Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band.gemeinen die Staatsbahnen und kommt zurück auf die Bevorzugung der west¬ Am 16. Mai stand die Eisenbahnanleihe im Abgeordnetenhause zur dritten Am Is. Mai berieth das Herrenhaus, nachdem es den Gesetzentwurf Am 19. Mai erledigte das Herrenhaus eine Anzahl von aus dem Ab¬ Am 20. Mai ist der Schluß des Landtags erfolgt. Wenn jemals, durfte gemeinen die Staatsbahnen und kommt zurück auf die Bevorzugung der west¬ Am 16. Mai stand die Eisenbahnanleihe im Abgeordnetenhause zur dritten Am Is. Mai berieth das Herrenhaus, nachdem es den Gesetzentwurf Am 19. Mai erledigte das Herrenhaus eine Anzahl von aus dem Ab¬ Am 20. Mai ist der Schluß des Landtags erfolgt. Wenn jemals, durfte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0365" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/129891"/> <p xml:id="ID_1196" prev="#ID_1195"> gemeinen die Staatsbahnen und kommt zurück auf die Bevorzugung der west¬<lb/> lichen Provinzen. Auch meint er, die bestehenden Bahnen hätten 1870 für<lb/> den Militärtransport ausgereicht und würden demnach vorkommenden Falls<lb/> wieder ausreichen. In vortrefflicher Weise hob dagegen der Abgeordnete Laster<lb/> die Nothwendigkeit hervor, zum Staatsbahnsystem überzugehen, mindestens so<lb/> weit, daß der Staat bei allen Hauptlinien als Inhaber einer eignen Bahn<lb/> concurrirend mit dem Privatbetrieb auftreten kann. Trefflich widerlegte er auch<lb/> die an das Staatsbahnsystem geknüpfte Befürchtung der Korruption, welche<lb/> durch die Vortheile eintreten soll, die der Staat bei diesem System zu ver¬<lb/> geben hat. Sobald nämlich die Anlage des Bahnsystems planmäßig erfolgt,<lb/> und in ihrer Planmäßigkeit gehörig überwacht wird, hören alle willkührlich<lb/> zu vergehenden Vortheile auf. Mit Recht nannte der Abgeordnete den bis¬<lb/> herigen Spekulationseisenbahnbau einen illegitimen, und wieß nach, wie die<lb/> natürliche Entwicklung der Arbeitspreise und damit die ganze Entwicklung der<lb/> Arbeiterfrage durch denselben gestört worden ist. Der Finanzminister wies<lb/> gegen den Abgeordneten Richter nach, daß bezüglich der Kapitalienaufbnngung<lb/> ein so günstiger Moment wie der gegenwärtige für den Staatseisenbahnbau<lb/> vielleicht nie wieder eintreten wird. Weiterhin wies er nach, daß die Steige¬<lb/> rung der Arbeitslöhne ebenfalls kein Grund für die Aufschiebung großer Staats-<lb/> anlägen sein kann. Diese Aufschiebung würde nur die Wirkung haben, die<lb/> an sich schwächere Concurrenz der Privatunternehmungen noch maßloser als<lb/> bisher zu entfesseln. Schließlich wird das Gesetz mit den beantragten drei<lb/> Resolutionen angenommen. In derselben Sitzung wird auch der Gesetzentwurf<lb/> über die Verwendung der aus der französischen Kriegsentschädigung an Preußen<lb/> gelangenden Geldmittel nach der Regierungsvorlage angenommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1197"> Am 16. Mai stand die Eisenbahnanleihe im Abgeordnetenhause zur dritten<lb/> Berathung und rief eine nochmalige Dtscusston hervor. Dießmal trat Herr<lb/> Virchow als Stratege auf und erklärte die Bahn von Sierk nach Ober¬<lb/> lahnstein für militärisch überflüssig. Es wird nöthig sein, daß Graf Moltke<lb/> sich ein Privatissimum bei ihm aufbietet. Der Finanzminister erwähnte da¬<lb/> gegen, wie lebhaft Graf Moltke für die Nothwendigkeit dieser Bahn unter<lb/> anderm auch wegen des festen Nheinübergangs bei Oberlahnstein unter dem<lb/> Schutz der Festung Coblenz sich ausgesprochen hat. Das Haus genehmigte<lb/> die Bahn in der endgültigen Abstimmung fast einstimmig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1198"> Am Is. Mai berieth das Herrenhaus, nachdem es den Gesetzentwurf<lb/> über die Betheiligung der Staatsbeamten bei der Verwaltung von Erwerbs¬<lb/> gesellschaften, an eine Commission verwiesen, was einer Ablehnung für diese<lb/> Session gleich kam, einen von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurf über<lb/> die Amtssprache, der hauptsächlich den Zweck hat, den bisher bestehenden ge¬<lb/> schäftlichen Gebrauch der polnischen Sprache seitens der Behörden in der<lb/> Provinz Posen abzuschaffen. Der Gesetzentwurf wird angenommen, ist je¬<lb/> doch im Abgeordnetenhaus nicht mehr zur Erledigung gelangt, und dieß über¬<lb/> hebt uns des Eingehens auf