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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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bereits am 22. Januar die Gesänge zur Operette 13 Seiten stark hervor.")
Die Musik war von v. Seckendorf, und Aulhorn neben Zahn brauchten
nicht weniger als 86 Stunden, um die Arien und Ballets einzuüben. Als
Mitwirkende sind uns nur die Frau von Lyneker, Madame Steinhart, Aul¬
horn, Schalling und Seidler bekannt geworden. Die Kosten betrugen, wie
von Diezmann und Düntzer richtig erwähnt worden ist, 516 Thaler."")

In dieser Borstellung, deren ursprünglicher Tert uns nur in einigen
Gcscingen erhalten ist, sollten unter anderen auch 5 Vogelmasken mitwirken;
Goethe scheint aber bald davon zurückgekommen zu sein, denn Carl August
verwandte dieselben auf einer der Redouten, welche bis zum 15. Februar
stattfanden, ohne daß sie bei der ersten Aufführung gebraucht wurden.

Nachdem am 15. Februar die Gastwirthin wiederholt, am 1. März
Erwin und Elmire wieder in Scene gegangen war, hatte Goethe das
Stück nach der ersten Aufführung bedeutend geändert, eine neue Partitur
wurde hergestellt und auch aus Glüsing's Druckerei gingen veränderte "G e -
sänge zu dem Feenspiele Lila" hervor"""). Am 3. März schon wurde
Lila in veränderter Gestalt wiederholt. Hier trat ein Fräulein von
Witzleben als Lila auf. Nachdem man noch am 12. April den Bormund
und den Faßbinder wiederholt hatte und am 25. April eine uns nicht
genannte Comödie gegeben, scheint man die Aufführungen für den Sommer
in Weimar eingestellt zu haben. Denn längst hatte man andern Orts Vor¬
bereitungen getroffen, um dem Hofleben eine andere Richtung zu geben. Mit
dem Frühjahr 1777 widmete man dem Schloß und der schönen Umgebung
Ettersburgs seine Aufmerksamkeit und damit kündigte sich schon eine neue
Wendung im Theaterleben Weimars an.

Wenn auch das Ettersburger Schloß seit seiner Erbauung durch Carl
August's Großvater in der Regel als Sommeraufenthalt gedient hatte, so er¬
fuhr dieses und die Umgegend doch wesentliche Veränderungen, da die gegen¬
wärtige Hofhaltung mit ihren Ansprüchen an Natur und Kunst eine ganz
andere Richtung beurkundete. Das Liebhabertheater der Stadt übte auf die
Gestaltung des Landaufenthaltes einen bedeutenden Einfluß und dem Kundi-





Sie wurden in einer Auflage von V00 Exemplaren gedruckt und sind äußerst selten.
Es giebt, was ich nur für den Literarhistoriker bemerken will, Exemplare auf Mittelpapicr, sehr
wenige auf holländischem und Postpapier, Die Gesänge aus Lila finden sich auch in 011a ?o-
tiiel-r gedruckt, (vergl. Hirzel, Verzeichnis; einer Gocthebibliothck.)
") Düntzer I. 44 erwähnt auch die Aufführung eines Spectakelstückes aus dieser Zeit:
Dido, wofür uns quellenmäßige Belege abgehen.
Diese waren auf 12 Seiten und 300 Mal abgedruckt. Die bei weitem größere An¬
zahl ist auf Schreibpapier gewöhnlichen Formats und nur 12 Stück sind auf groß Schreib¬
papier gedruckt; jetzt literarische Seltenheiten.

bereits am 22. Januar die Gesänge zur Operette 13 Seiten stark hervor.")
Die Musik war von v. Seckendorf, und Aulhorn neben Zahn brauchten
nicht weniger als 86 Stunden, um die Arien und Ballets einzuüben. Als
Mitwirkende sind uns nur die Frau von Lyneker, Madame Steinhart, Aul¬
horn, Schalling und Seidler bekannt geworden. Die Kosten betrugen, wie
von Diezmann und Düntzer richtig erwähnt worden ist, 516 Thaler."")

In dieser Borstellung, deren ursprünglicher Tert uns nur in einigen
Gcscingen erhalten ist, sollten unter anderen auch 5 Vogelmasken mitwirken;
Goethe scheint aber bald davon zurückgekommen zu sein, denn Carl August
verwandte dieselben auf einer der Redouten, welche bis zum 15. Februar
stattfanden, ohne daß sie bei der ersten Aufführung gebraucht wurden.

Nachdem am 15. Februar die Gastwirthin wiederholt, am 1. März
Erwin und Elmire wieder in Scene gegangen war, hatte Goethe das
Stück nach der ersten Aufführung bedeutend geändert, eine neue Partitur
wurde hergestellt und auch aus Glüsing's Druckerei gingen veränderte „G e -
sänge zu dem Feenspiele Lila" hervor"""). Am 3. März schon wurde
Lila in veränderter Gestalt wiederholt. Hier trat ein Fräulein von
Witzleben als Lila auf. Nachdem man noch am 12. April den Bormund
und den Faßbinder wiederholt hatte und am 25. April eine uns nicht
genannte Comödie gegeben, scheint man die Aufführungen für den Sommer
in Weimar eingestellt zu haben. Denn längst hatte man andern Orts Vor¬
bereitungen getroffen, um dem Hofleben eine andere Richtung zu geben. Mit
dem Frühjahr 1777 widmete man dem Schloß und der schönen Umgebung
Ettersburgs seine Aufmerksamkeit und damit kündigte sich schon eine neue
Wendung im Theaterleben Weimars an.

Wenn auch das Ettersburger Schloß seit seiner Erbauung durch Carl
August's Großvater in der Regel als Sommeraufenthalt gedient hatte, so er¬
fuhr dieses und die Umgegend doch wesentliche Veränderungen, da die gegen¬
wärtige Hofhaltung mit ihren Ansprüchen an Natur und Kunst eine ganz
andere Richtung beurkundete. Das Liebhabertheater der Stadt übte auf die
Gestaltung des Landaufenthaltes einen bedeutenden Einfluß und dem Kundi-





Sie wurden in einer Auflage von V00 Exemplaren gedruckt und sind äußerst selten.
Es giebt, was ich nur für den Literarhistoriker bemerken will, Exemplare auf Mittelpapicr, sehr
wenige auf holländischem und Postpapier, Die Gesänge aus Lila finden sich auch in 011a ?o-
tiiel-r gedruckt, (vergl. Hirzel, Verzeichnis; einer Gocthebibliothck.)
") Düntzer I. 44 erwähnt auch die Aufführung eines Spectakelstückes aus dieser Zeit:
Dido, wofür uns quellenmäßige Belege abgehen.
Diese waren auf 12 Seiten und 300 Mal abgedruckt. Die bei weitem größere An¬
zahl ist auf Schreibpapier gewöhnlichen Formats und nur 12 Stück sind auf groß Schreib¬
papier gedruckt; jetzt literarische Seltenheiten.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/16>, abgerufen am 05.02.2025.