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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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an gegenseitiger Kenntniß. Wir Deutsche erfahren leider zu wenig über Ungarn
und dieß Wenige fließt nicht immer aus lauteren Quellen. Ich bin mir be¬
wußt, daß ich wenigstens unbefangen beobachtet habe; und dies gibt mir die
Hoffnung, zur Verständigung beitragen zu können."

Gewiß, wenn außer der natürlichen Freundschaft und Interessengemein¬
schaft der beiden Nationen, ein Buch zu dem beiderseitigen guten Verhältnisse
etwas beizutragen vermag, so ist es dieses.




Weihnachtsbücherschau.

Wenige der Werke über den deutsch-französischen Krieg, welche sich
bei ihrem Erscheinen als die vorzüglichsten Darstellungen priesen, sind heute
noch brauchbar, seitdem das Werk des Großen Generalstabes theilweise ver¬
öffentlicht ist, und einzelne Kriegsabschnitte eine wirklich strategisch-historische
Bearbeitung auf Grund der Kriegsacten gefunden haben. Diese Werke, die
im eminenten Sinne die bisher einzig vollgenügenden genannt werden dürfen,
sind wie das große Generalstabswerk selbst und die Arbeit des Major Blume
über den Krieg nach Sedan. bei E. S. Mittler K Sohn in Berlin er¬
schienen. Wir nennen heute an neuesten Erscheinungen des Mittler'schen
Verlags, mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, ihnen bald einen besondern
größern Artikel zu widmen, die beiden Werke, welche die Operationen der
I. Armee unter General v. Steinmetz und General v. Manteuffel schildern.
Der Major im Großen Generalstabe A. v. Schelk gibt nach den Operations¬
acten des Obereommandos der I. Armee die Darstellung der Operationen
unter General v. Steinmetz vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation
von Metz. Das Werk, welches mit einer Uebersichtskarte und zwei trefflichen
Plänen versehen ist -- darunter die beste Karte der Schlachtfelder um Metz,
die uns bis jetzt zu Gesicht gekommen ist -- gibt namentlich Aufschluß über
die so oft und in so vielfachen Versionen ventilirte Frage, ob und welche
Fehler dem damaligen Obercommandanten der I. Armee zu machen sind. Natür¬
lich ist diese Frage nicht in dem räsonnirenden Tone der mehr oder minder zu¬
friedenen Strategen der Tagespresse, sondern mit der Feinheit und Objectivität
beantwortet, welche einer Bearbeitung der Acten durch einen höheren General-
Stabsoffieier geziemt. -- Die Operationen der ersten Armee unter General von
Manteuffel dagegen, von der Kapitulation von Metz bis zum Fall von
Peronne hat auch dießmal der Oberst im Generalstab Hermann Graf
Wartensleben nach den Operationsacten des Obereommandos der I. Armee
dargestellt, derselbe Verfasser, der schon durch seine Schrift über die "Opera¬
tionen der deutschen Südarmee" ein ebenso großes Geschick zu fesselnder Dar¬
stellung und geschickter Gruppirung seines Stoffes, als zu einem trefflichen
Vortrag seines Actenmaterials bewiesen hat. Um so willkommener wird man
diese neue Arbeit heißen, die über die von dem mißvergnügten Theil der
deutschen Presse am ungünstigsten beurtheilten Actionen unseres großen Krieges
sehr erfreulichen, dem Oberbefehlshaber der I. Armee gerade durch die Objec¬
tivität und Unwiderleglichkeit der darin mitgetheilten gleichzeitigen Documente
doppelt ehrenvollen Aufschluß bietet. Auch' dieser Schrift sind zwei treffliche


an gegenseitiger Kenntniß. Wir Deutsche erfahren leider zu wenig über Ungarn
und dieß Wenige fließt nicht immer aus lauteren Quellen. Ich bin mir be¬
wußt, daß ich wenigstens unbefangen beobachtet habe; und dies gibt mir die
Hoffnung, zur Verständigung beitragen zu können."

Gewiß, wenn außer der natürlichen Freundschaft und Interessengemein¬
schaft der beiden Nationen, ein Buch zu dem beiderseitigen guten Verhältnisse
etwas beizutragen vermag, so ist es dieses.




Weihnachtsbücherschau.

Wenige der Werke über den deutsch-französischen Krieg, welche sich
bei ihrem Erscheinen als die vorzüglichsten Darstellungen priesen, sind heute
noch brauchbar, seitdem das Werk des Großen Generalstabes theilweise ver¬
öffentlicht ist, und einzelne Kriegsabschnitte eine wirklich strategisch-historische
Bearbeitung auf Grund der Kriegsacten gefunden haben. Diese Werke, die
im eminenten Sinne die bisher einzig vollgenügenden genannt werden dürfen,
sind wie das große Generalstabswerk selbst und die Arbeit des Major Blume
über den Krieg nach Sedan. bei E. S. Mittler K Sohn in Berlin er¬
schienen. Wir nennen heute an neuesten Erscheinungen des Mittler'schen
Verlags, mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, ihnen bald einen besondern
größern Artikel zu widmen, die beiden Werke, welche die Operationen der
I. Armee unter General v. Steinmetz und General v. Manteuffel schildern.
Der Major im Großen Generalstabe A. v. Schelk gibt nach den Operations¬
acten des Obereommandos der I. Armee die Darstellung der Operationen
unter General v. Steinmetz vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation
von Metz. Das Werk, welches mit einer Uebersichtskarte und zwei trefflichen
Plänen versehen ist — darunter die beste Karte der Schlachtfelder um Metz,
die uns bis jetzt zu Gesicht gekommen ist — gibt namentlich Aufschluß über
die so oft und in so vielfachen Versionen ventilirte Frage, ob und welche
Fehler dem damaligen Obercommandanten der I. Armee zu machen sind. Natür¬
lich ist diese Frage nicht in dem räsonnirenden Tone der mehr oder minder zu¬
friedenen Strategen der Tagespresse, sondern mit der Feinheit und Objectivität
beantwortet, welche einer Bearbeitung der Acten durch einen höheren General-
Stabsoffieier geziemt. — Die Operationen der ersten Armee unter General von
Manteuffel dagegen, von der Kapitulation von Metz bis zum Fall von
Peronne hat auch dießmal der Oberst im Generalstab Hermann Graf
Wartensleben nach den Operationsacten des Obereommandos der I. Armee
dargestellt, derselbe Verfasser, der schon durch seine Schrift über die „Opera¬
tionen der deutschen Südarmee" ein ebenso großes Geschick zu fesselnder Dar¬
stellung und geschickter Gruppirung seines Stoffes, als zu einem trefflichen
Vortrag seines Actenmaterials bewiesen hat. Um so willkommener wird man
diese neue Arbeit heißen, die über die von dem mißvergnügten Theil der
deutschen Presse am ungünstigsten beurtheilten Actionen unseres großen Krieges
sehr erfreulichen, dem Oberbefehlshaber der I. Armee gerade durch die Objec¬
tivität und Unwiderleglichkeit der darin mitgetheilten gleichzeitigen Documente
doppelt ehrenvollen Aufschluß bietet. Auch' dieser Schrift sind zwei treffliche


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/525>, abgerufen am 04.07.2024.