Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band.der Staatsregierung volle Genugthuung aussprechen. Wenn man sich er¬ Da der Reichstag seinerseits in dieser Woche nur wenige Sitzungen ge¬ Me Krisis in Frankreich. Der Präsident ist gestürzt, es lebe der Präsident! Das ist der Lauf der der Staatsregierung volle Genugthuung aussprechen. Wenn man sich er¬ Da der Reichstag seinerseits in dieser Woche nur wenige Sitzungen ge¬ Me Krisis in Frankreich. Der Präsident ist gestürzt, es lebe der Präsident! Das ist der Lauf der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0366" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/129892"/> <p xml:id="ID_1201" prev="#ID_1200"> der Staatsregierung volle Genugthuung aussprechen. Wenn man sich er¬<lb/> innert, daß in dieser Session die Kreisordnung zu Stande gekommen ist und<lb/> die Kirchengesetze, ein wohlthätiges Steuerreformgesetz und eine erhebliche Auf¬<lb/> besserung der Beamtengehalte; daß die Anregung zu einer ganz neuen Politik<lb/> in Bezug auf die Eisenbahnen und den Allem'betrieb industrieller Unterneh¬<lb/> mungen überhaupt mit nachhaltiger Wirkung, wie zu hoffen steht, gegeben<lb/> worden ist, eine Anregung, die uns vielleicht vor verderblichen Schäden und<lb/> tief bedrohlichen Gefahren behütet; wenn man die finanzielle Begründung<lb/> eines großen Eisenbahnbaues von hoher politischer Bedeutung hinzunimmt;<lb/> wenn man dieß Alles erwägt, so wird man die geschlossene Session, welche<lb/> die letzte der im unvergesslichen Jahr 1870 begonnenen Legislaturperiode war,<lb/> zu den gehaltvollsten und früchtereichsten Abschnitten rechnen müssen, die in<lb/> der Geschichte des preußischen Landtags vorgekommen sind. Mit Recht schreibt<lb/> die Staatsregierung diese großen Erfolge dem Walten des Geistes zu, den<lb/> die unvergleichlichen Ereignisse von 1870 und 1871 geweckt. Mit Recht hegt<lb/> die Staatsregierung die Erwartung, daß dieser Geist im Leben des preußi¬<lb/> schen Staates lebendig bleiben und' fortfahren wird, seine Früchte zu tragen:<lb/> der Geist, der das Auge für große Ziele schärft und den Willen lenkt, für<lb/> diese Ziele Alles zurücktreten zu lassen, was nicht selbst dem Gebot des höch¬<lb/> sten Zweckes entstammt. Aus diesem Geist ergibt sich die feste und ver¬<lb/> trauensvolle Gemeinschaft des großen Theiles der Landesvertretung unterein¬<lb/> ander und mit der Staatsregierung. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1202"> Da der Reichstag seinerseits in dieser Woche nur wenige Sitzungen ge¬<lb/> halten, so mag der Bericht über dieselben mit dem über die nächstwöchent¬<lb/><note type="byline"> v — r.</note> lichen zusammengefaßt werden. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Me Krisis in Frankreich.</head><lb/> <p xml:id="ID_1203" next="#ID_1204"> Der Präsident ist gestürzt, es lebe der Präsident! Das ist der Lauf der<lb/> Dinge bei uns; was "kommt darauf an, ob er Thiers oder Mac-Mahon<lb/> heißt? Namen sind uns Dunst. Auf die Sache allein kommt es uns an.<lb/> Auf welche Sache? Auf ewigen Wechsel. Morgen rufen sie vielleicht schon<lb/> vive Is roi! Warum? Weil es was neues ist, und weil — doch davon<lb/> später, — Ich stand auf dem Schloßhofe, kurz nach der Katastrophe, in tiefer<lb/> Nacht. Ich hatte ausgehalten, aushalten müssen. Der Platz, den mir pörg<lb/> ü,-g.u in der Tribüne der ^ssemdlös hier verschafft hatte, war so weit vorn,<lb/> daß der Rückzug nicht zu erzwingen war. Es war die Lage von Bourbaki<lb/> an der Schweizergrenze. Tiefstill waren rings um mich die Bewunderer des<lb/> „polie donkommo", des Präsidenten Thiers, geworden. Als endlich in wil¬<lb/> dem Chaos der eiserne Ring meiner Belagerer den Ausgängen zustürzte, und<lb/> mich gleichfalls ins Freie riß, war Volk und Stadt in zwei feindliche Hälften<lb/> getheilt. Rechts von der Avenue de Paris lauter Jubel über den jähen<lb/> Wandel der Dinge, den Sieg der Rechten, „l'ing.ugurg,lion <l<z ig. monarekio".