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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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Kundiger und Eingeweihter, der den zu schildernden Verhältnissen unmittelbar
nahe gestanden, sie jedoch nicht selbst geschaffen hat, ruhig und vollkommen
objectiv eine Uebersicht der großen Unternehmungen niederschrieb, wie sie sich
dem deutschen Hauptquartier vom Beginn des Vormarsches auf Paris an bis
zur Entwaffnung der Armee Bourbaki's dargestellt haben. Dies ist das Buch
Blume's. Es legt dar, wie die Ereignisse sich an der höchst entscheidenden
Stelle zu Ferrieres und Versailles gespiegelt haben, wie dort die Situation
beurtheilt, welche Maßnahmen dort in Erwägung gezogen und schließlich be¬
fohlen wurden und in wie weit es möglich gewesen ist, von jenem Central-
punkt aus die Führung des Krieges in der Hand zu behalten. Diese Dar¬
legung ist aber natürlich die Schilderung des Krieges selbst und diese wird
genau da ausgenommen, wo die des Borbstaedt'schen Buches abschließt. Nach
einer kurzen Einleitung, welche in großen Zügen die Ereignisse bis Sedan
schildert und von welcher oft behauptet worden ist, daß sie der Feder des
Feldmarschalls Grafen v. Moltke entstamme, folgt die eigentliche Darstellung:
zunächst der Vormarsch von der Maas nach Paris, die Organisation der Ver¬
theidigung dieser Stadt und ihre Cernirung. Ein höchst belehrendes Kapitel
beschäftigt sich dann mit den rückwärtigen Verbindungen der deutschen Armeen,
und hat angesichts der soeben erfolgten Neuregelung des gesammten Eisen¬
bahn- und Etappenwesens besonderes Interesse, wenngleich auf die Mängel,
welche sich herausgestellt hatten, natürlich im Einzelnen nicht eingegangen ist.
Das folgende Kapital skizzirt den Plan zur Unterwerfung der feindlichen
Hauptstadt. Nun wird die Schilderung der Ereignisse selbst wieder aufge¬
nommen: die Vorgänge bei der III. und der Maas-Armee vor Paris, die
Begebenheiten auf dem östlichen Kriegsschauplatz, die Capitulation von Stra߬
burg sowie die erste Schlacht von Orleans (11. Oct.). -- Mit der Capitulation
von Metz tritt ein großer Wendepunkt ein; die I. und II. Armee werden frei
und beginnen den Vormarsch nach Westen gerade zu der Zeit, in welcher sich
die Offensive der französischen Loire-Armee mit dem Treffen von Coulmiers
ankündigt. -- Die Operationen der II. Armee und der Armee-Abthlg. des
Großherzogs von Mecklenburg führen dann zu den Schlachten bei Beaune-la-
Rolande (28. Nov.), bei Loigny (2. Decbr.) und bei Orleans (3. u. 4. Decbr.).
Unterdeß operirt General Werber um Dijon und Chatillon; die I.Armee
schlägt bei Amiens (27. Nov.) und besetzt Rouen. -- Das XIV. Kapitel unseres
Buches führt zu den Ereignissen vor Paris zurück und charakterisirt dieselben
von Ende October bis nach der Schlacht bei Villiers (30. Nov. u. 2. Decbr.).
Paris ist der Preis des Kampfes, alle anderen Operationen im Süden, Norden
und Osten, bald auch im Westen, drehen sich um jenen Mittelpunkt und be¬
zwecken den Entsatz desselben oder suchen ihn zu verhindern. Die wichtigsten
Operationen vollziehen sich an der Loire, wo vom 7. bis 10 Decbr. die Schlacht


Kundiger und Eingeweihter, der den zu schildernden Verhältnissen unmittelbar
nahe gestanden, sie jedoch nicht selbst geschaffen hat, ruhig und vollkommen
objectiv eine Uebersicht der großen Unternehmungen niederschrieb, wie sie sich
dem deutschen Hauptquartier vom Beginn des Vormarsches auf Paris an bis
zur Entwaffnung der Armee Bourbaki's dargestellt haben. Dies ist das Buch
Blume's. Es legt dar, wie die Ereignisse sich an der höchst entscheidenden
Stelle zu Ferrieres und Versailles gespiegelt haben, wie dort die Situation
beurtheilt, welche Maßnahmen dort in Erwägung gezogen und schließlich be¬
fohlen wurden und in wie weit es möglich gewesen ist, von jenem Central-
punkt aus die Führung des Krieges in der Hand zu behalten. Diese Dar¬
legung ist aber natürlich die Schilderung des Krieges selbst und diese wird
genau da ausgenommen, wo die des Borbstaedt'schen Buches abschließt. Nach
einer kurzen Einleitung, welche in großen Zügen die Ereignisse bis Sedan
schildert und von welcher oft behauptet worden ist, daß sie der Feder des
Feldmarschalls Grafen v. Moltke entstamme, folgt die eigentliche Darstellung:
zunächst der Vormarsch von der Maas nach Paris, die Organisation der Ver¬
theidigung dieser Stadt und ihre Cernirung. Ein höchst belehrendes Kapitel
beschäftigt sich dann mit den rückwärtigen Verbindungen der deutschen Armeen,
und hat angesichts der soeben erfolgten Neuregelung des gesammten Eisen¬
bahn- und Etappenwesens besonderes Interesse, wenngleich auf die Mängel,
welche sich herausgestellt hatten, natürlich im Einzelnen nicht eingegangen ist.
Das folgende Kapital skizzirt den Plan zur Unterwerfung der feindlichen
Hauptstadt. Nun wird die Schilderung der Ereignisse selbst wieder aufge¬
nommen: die Vorgänge bei der III. und der Maas-Armee vor Paris, die
Begebenheiten auf dem östlichen Kriegsschauplatz, die Capitulation von Stra߬
burg sowie die erste Schlacht von Orleans (11. Oct.). — Mit der Capitulation
von Metz tritt ein großer Wendepunkt ein; die I. und II. Armee werden frei
und beginnen den Vormarsch nach Westen gerade zu der Zeit, in welcher sich
die Offensive der französischen Loire-Armee mit dem Treffen von Coulmiers
ankündigt. — Die Operationen der II. Armee und der Armee-Abthlg. des
Großherzogs von Mecklenburg führen dann zu den Schlachten bei Beaune-la-
Rolande (28. Nov.), bei Loigny (2. Decbr.) und bei Orleans (3. u. 4. Decbr.).
Unterdeß operirt General Werber um Dijon und Chatillon; die I.Armee
schlägt bei Amiens (27. Nov.) und besetzt Rouen. — Das XIV. Kapitel unseres
Buches führt zu den Ereignissen vor Paris zurück und charakterisirt dieselben
von Ende October bis nach der Schlacht bei Villiers (30. Nov. u. 2. Decbr.).
Paris ist der Preis des Kampfes, alle anderen Operationen im Süden, Norden
und Osten, bald auch im Westen, drehen sich um jenen Mittelpunkt und be¬
zwecken den Entsatz desselben oder suchen ihn zu verhindern. Die wichtigsten
Operationen vollziehen sich an der Loire, wo vom 7. bis 10 Decbr. die Schlacht


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/95>, abgerufen am 22.07.2024.