend helfend
beispringen und ihm zurufen: „Schreib' doch so oder so, dann verstehen's
die Leute aufs erste und nicht erst auf's dritte mal?" Aber auch im Einzelnen
treten uns fast auf jeder Seite Proben der wunderlichsten Unbeholfenheit entgegen.
Gleich S. 1: „An und für sich gehört eine Fahrt durch das Württemoerger
Land zu den anmuthigsten, unterhaltendsten Eisenbahnstrecken in deutschen
Landen/' S. 4: „einzelne ägyptische Dinge und assyrische Reliefplatten."
S. 10: „Der Fremde trägt auch hier in 20 Proc. Steuerzuschlag zum Billet
zur Erleichterung österreichischer Staatslasten bei." S. 21: „Einige Schwie¬
rigkeit kostet es hinter der großartigen Thorhalle der Franz-Josephs-Caserne,
hinter dem frischen Leben der wohleingerichteten PostHöfe im alten Barbara¬
stist durch wirkliche Ecken zu dem bescheidenen Universitätsplatz sich durchzu-
finden, und vergeblich nach den Räumen der altberühmten, dem gothischen
Stephansdom gleichaltrigen Universität zu fragen." S. 64: „Eine riesige,
achtseitige, korinthische Borhalle mit Giebel und Giebelgruppe öffnet auch am
Stephanstag nicht gastlich ihre Thüren." S. 75: „Freudig werden stattliche
Kirchthürme, wenn auch in der uns wohlbekannten Glockenform mit Knopf,
einzelne spitze Thürme in der weiten Fruchtebene begrüßt." Ja, selbst an
derben grammatischen Verstößen ist kein Mangel. So z. B. S. 4: „Die Be¬
nützung der Glyptothek wird in dankenswerther Weise in dem Katalog
Brunns unterstützt." S. 7: „ein herrlicher Blick in die Hochgebirge Salz¬
kammerguts, zu dem ernsten Dachstein und seinen Genossen und mit dem
weit vortretenden Riesen des Traunstein am östlichen Ende." S. 12: „Das
trefflichste Steinmaterial hat man hier in der nächsten Nähe; die Berge.
an der Nordseite des Flusses nahe herangerückt, bieten sie in ausgedehnten


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[0263] Zügen, mit feiner alten Burg „am Hofe", mit seinem hohen Markte nachzu¬ gehen; dann die große Erweiterung der Stadt unter den Babenbergern, be¬ ginnend mit Heinrich Jasomirgott (seit 1141—1177), abgeschlossen zunächst unter Leopold dem Glorreicher (seit 1200), zu verfolgen; die glänzenden Bauten, besonders des 14. Jahrhunderts unter Rudolf dem Stifter, voran den großartigen gothischen Fortbau und die Erweiterung des außerhalb des ältesten Wiens befindlichen Se. Stephan, all die Stiftungen, welche von Klöstern, von Ritter-Orden, von den Herzogen auf ihrem neuen Sitz in der jetzigen Burg, endlich vom Bürgerthum eines als Reichsstadt sich fühlenden Gemeinwesens ausgegangen sind, im Zusammenhang auch unter der Hülle einer ganz andern Zeit noch zu betrachten; dabei das neue frische Leben, das, Dank Männern wie Baumeister Ernst Schmidt, Dank dem thätigen Alter¬ thumsverein und der k. k. Centralcommission für Erhaltung der Baudenkmale, überall in der Herstellung des übertünchten, verwerten, versteckten gothischen Styls, in dem Ausbau des Unvollendeten, (sie!) kennen zu lernen." Ist es nicht, als sollte man dem, der in solcher Weise schreibt, fortwährend helfend beispringen und ihm zurufen: „Schreib' doch so oder so, dann verstehen's die Leute aufs erste und nicht erst auf's dritte mal?" Aber auch im Einzelnen treten uns fast auf jeder Seite Proben der wunderlichsten Unbeholfenheit entgegen. Gleich S. 1: „An und für sich gehört eine Fahrt durch das Württemoerger Land zu den anmuthigsten, unterhaltendsten Eisenbahnstrecken in deutschen Landen/' S. 4: „einzelne ägyptische Dinge und assyrische Reliefplatten." S. 10: „Der Fremde trägt auch hier in 20 Proc. Steuerzuschlag zum Billet zur Erleichterung österreichischer Staatslasten bei." S. 21: „Einige Schwie¬ rigkeit kostet es hinter der großartigen Thorhalle der Franz-Josephs-Caserne, hinter dem frischen Leben der wohleingerichteten PostHöfe im alten Barbara¬ stist durch wirkliche Ecken zu dem bescheidenen Universitätsplatz sich durchzu- finden, und vergeblich nach den Räumen der altberühmten, dem gothischen Stephansdom gleichaltrigen Universität zu fragen." S. 64: „Eine riesige, achtseitige, korinthische Borhalle mit Giebel und Giebelgruppe öffnet auch am Stephanstag nicht gastlich ihre Thüren." S. 75: „Freudig werden stattliche Kirchthürme, wenn auch in der uns wohlbekannten Glockenform mit Knopf, einzelne spitze Thürme in der weiten Fruchtebene begrüßt." Ja, selbst an derben grammatischen Verstößen ist kein Mangel. So z. B. S. 4: „Die Be¬ nützung der Glyptothek wird in dankenswerther Weise in dem Katalog Brunns unterstützt." S. 7: „ein herrlicher Blick in die Hochgebirge Salz¬ kammerguts, zu dem ernsten Dachstein und seinen Genossen und mit dem weit vortretenden Riesen des Traunstein am östlichen Ende." S. 12: „Das trefflichste Steinmaterial hat man hier in der nächsten Nähe; die Berge. an der Nordseite des Flusses nahe herangerückt, bieten sie in ausgedehnten Grenzboten I. 1874. 33

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/263>, abgerufen am 25.12.2024.