<lb/> Hier wohnen die Pensionaire des Kaiserreichs, der Julidynastie, u. s. w.,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0366]
der Staatsregierung volle Genugthuung aussprechen. Wenn man sich er¬
innert, daß in dieser Session die Kreisordnung zu Stande gekommen ist und
die Kirchengesetze, ein wohlthätiges Steuerreformgesetz und eine erhebliche Auf¬
besserung der Beamtengehalte; daß die Anregung zu einer ganz neuen Politik
in Bezug auf die Eisenbahnen und den Allem'betrieb industrieller Unterneh¬
mungen überhaupt mit nachhaltiger Wirkung, wie zu hoffen steht, gegeben
worden ist, eine Anregung, die uns vielleicht vor verderblichen Schäden und
tief bedrohlichen Gefahren behütet; wenn man die finanzielle Begründung
eines großen Eisenbahnbaues von hoher politischer Bedeutung hinzunimmt;
wenn man dieß Alles erwägt, so wird man die geschlossene Session, welche
die letzte der im unvergesslichen Jahr 1870 begonnenen Legislaturperiode war,
zu den gehaltvollsten und früchtereichsten Abschnitten rechnen müssen, die in
der Geschichte des preußischen Landtags vorgekommen sind. Mit Recht schreibt
die Staatsregierung diese großen Erfolge dem Walten des Geistes zu, den
die unvergleichlichen Ereignisse von 1870 und 1871 geweckt. Mit Recht hegt
die Staatsregierung die Erwartung, daß dieser Geist im Leben des preußi¬
schen Staates lebendig bleiben und' fortfahren wird, seine Früchte zu tragen:
der Geist, der das Auge für große Ziele schärft und den Willen lenkt, für
diese Ziele Alles zurücktreten zu lassen, was nicht selbst dem Gebot des höch¬
sten Zweckes entstammt. Aus diesem Geist ergibt sich die feste und ver¬
trauensvolle Gemeinschaft des großen Theiles der Landesvertretung unterein¬
ander und mit der Staatsregierung. —
Da der Reichstag seinerseits in dieser Woche nur wenige Sitzungen ge¬
halten, so mag der Bericht über dieselben mit dem über die nächstwöchent¬
v — r. lichen zusammengefaßt werden.
Me Krisis in Frankreich.
Der Präsident ist gestürzt, es lebe der Präsident! Das ist der Lauf der
Dinge bei uns; was "kommt darauf an, ob er Thiers oder Mac-Mahon
heißt? Namen sind uns Dunst. Auf die Sache allein kommt es uns an.
Auf welche Sache? Auf ewigen Wechsel. Morgen rufen sie vielleicht schon
vive Is roi! Warum? Weil es was neues ist, und weil — doch davon
später, — Ich stand auf dem Schloßhofe, kurz nach der Katastrophe, in tiefer
Nacht. Ich hatte ausgehalten, aushalten müssen. Der Platz, den mir pörg
ü,-g.u in der Tribüne der ^ssemdlös hier verschafft hatte, war so weit vorn,
daß der Rückzug nicht zu erzwingen war. Es war die Lage von Bourbaki
an der Schweizergrenze. Tiefstill waren rings um mich die Bewunderer des
„polie donkommo", des Präsidenten Thiers, geworden. Als endlich in wil¬
dem Chaos der eiserne Ring meiner Belagerer den Ausgängen zustürzte, und
mich gleichfalls ins Freie riß, war Volk und Stadt in zwei feindliche Hälften
getheilt. Rechts von der Avenue de Paris lauter Jubel über den jähen
Wandel der Dinge, den Sieg der Rechten, „l'ing.ugurg,lion <l<z ig. monarekio".
Hier wohnen die Pensionaire des Kaiserreichs, der Julidynastie, u. s. w.,
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