Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.die Candidaten der gemäßigten Partei, an ihrer Spitze der bekannte ehemalige ") Ist geschehen, und hat auch hier jun Sieg der Candidaten der gemäßigten Partei ge<
D. Red. führt. die Candidaten der gemäßigten Partei, an ihrer Spitze der bekannte ehemalige ") Ist geschehen, und hat auch hier jun Sieg der Candidaten der gemäßigten Partei ge<
D. Red. führt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0045" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192848"/> <p xml:id="ID_118" prev="#ID_117" next="#ID_119"> die Candidaten der gemäßigten Partei, an ihrer Spitze der bekannte ehemalige<lb/> intermistische Maire Klein, dem abgesetzten Bürgermeister Lauts und seinen<lb/> drei Adjuncten Goguel, Hueber und Weyer unterlagen. Die anständigen<lb/> Minoritäten, welche jene trotzdem auf sich vereinigten, würden, wenn auch<lb/> nicht gerade zu Majoritäten geworden, so doch weit stärker gewesen sein, wenn<lb/> das eingewanderte deutsche Element mehr Eifer und Wachsamkeit bewiesen<lb/> hätte. Bei weitem die meisten dieser Herren hatten es seinerzeit versäumt, die<lb/> unter der Lauts'schen Gemeindeverwaltung zusammengestellte Wählerliste einzig<lb/> sehen und wunderten sich nur, daß ihnen, da ihre Namen fehlten, keine<lb/> Wählerkarten zugestellt wurden. Aehnlich ist es den Deutschen in Metz<lb/> ergangen. Dort hat dann die „reichsfreundliche Partei" noch im letzten Augen¬<lb/> blicke einen Protest gegen die Mangelhaftigkeit der Wählerlisten erlassen und<lb/> allgemeine Wahlenthaltung der Deutschen angeordnet. Damit hat sie freilich<lb/> ganz und gar nichts gewonnen, aber diese Abstention, wie auch die schwache<lb/> Wahlbetheiligung der Straßburger Deutschen, hat wenigstens den Vortheil,<lb/> daß das Wahlresultat von den Franzosen nicht als ein durch die Einmischung<lb/> der Fremden gefälschtes dargestellt werden kann. Am thätigsten, aber auch<lb/> am ungeschicktesten ist das deutsche Element in.Mühlhausen vorgegangen.<lb/> Eine dortige Notabelnversammlung hatte sich im Prinzip für Wahlbetheiligung<lb/> ausgesprochen, es war ihr aber nicht gleich gelungen, eine Candidatenliste<lb/> aufzustellen. Da hielten es die Ein gewanderter für angezeigt, den Einhei¬<lb/> mischen die Mühe abzunehmen. Eine von ihnen veranstaltete Wählerversamm¬<lb/> lung bestellte eine ausschließlich aus Deutschen zusammengesetzte Commission<lb/> zur Entwerfung der Candidatenliste. Führer der Versammlung war der Re¬<lb/> dakteur der offiziösen „Neuen Muth. Zeitung", eines Blattes, welches von<lb/> jeher an Verhöhnung gewisser Sympathieen der Müläuser Bürgerschaft das<lb/> Möglichste geleistet hat. Was Wunder, wenn sich ein Eingeborner nach dem<lb/> andern dafür bedankte, auf der Candidatenliste der genannten Commission<lb/> zu figuriren? Unter den Namen , welche dieselbe schließlich in Vorschlag<lb/> brachte, befand sich kein einziger aus der Stadt Mülhausen selbst; sie waren<lb/> sämmtlich mit Mühe und Noth in der Umgegend zusammengelesen. Die Folge<lb/> war, daß die Deutschen fast ganz allein an der Wahlurne erschienen. Für<lb/> die heute beginnende Nachwahl wird sich die eingeborene Wählerschaft hoffent¬<lb/> lich besser vorbereitet haben/) — Da wir übrigens einmal von Ungeschicklichkeit<lb/> reden, zu bemerken so sei uns nebenbei gestattet, daß das Flugblatt, welches „die<lb/> wahre Elsässer Liga" im Gegensatz zurl-i^n«? ä'^Isaac erließ, in den Augen unserer<lb/> Bevölkerung sicherlich nicht an Werth gewann dadurch, daß es, wie auf ihm</p><lb/> <note xml:id="FID_72" place="foot"> ") Ist geschehen, und hat auch hier jun Sieg der Candidaten der gemäßigten Partei ge<<lb/><note type="byline"> D. Red.</note> führt. </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0045]
