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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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Feder Goethe's, wie scholl irrig behauptet hat*), zu verdanken ist. -- und
dann mit Correkturen Einsiedel's in das Tiefurter Journal überging. Wie¬
derholt wurde das Schattenspiel bereits am 29. November, nachdem am 17.
Oetober die gänzlich verschollene 1?6t<z ach I^meer-nes auf einer
Freiredoute in Scene gegangen war, was wir ebenfalls der Rührigkeit
Seckendorf's verdanken**) und wobei neben ihm v. Einsiedel, v. Hendrich, v.
Staff, v. Lichtenberg, v. Scharbe, v. Luck und v. Witzleben mitwirkten, ohne
daß sich auch nur das geringste über den Inhalt dieses Stückes, welches eine
chinesische Feierlichkeit vorstellte, angeben läßt, da unseres Wissens sich nicht
ein Exemplar erhalten hat.

Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, daß dieses Stück, nur für die exclu-
siver Kreise berechnet, sehr glänzend***) war und vor Beginn der Freiredoute
zur Aufführung gelangte, da die Einladungskarten mit dem Namen Sigis-
mond v. Seckendorf versehen und bis Abend 8 Uhr gültig waren.

Ebensowenig ist bis jetzt der unter dem 18. Januar 1782 aufgeführte
Redoutenaufzug "die Entführung" in unserer Erinnerung geblieben. Die
Idee dazu gab nach Versicherung des damals mitwirkenden Herrn v. Lyn-
eker jun. Goethe selbst. Ein Zauberer in der Person des Oberstallmeisters
von Stein hatte sich der beiden Fräulein v. Boß und der Fräulein v. Lyn-
eker bemächtigt und ließ sie in zwei Portechaisen als Gefangene hinter sich
hertragen. -- Indem sie durch Pantomimen ihre unglücklicheMge zu erkennen
gaben, erschienen ihre Ritter, unter denen sich neben Goethe auch der Herzog
und der Herr v. Scharbe befanden, welche den Zauberer im Kampfe über¬
wältigten, ihn in Ketten legten und in einer der Portechaisen mit ihrem Rit-
tergefvlge aus dem Redoutensaale hinausschleppten, worauf dann die Ritter
mit ihren befreiten Damen einen allegorischen Tanz zum Schlüsse des Aus¬
zugs aufführten.

Etwas bekannter als dies Goethe'sche Sujet ist das am 30. Januar
1782 aufgeführte "Pantomimische Ballet", welches bereits seit 1843****)
als Goethe's Reliquie gedruckt, neuerdings von v. Loeper in Goethe's Werke






Morgcubl. 18V3 Ur. 7 u. 8.
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Mnsing Druckt. Deutsch auf l/. Bogen 8" 3S0 Mal, französisch 17ö Mal. Auch "1lo>,q.uut,s"
r K ^° ^ Abzüge spielten darin eine Rolle, je ein Exemplar für Amalia, Caroline
Louise waren auf Atlas gedruckt ebenso von "II^an" 5r w 6-rien,
dies ^ ^ Herstellungskosten des Redoutcuhauses und des Latcrncnfesics betrugen für
>°n Abend die bedeutende Summe von 009 Thlr.
"
_ z^> A. Luwald's Europa 1813 (S. 117--184). In Goethe Knebel's Briefwechsel S. 24
v Loev '-'^ ^ Herausgeber ganz falsch auf den "Rattenfänger v. Hameln". Im übrigen ist
zögen l t ^" ^ Hempel'sehen Ausgabe zu vergleichen, der alle gedruckten Stellen hier ange-

Feder Goethe's, wie scholl irrig behauptet hat*), zu verdanken ist. — und
dann mit Correkturen Einsiedel's in das Tiefurter Journal überging. Wie¬
derholt wurde das Schattenspiel bereits am 29. November, nachdem am 17.
Oetober die gänzlich verschollene 1?6t<z ach I^meer-nes auf einer
Freiredoute in Scene gegangen war, was wir ebenfalls der Rührigkeit
Seckendorf's verdanken**) und wobei neben ihm v. Einsiedel, v. Hendrich, v.
Staff, v. Lichtenberg, v. Scharbe, v. Luck und v. Witzleben mitwirkten, ohne
daß sich auch nur das geringste über den Inhalt dieses Stückes, welches eine
chinesische Feierlichkeit vorstellte, angeben läßt, da unseres Wissens sich nicht
ein Exemplar erhalten hat.

Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, daß dieses Stück, nur für die exclu-
siver Kreise berechnet, sehr glänzend***) war und vor Beginn der Freiredoute
zur Aufführung gelangte, da die Einladungskarten mit dem Namen Sigis-
mond v. Seckendorf versehen und bis Abend 8 Uhr gültig waren.

