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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Steinbrüchen dar." S. 16: "DieKampfstatte christlicher Völker mit dem die
Donau heraufdringenden Islam." S. 28: "Jene Versä-umniß der früheren
Decennien für große Faktoren des geistigen Lebens." S. 29: "in der stolzen
Reihe seiner Privatsammlungen an Gemälden." Das ist nur eine
kleine Auslese aus den ersten zwei, drei Capiteln, die wir sofort verdoppeln,
ja verdreifachen könnten. Dazu kommt, daß Stark nie recht weiß, ob er
eigentlich erzählen oder schildern soll und daher fortwährend in die greuligste
Confusion der Tempora geräth. So heißt es z. B. S. 25: "Die Copie des
Theseustempels im Volksgarten ist eine recht hübsche Vergegenwärtigung
dieses wohlerhaltenen harmonisch wirkenden kleinen Bauwerkes, dessen wir
uns auf dem Boden Athens bald erfreuen sollen." Hier befindet sich
also der Verfasser noch in Wien und stellt sich vor, daß er nächstens nach
Athen kommen werde. S. 44 aber heißt es: "Die Anwendung der Grafitti
wie der Terraeottamedaillons geben der Außenseite des neuen Museums einen
besonderen Reiz, eine edle Zurückhaltung in der Decoration. Wie mag es
in diesem schönen, überdeckten Hofe, wie in den Sälen mit Oberlicht, in all
den wohlberechneten Räumen für Zeichner, für die Lektüre, für Beschauung
jetzt schon wohnlich und einladend zum Studium sich weilen lassen!" Hier
sitzt also der Verfasser plötzlich in Heidelberg in seiner Studierstube, und die
ganze Reise liegt hinter ihm. Endlich fehlt es auch, trotz der beigegebenen
"Berichtigungen", nicht an fatalen Druckfehlern, die nicht berichtigt sind; der
schlimmste ist wohl S. 36 "Grabstelle" für "Grabstele".

Wir bedauern es aufrichtig, daß wir genöthigt waren, an die Besprechung
eines sachlich so werthvollen Buches ein so ärgerliches Sündenregister von
Formverstößen anzuhängen. Aber der Verfasser dieses Buches ist gar zu
wenig der Vorschrift des großen Schöpfers seiner Wissenschaft eingedenk ge¬
wesen, "über das Schöne nur schön zu schreiben." Jeden, der über Stark's
Buch nicht hinwegjagt wie über einen lumpigen Roman, sondern der es mit
dem Bedacht und der Aufmerksamkeit liest, die es beanspruchen darf, wird es
große Selbstüberwindung kosten, sich hindurchzuarbeiten. Mehr als einmal
sind wir in Versuchung gewesen, das Buch für immer bei Seite zu legen.
Dennoch bereuen wir es nicht, alle derartigen Anwandlungen niedergekämpft
zu haben; die späteren Capitel namentlich haben unsere Standhaftigkeit reich
belohnt.

Schließlich sei noch erwähnt, daß die Verlagshandlung dem Buche eine
Karte der Umgebung von Troia beigegeben hat und außerdem die photo¬
graphische Abbildung (Lichtdruck) eines jener unvergleichlich schönen und mit
einer Fülle von Pietät, Kunst und Poesie geschmückten Grabsteine, die na¬
mentlich seit 1870 bei dem athenischen Kirchlew Hagia Triada so zahlreich
G. W. ausgegraben worden sind.




Steinbrüchen dar." S. 16: „DieKampfstatte christlicher Völker mit dem die
Donau heraufdringenden Islam." S. 28: „Jene Versä-umniß der früheren
Decennien für große Faktoren des geistigen Lebens." S. 29: „in der stolzen
Reihe seiner Privatsammlungen an Gemälden." Das ist nur eine
kleine Auslese aus den ersten zwei, drei Capiteln, die wir sofort verdoppeln,
ja verdreifachen könnten. Dazu kommt, daß Stark nie recht weiß, ob er
eigentlich erzählen oder schildern soll und daher fortwährend in die greuligste
Confusion der Tempora geräth. So heißt es z. B. S. 25: „Die Copie des
Theseustempels im Volksgarten ist eine recht hübsche Vergegenwärtigung
dieses wohlerhaltenen harmonisch wirkenden kleinen Bauwerkes, dessen wir
uns auf dem Boden Athens bald erfreuen sollen." Hier befindet sich
also der Verfasser noch in Wien und stellt sich vor, daß er nächstens nach
Athen kommen werde. S. 44 aber heißt es: „Die Anwendung der Grafitti
wie der Terraeottamedaillons geben der Außenseite des neuen Museums einen
besonderen Reiz, eine edle Zurückhaltung in der Decoration. Wie mag es
in diesem schönen, überdeckten Hofe, wie in den Sälen mit Oberlicht, in all
den wohlberechneten Räumen für Zeichner, für die Lektüre, für Beschauung
jetzt schon wohnlich und einladend zum Studium sich weilen lassen!" Hier
sitzt also der Verfasser plötzlich in Heidelberg in seiner Studierstube, und die
ganze Reise liegt hinter ihm. Endlich fehlt es auch, trotz der beigegebenen
„Berichtigungen", nicht an fatalen Druckfehlern, die nicht berichtigt sind; der
schlimmste ist wohl S. 36 „Grabstelle" für „Grabstele".

