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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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furt wiederholt wurden. *) Gewissermaßen als Vorläufer der Maskenspiele
ist die Recitirung des Goethe'schen Epiphaniasfestes zu betrachten, wel¬
ches von Corona Schröter am 6. Januar 1781**) mit zwei Sängern in
Costum vorgetragen wurde, worauf am 2. Februar wie bekannt Goethe's
Zug der Lappländer in Scene ging. Gleichzeitig aber fanden, was sich
bis jetzt der Forschung entzogen hat, der Morische Tanz und ein Vo¬
gelballet***) statt, wovon der erstere vom Herzog Carl August, von v. Scharbe,
v. Staff und v. Luck aufgeführt wurden, während wir die Mitwirkenden bei
dem Vogelballet nicht mehr zu erkennen vermögen.

Ein weit bedeutenderer und mit großen Kosten vorbereiteter Maskenzug
war der Winter von Goethe, welcher zum ersten Male am 16. Februar
aufgeführt und bereits am 2. März wiederholt wurde****). Die Mitwirkenden
sind bis jetzt nur zum Theil bekannt, und wir holen daher die Namen der¬
selben unter theilweiser Angabe ihres Costümes nach, da uns ein Exemplar
des ersten Drucks, auf welchem die Rollen handschriftlich verzeichnet sind, er¬
halten 1-) und nach diesem einige irrige Angaben zu berichtigen sind. Goethe,
der bekanntlich die Rolle des Schlafs übernommen, erschien in grauer Tafft-
maske, die Nacht wurde von Frau v. Stein, der Winter wurde nicht wie
bisher irrig angegeben von dem Oberstallmeister v. Stein l"!') sondern in der
ersten Aufführung von Knebel, bei der Wiederholung von v. Seckendorf ge¬
geben; das Spiel vertrat der Prinz, den Wein der Herr v. Stein, die
Liebe der kleine Hendrich, die Tragödie Fräulein v. Waldner. die Träume
welche von Fräulein v. Oertel und einer Ungenannten gegeben l-I'l') wurden.









*) Die Schattenspiele gingen auf einer S' hoben und 4'// breiten Fläche vor sich; die
dazu gefertigten und mit Leinwand bespannten Rahmen waren transportabel.
") In diese Zeit fällt auch eine Wiederholung der Iphigenie. da nach v. Knebel's Tage¬
büchern am 22. und 29. Januar Proben derselben stattfanden.
Die Herstellungskosten betrugen 139 Thlr. 19 Gr. ki Pf.
Es ergiebt sich diese Wiederholung bei richtiger Würdigung des Briefs auch an"
Goethe's Briefen an Frau v. Stein, it 31; was von scholl jedoch nicht beachtet worden ist;
v- Loeper "Ausgabe v. Hempel) S. 278, seht eine Wiederholung auf den L. Februar des fol¬
genden Jahres ganz richtig, doch ist diese die dritte Wiederholung.
I) Der erste Druck wurde verändert. Der Lobgesang siel weg. (s. Briefe Goethe's an
Frau v. Stein. II. 25.)
II) Briefe Goethe's an Frau v, Stein II- 27 in der Anmerkung 3.
l le) Eben die Person von der die Notizen über die Rollen stammen, und die sich mit "ich"
bezeichnet. Wahrscheinlich ist es eine der Familie von Fritsch angehörige Person Der Aus-
zug des Winters wurde auf V2 Bogen in Folio 300 Mal gedruckt (24 Seel. auf HMrndtscheöSchreibpapier). Es ist der erste Masrenzug. der gedruckt wurde.
Grenzboten in. 1873.

furt wiederholt wurden. *) Gewissermaßen als Vorläufer der Maskenspiele
ist die Recitirung des Goethe'schen Epiphaniasfestes zu betrachten, wel¬
ches von Corona Schröter am 6. Januar 1781**) mit zwei Sängern in
Costum vorgetragen wurde, worauf am 2. Februar wie bekannt Goethe's
Zug der Lappländer in Scene ging. Gleichzeitig aber fanden, was sich
bis jetzt der Forschung entzogen hat, der Morische Tanz und ein Vo¬
gelballet***) statt, wovon der erstere vom Herzog Carl August, von v. Scharbe,
v. Staff und v. Luck aufgeführt wurden, während wir die Mitwirkenden bei
dem Vogelballet nicht mehr zu erkennen vermögen.

Ein weit bedeutenderer und mit großen Kosten vorbereiteter Maskenzug
war der Winter von Goethe, welcher zum ersten Male am 16. Februar
aufgeführt und bereits am 2. März wiederholt wurde****). Die Mitwirkenden
sind bis jetzt nur zum Theil bekannt, und wir holen daher die Namen der¬
selben unter theilweiser Angabe ihres Costümes nach, da uns ein Exemplar
des ersten Drucks, auf welchem die Rollen handschriftlich verzeichnet sind, er¬
halten 1-) und nach diesem einige irrige Angaben zu berichtigen sind. Goethe,
der bekanntlich die Rolle des Schlafs übernommen, erschien in grauer Tafft-
maske, die Nacht wurde von Frau v. Stein, der Winter wurde nicht wie
bisher irrig angegeben von dem Oberstallmeister v. Stein l"!') sondern in der
ersten Aufführung von Knebel, bei der Wiederholung von v. Seckendorf ge¬
geben; das Spiel vertrat der Prinz, den Wein der Herr v. Stein, die
Liebe der kleine Hendrich, die Tragödie Fräulein v. Waldner. die Träume
welche von Fräulein v. Oertel und einer Ungenannten gegeben l-I'l') wurden.









*) Die Schattenspiele gingen auf einer S' hoben und 4'// breiten Fläche vor sich; die
dazu gefertigten und mit Leinwand bespannten Rahmen waren transportabel.
") In diese Zeit fällt auch eine Wiederholung der Iphigenie. da nach v. Knebel's Tage¬
büchern am 22. und 29. Januar Proben derselben stattfanden.
Die Herstellungskosten betrugen 139 Thlr. 19 Gr. ki Pf.
Es ergiebt sich diese Wiederholung bei richtiger Würdigung des Briefs auch an«
Goethe's Briefen an Frau v. Stein, it 31; was von scholl jedoch nicht beachtet worden ist;
v- Loeper «Ausgabe v. Hempel) S. 278, seht eine Wiederholung auf den L. Februar des fol¬
genden Jahres ganz richtig, doch ist diese die dritte Wiederholung.
I) Der erste Druck wurde verändert. Der Lobgesang siel weg. (s. Briefe Goethe's an
Frau v. Stein. II. 25.)
II) Briefe Goethe's an Frau v, Stein II- 27 in der Anmerkung 3.
l le) Eben die Person von der die Notizen über die Rollen stammen, und die sich mit „ich"
bezeichnet. Wahrscheinlich ist es eine der Familie von Fritsch angehörige Person Der Aus-
zug des Winters wurde auf V2 Bogen in Folio 300 Mal gedruckt (24 Seel. auf HMrndtscheöSchreibpapier). Es ist der erste Masrenzug. der gedruckt wurde.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/25>, abgerufen am 05.02.2025.