Ebensowenig ist bis jetzt der unter dem 18. Januar 1782 aufgeführte
Redoutenaufzug „die Entführung" in unserer Erinnerung geblieben. Die
Idee dazu gab nach Versicherung des damals mitwirkenden Herrn v. Lyn-
eker jun. Goethe selbst. Ein Zauberer in der Person des Oberstallmeisters
von Stein hatte sich der beiden Fräulein v. Boß und der Fräulein v. Lyn-
eker bemächtigt und ließ sie in zwei Portechaisen als Gefangene hinter sich
hertragen. — Indem sie durch Pantomimen ihre unglücklicheMge zu erkennen
gaben, erschienen ihre Ritter, unter denen sich neben Goethe auch der Herzog
und der Herr v. Scharbe befanden, welche den Zauberer im Kampfe über¬
wältigten, ihn in Ketten legten und in einer der Portechaisen mit ihrem Rit-
tergefvlge aus dem Redoutensaale hinausschleppten, worauf dann die Ritter
mit ihren befreiten Damen einen allegorischen Tanz zum Schlüsse des Aus¬
zugs aufführten.

Etwas bekannter als dies Goethe'sche Sujet ist das am 30. Januar
1782 aufgeführte „Pantomimische Ballet", welches bereits seit 1843****)
als Goethe's Reliquie gedruckt, neuerdings von v. Loeper in Goethe's Werke






Morgcubl. 18V3 Ur. 7 u. 8.
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Mnsing Druckt. Deutsch auf l/. Bogen 8» 3S0 Mal, französisch 17ö Mal. Auch „1lo>,q.uut,s"
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Louise waren auf Atlas gedruckt ebenso von „II^an« 5r w 6-rien,
dies ^ ^ Herstellungskosten des Redoutcuhauses und des Latcrncnfesics betrugen für
>°n Abend die bedeutende Summe von 009 Thlr.
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[0027] Feder Goethe's, wie scholl irrig behauptet hat*), zu verdanken ist. — und dann mit Correkturen Einsiedel's in das Tiefurter Journal überging. Wie¬ derholt wurde das Schattenspiel bereits am 29. November, nachdem am 17. Oetober die gänzlich verschollene 1?6t<z ach I^meer-nes auf einer Freiredoute in Scene gegangen war, was wir ebenfalls der Rührigkeit Seckendorf's verdanken**) und wobei neben ihm v. Einsiedel, v. Hendrich, v. Staff, v. Lichtenberg, v. Scharbe, v. Luck und v. Witzleben mitwirkten, ohne daß sich auch nur das geringste über den Inhalt dieses Stückes, welches eine chinesische Feierlichkeit vorstellte, angeben läßt, da unseres Wissens sich nicht ein Exemplar erhalten hat. Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, daß dieses Stück, nur für die exclu- siver Kreise berechnet, sehr glänzend***) war und vor Beginn der Freiredoute zur Aufführung gelangte, da die Einladungskarten mit dem Namen Sigis- mond v. Seckendorf versehen und bis Abend 8 Uhr gültig waren. Ebensowenig ist bis jetzt der unter dem 18. Januar 1782 aufgeführte Redoutenaufzug „die Entführung" in unserer Erinnerung geblieben. Die Idee dazu gab nach Versicherung des damals mitwirkenden Herrn v. Lyn- eker jun. Goethe selbst. Ein Zauberer in der Person des Oberstallmeisters von Stein hatte sich der beiden Fräulein v. Boß und der Fräulein v. Lyn- eker bemächtigt und ließ sie in zwei Portechaisen als Gefangene hinter sich hertragen. — Indem sie durch Pantomimen ihre unglücklicheMge zu erkennen gaben, erschienen ihre Ritter, unter denen sich neben Goethe auch der Herzog und der Herr v. Scharbe befanden, welche den Zauberer im Kampfe über¬ wältigten, ihn in Ketten legten und in einer der Portechaisen mit ihrem Rit- tergefvlge aus dem Redoutensaale hinausschleppten, worauf dann die Ritter mit ihren befreiten Damen einen allegorischen Tanz zum Schlüsse des Aus¬ zugs aufführten. Etwas bekannter als dies Goethe'sche Sujet ist das am 30. Januar 1782 aufgeführte „Pantomimische Ballet", welches bereits seit 1843****) als Goethe's Reliquie gedruckt, neuerdings von v. Loeper in Goethe's Werke Morgcubl. 18V3 Ur. 7 u. 8. nj>.>,„ ^ SW resp. Erläuterungen dazu waren in frauzofichcr und deutscher Sprache bei Mnsing Druckt. Deutsch auf l/. Bogen 8» 3S0 Mal, französisch 17ö Mal. Auch „1lo>,q.uut,s" r K ^° ^ Abzüge spielten darin eine Rolle, je ein Exemplar für Amalia, Caroline Louise waren auf Atlas gedruckt ebenso von „II^an« 5r w 6-rien, dies ^ ^ Herstellungskosten des Redoutcuhauses und des Latcrncnfesics betrugen für >°n Abend die bedeutende Summe von 009 Thlr. " _ z^> A. Luwald's Europa 1813 (S. 117—184). In Goethe Knebel's Briefwechsel S. 24 v Loev '-'^ ^ Herausgeber ganz falsch auf den „Rattenfänger v. Hameln". Im übrigen ist zögen l t ^" ^ Hempel'sehen Ausgabe zu vergleichen, der alle gedruckten Stellen hier ange-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/27>, abgerufen am 06.02.2025.