denselben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1199"> Am 19. Mai erledigte das Herrenhaus eine Anzahl von aus dem Ab¬<lb/> geordnetenhaus eingegangenen Gesetzentwürfen durch Schlußberathung ge¬<lb/> nehmigend: darunter das Gesetz über die Verwendung der aus der französi¬<lb/> schen Kriegsentschädigung an Preußen gelangenden Geldmittel. Die große<lb/> Eisenbahnanleihe wird nach kurzer Berathung genehmigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1200" next="#ID_1201"> Am 20. Mai ist der Schluß des Landtags erfolgt. Wenn jemals, durfte<lb/> die durch den Ministerpräsidenten Grafen Roon verlesene Schlußrede Namens</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0365]
gemeinen die Staatsbahnen und kommt zurück auf die Bevorzugung der west¬
lichen Provinzen. Auch meint er, die bestehenden Bahnen hätten 1870 für
den Militärtransport ausgereicht und würden demnach vorkommenden Falls
wieder ausreichen. In vortrefflicher Weise hob dagegen der Abgeordnete Laster
die Nothwendigkeit hervor, zum Staatsbahnsystem überzugehen, mindestens so
weit, daß der Staat bei allen Hauptlinien als Inhaber einer eignen Bahn
concurrirend mit dem Privatbetrieb auftreten kann. Trefflich widerlegte er auch
die an das Staatsbahnsystem geknüpfte Befürchtung der Korruption, welche
durch die Vortheile eintreten soll, die der Staat bei diesem System zu ver¬
geben hat. Sobald nämlich die Anlage des Bahnsystems planmäßig erfolgt,
und in ihrer Planmäßigkeit gehörig überwacht wird, hören alle willkührlich
zu vergehenden Vortheile auf. Mit Recht nannte der Abgeordnete den bis¬
herigen Spekulationseisenbahnbau einen illegitimen, und wieß nach, wie die
natürliche Entwicklung der Arbeitspreise und damit die ganze Entwicklung der
Arbeiterfrage durch denselben gestört worden ist. Der Finanzminister wies
gegen den Abgeordneten Richter nach, daß bezüglich der Kapitalienaufbnngung
ein so günstiger Moment wie der gegenwärtige für den Staatseisenbahnbau
vielleicht nie wieder eintreten wird. Weiterhin wies er nach, daß die Steige¬
rung der Arbeitslöhne ebenfalls kein Grund für die Aufschiebung großer Staats-
anlägen sein kann. Diese Aufschiebung würde nur die Wirkung haben, die
an sich schwächere Concurrenz der Privatunternehmungen noch maßloser als
bisher zu entfesseln. Schließlich wird das Gesetz mit den beantragten drei
Resolutionen angenommen. In derselben Sitzung wird auch der Gesetzentwurf
über die Verwendung der aus der französischen Kriegsentschädigung an Preußen
gelangenden Geldmittel nach der Regierungsvorlage angenommen.
Am 16. Mai stand die Eisenbahnanleihe im Abgeordnetenhause zur dritten
Berathung und rief eine nochmalige Dtscusston hervor. Dießmal trat Herr
Virchow als Stratege auf und erklärte die Bahn von Sierk nach Ober¬
lahnstein für militärisch überflüssig. Es wird nöthig sein, daß Graf Moltke
sich ein Privatissimum bei ihm aufbietet. Der Finanzminister erwähnte da¬
gegen, wie lebhaft Graf Moltke für die Nothwendigkeit dieser Bahn unter
anderm auch wegen des festen Nheinübergangs bei Oberlahnstein unter dem
Schutz der Festung Coblenz sich ausgesprochen hat. Das Haus genehmigte
die Bahn in der endgültigen Abstimmung fast einstimmig.
Am Is. Mai berieth das Herrenhaus, nachdem es den Gesetzentwurf
über die Betheiligung der Staatsbeamten bei der Verwaltung von Erwerbs¬
gesellschaften, an eine Commission verwiesen, was einer Ablehnung für diese
Session gleich kam, einen von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurf über
die Amtssprache, der hauptsächlich den Zweck hat, den bisher bestehenden ge¬
schäftlichen Gebrauch der polnischen Sprache seitens der Behörden in der
Provinz Posen abzuschaffen. Der Gesetzentwurf wird angenommen, ist je¬
doch im Abgeordnetenhaus nicht mehr zur Erledigung gelangt, und dieß über¬
hebt uns des Eingehens auf denselben.
Am 19. Mai erledigte das Herrenhaus eine Anzahl von aus dem Ab¬
geordnetenhaus eingegangenen Gesetzentwürfen durch Schlußberathung ge¬
nehmigend: darunter das Gesetz über die Verwendung der aus der französi¬
schen Kriegsentschädigung an Preußen gelangenden Geldmittel. Die große
Eisenbahnanleihe wird nach kurzer Berathung genehmigt.
Am 20. Mai ist der Schluß des Landtags erfolgt. Wenn jemals, durfte
die durch den Ministerpräsidenten Grafen Roon verlesene Schlußrede Namens
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