die Candidaten der gemäßigten Partei, an ihrer Spitze der bekannte ehemalige
intermistische Maire Klein, dem abgesetzten Bürgermeister Lauts und seinen
drei Adjuncten Goguel, Hueber und Weyer unterlagen. Die anständigen
Minoritäten, welche jene trotzdem auf sich vereinigten, würden, wenn auch
nicht gerade zu Majoritäten geworden, so doch weit stärker gewesen sein, wenn
das eingewanderte deutsche Element mehr Eifer und Wachsamkeit bewiesen
hätte. Bei weitem die meisten dieser Herren hatten es seinerzeit versäumt, die
unter der Lauts'schen Gemeindeverwaltung zusammengestellte Wählerliste einzig
sehen und wunderten sich nur, daß ihnen, da ihre Namen fehlten, keine
Wählerkarten zugestellt wurden. Aehnlich ist es den Deutschen in Metz
ergangen. Dort hat dann die „reichsfreundliche Partei" noch im letzten Augen¬
blicke einen Protest gegen die Mangelhaftigkeit der Wählerlisten erlassen und
allgemeine Wahlenthaltung der Deutschen angeordnet. Damit hat sie freilich
ganz und gar nichts gewonnen, aber diese Abstention, wie auch die schwache
Wahlbetheiligung der Straßburger Deutschen, hat wenigstens den Vortheil,
daß das Wahlresultat von den Franzosen nicht als ein durch die Einmischung
der Fremden gefälschtes dargestellt werden kann. Am thätigsten, aber auch
am ungeschicktesten ist das deutsche Element in.Mühlhausen vorgegangen.
Eine dortige Notabelnversammlung hatte sich im Prinzip für Wahlbetheiligung
ausgesprochen, es war ihr aber nicht gleich gelungen, eine Candidatenliste
aufzustellen. Da hielten es die Ein gewanderter für angezeigt, den Einhei¬
mischen die Mühe abzunehmen. Eine von ihnen veranstaltete Wählerversamm¬
lung bestellte eine ausschließlich aus Deutschen zusammengesetzte Commission
zur Entwerfung der Candidatenliste. Führer der Versammlung war der Re¬
dakteur der offiziösen „Neuen Muth. Zeitung", eines Blattes, welches von
jeher an Verhöhnung gewisser Sympathieen der Müläuser Bürgerschaft das
Möglichste geleistet hat. Was Wunder, wenn sich ein Eingeborner nach dem
andern dafür bedankte, auf der Candidatenliste der genannten Commission
zu figuriren? Unter den Namen , welche dieselbe schließlich in Vorschlag
brachte, befand sich kein einziger aus der Stadt Mülhausen selbst; sie waren
sämmtlich mit Mühe und Noth in der Umgegend zusammengelesen. Die Folge
war, daß die Deutschen fast ganz allein an der Wahlurne erschienen. Für
die heute beginnende Nachwahl wird sich die eingeborene Wählerschaft hoffent¬
lich besser vorbereitet haben/) — Da wir übrigens einmal von Ungeschicklichkeit
reden, zu bemerken so sei uns nebenbei gestattet, daß das Flugblatt, welches „die
wahre Elsässer Liga" im Gegensatz zurl-i^n«? ä'^Isaac erließ, in den Augen unserer
Bevölkerung sicherlich nicht an Werth gewann dadurch, daß es, wie auf ihm
") Ist geschehen, und hat auch hier jun Sieg der Candidaten der gemäßigten Partei ge<
D. Red. führt.
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