Wir bedauern es aufrichtig, daß wir genöthigt waren, an die Besprechung
eines sachlich so werthvollen Buches ein so ärgerliches Sündenregister von
Formverstößen anzuhängen. Aber der Verfasser dieses Buches ist gar zu
wenig der Vorschrift des großen Schöpfers seiner Wissenschaft eingedenk ge¬
wesen, „über das Schöne nur schön zu schreiben." Jeden, der über Stark's
Buch nicht hinwegjagt wie über einen lumpigen Roman, sondern der es mit
dem Bedacht und der Aufmerksamkeit liest, die es beanspruchen darf, wird es
große Selbstüberwindung kosten, sich hindurchzuarbeiten. Mehr als einmal
sind wir in Versuchung gewesen, das Buch für immer bei Seite zu legen.
Dennoch bereuen wir es nicht, alle derartigen Anwandlungen niedergekämpft
zu haben; die späteren Capitel namentlich haben unsere Standhaftigkeit reich
belohnt.

Schließlich sei noch erwähnt, daß die Verlagshandlung dem Buche eine
Karte der Umgebung von Troia beigegeben hat und außerdem die photo¬
graphische Abbildung (Lichtdruck) eines jener unvergleichlich schönen und mit
einer Fülle von Pietät, Kunst und Poesie geschmückten Grabsteine, die na¬
mentlich seit 1870 bei dem athenischen Kirchlew Hagia Triada so zahlreich
G. W. ausgegraben worden sind.




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[0264] Steinbrüchen dar." S. 16: „DieKampfstatte christlicher Völker mit dem die Donau heraufdringenden Islam." S. 28: „Jene Versä-umniß der früheren Decennien für große Faktoren des geistigen Lebens." S. 29: „in der stolzen Reihe seiner Privatsammlungen an Gemälden." Das ist nur eine kleine Auslese aus den ersten zwei, drei Capiteln, die wir sofort verdoppeln, ja verdreifachen könnten. Dazu kommt, daß Stark nie recht weiß, ob er eigentlich erzählen oder schildern soll und daher fortwährend in die greuligste Confusion der Tempora geräth. So heißt es z. B. S. 25: „Die Copie des Theseustempels im Volksgarten ist eine recht hübsche Vergegenwärtigung dieses wohlerhaltenen harmonisch wirkenden kleinen Bauwerkes, dessen wir uns auf dem Boden Athens bald erfreuen sollen." Hier befindet sich also der Verfasser noch in Wien und stellt sich vor, daß er nächstens nach Athen kommen werde. S. 44 aber heißt es: „Die Anwendung der Grafitti wie der Terraeottamedaillons geben der Außenseite des neuen Museums einen besonderen Reiz, eine edle Zurückhaltung in der Decoration. Wie mag es in diesem schönen, überdeckten Hofe, wie in den Sälen mit Oberlicht, in all den wohlberechneten Räumen für Zeichner, für die Lektüre, für Beschauung jetzt schon wohnlich und einladend zum Studium sich weilen lassen!" Hier sitzt also der Verfasser plötzlich in Heidelberg in seiner Studierstube, und die ganze Reise liegt hinter ihm. Endlich fehlt es auch, trotz der beigegebenen „Berichtigungen", nicht an fatalen Druckfehlern, die nicht berichtigt sind; der schlimmste ist wohl S. 36 „Grabstelle" für „Grabstele". Wir bedauern es aufrichtig, daß wir genöthigt waren, an die Besprechung eines sachlich so werthvollen Buches ein so ärgerliches Sündenregister von Formverstößen anzuhängen. Aber der Verfasser dieses Buches ist gar zu wenig der Vorschrift des großen Schöpfers seiner Wissenschaft eingedenk ge¬ wesen, „über das Schöne nur schön zu schreiben." Jeden, der über Stark's Buch nicht hinwegjagt wie über einen lumpigen Roman, sondern der es mit dem Bedacht und der Aufmerksamkeit liest, die es beanspruchen darf, wird es große Selbstüberwindung kosten, sich hindurchzuarbeiten. Mehr als einmal sind wir in Versuchung gewesen, das Buch für immer bei Seite zu legen. Dennoch bereuen wir es nicht, alle derartigen Anwandlungen niedergekämpft zu haben; die späteren Capitel namentlich haben unsere Standhaftigkeit reich belohnt. Schließlich sei noch erwähnt, daß die Verlagshandlung dem Buche eine Karte der Umgebung von Troia beigegeben hat und außerdem die photo¬ graphische Abbildung (Lichtdruck) eines jener unvergleichlich schönen und mit einer Fülle von Pietät, Kunst und Poesie geschmückten Grabsteine, die na¬ mentlich seit 1870 bei dem athenischen Kirchlew Hagia Triada so zahlreich G. W. ausgegraben worden sind.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/264>, abgerufen am 25.12.2024.