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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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schaftlichen Strebens einmal durch die jährlichen Generalversammlungen mit
ihren öffentlichen Vortrügen, sodann aber auch durch eine von ihm, heraus¬
gegebene Zeitschrift.

Von den Hansischen Geschichtsblättern liegt der erste Jahrgang
1871 uns vor.*) Er berichtet uns zunächst von den Tendenzen und Arbeiten
des Vereins und liefert uns dann eine Anzahl kritischer Forschungen über
einzelne wichtige oder interessante Fragen der Hansischen Geschichte. Mantels
in Lübeck, Frensdorff und Pauli in Göttingen, von Rosen in Stralsund und
Koppmann in Hamburg haben dazu beigesteuert, alles Arbeiten ernster, wissen¬
schaftlicher Art, deren Werth nicht gering und nicht vorübergehend ist. Wer
sich für die Geschichte unseres deutschen Städtewesens interessirt, wird sich an
dem hier Geborenen erfreuen.

Möge der Verein, -- mit diesem Wunsche schließen wir unseren Bericht
an dieser Stelle -- gedeihlichen Fortgang haben, der dem glückverheißenden
Anfange seines Lebens entspreche! Möge er seine Aufgaben lösen, zur Ehre
seiner Gründe und zum Vortheil unserer historischen Wissenschaft! Möge er
ein Vorbild werden anderen Vereinen und anderen Unternehmungen, welche
auf Gemeinsamkeit der Arbeit und der Ziele gegründet werden müßten! --


'A. N.


Die babylonische Verwirrung des Kerrn Konstantin Irantz.

Viele werden diese Ueberschrift für einen böswilligen Scherz halten und
dahin auslegen, daß Herr Constantin Frantz, der leider ihnen vermuthlich viel
weniger bekannt sein wird, als mancher andere historische Constantin, unter dem
Epitheton orrians eines verwirrten Babyloniers ihnen vorgestellt'werden solle.
Wir verwahren uns auf das entschiedenste gegen diese Deutung unserer Ueber¬
schrift. In der Construction unserer Ueberschrift steht der Genetivus des
Herrn Constantin Frantz zu der babylonischen Verwirrung vielmehr logisch
und thatsächlich nur in dem angenehmen Verhältniß des Erfinders und Er¬
zeugers. So wie man ohne jeden Anlauf injuriandi, sins stucjio et im,
sagen kann: das Gesetz der Schwere des Jsaak Newton oder die Geschichte
des Kaiserreichs des Herrn Adolphe Thiers, ohne damit behaupten zu wollen,
daß Thiers Kaiser oder Newton schwer gewesen sei, so wenig würde die Zeile



") Hansische Geschichtsblätter. Herausgegeben von dem Vereine für Hansische Ge¬
schichte. Jahrgang 187l. Leipzig, Verlag von Duncker K Humblot. 1872.

schaftlichen Strebens einmal durch die jährlichen Generalversammlungen mit
ihren öffentlichen Vortrügen, sodann aber auch durch eine von ihm, heraus¬
gegebene Zeitschrift.

Von den Hansischen Geschichtsblättern liegt der erste Jahrgang
1871 uns vor.*) Er berichtet uns zunächst von den Tendenzen und Arbeiten
des Vereins und liefert uns dann eine Anzahl kritischer Forschungen über
einzelne wichtige oder interessante Fragen der Hansischen Geschichte. Mantels
in Lübeck, Frensdorff und Pauli in Göttingen, von Rosen in Stralsund und
Koppmann in Hamburg haben dazu beigesteuert, alles Arbeiten ernster, wissen¬
schaftlicher Art, deren Werth nicht gering und nicht vorübergehend ist. Wer
sich für die Geschichte unseres deutschen Städtewesens interessirt, wird sich an
dem hier Geborenen erfreuen.

Möge der Verein, — mit diesem Wunsche schließen wir unseren Bericht
an dieser Stelle — gedeihlichen Fortgang haben, der dem glückverheißenden
Anfange seines Lebens entspreche! Möge er seine Aufgaben lösen, zur Ehre
seiner Gründe und zum Vortheil unserer historischen Wissenschaft! Möge er
ein Vorbild werden anderen Vereinen und anderen Unternehmungen, welche
auf Gemeinsamkeit der Arbeit und der Ziele gegründet werden müßten! —


'A. N.


Die babylonische Verwirrung des Kerrn Konstantin Irantz.

Viele werden diese Ueberschrift für einen böswilligen Scherz halten und
dahin auslegen, daß Herr Constantin Frantz, der leider ihnen vermuthlich viel
weniger bekannt sein wird, als mancher andere historische Constantin, unter dem
Epitheton orrians eines verwirrten Babyloniers ihnen vorgestellt'werden solle.
Wir verwahren uns auf das entschiedenste gegen diese Deutung unserer Ueber¬
schrift. In der Construction unserer Ueberschrift steht der Genetivus des
Herrn Constantin Frantz zu der babylonischen Verwirrung vielmehr logisch
und thatsächlich nur in dem angenehmen Verhältniß des Erfinders und Er¬
zeugers. So wie man ohne jeden Anlauf injuriandi, sins stucjio et im,
sagen kann: das Gesetz der Schwere des Jsaak Newton oder die Geschichte
des Kaiserreichs des Herrn Adolphe Thiers, ohne damit behaupten zu wollen,
daß Thiers Kaiser oder Newton schwer gewesen sei, so wenig würde die Zeile



") Hansische Geschichtsblätter. Herausgegeben von dem Vereine für Hansische Ge¬
schichte. Jahrgang 187l. Leipzig, Verlag von Duncker K Humblot. 1872.
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[0352] schaftlichen Strebens einmal durch die jährlichen Generalversammlungen mit ihren öffentlichen Vortrügen, sodann aber auch durch eine von ihm, heraus¬ gegebene Zeitschrift. Von den Hansischen Geschichtsblättern liegt der erste Jahrgang 1871 uns vor.*) Er berichtet uns zunächst von den Tendenzen und Arbeiten des Vereins und liefert uns dann eine Anzahl kritischer Forschungen über einzelne wichtige oder interessante Fragen der Hansischen Geschichte. Mantels in Lübeck, Frensdorff und Pauli in Göttingen, von Rosen in Stralsund und Koppmann in Hamburg haben dazu beigesteuert, alles Arbeiten ernster, wissen¬ schaftlicher Art, deren Werth nicht gering und nicht vorübergehend ist. Wer sich für die Geschichte unseres deutschen Städtewesens interessirt, wird sich an dem hier Geborenen erfreuen. Möge der Verein, — mit diesem Wunsche schließen wir unseren Bericht an dieser Stelle — gedeihlichen Fortgang haben, der dem glückverheißenden Anfange seines Lebens entspreche! Möge er seine Aufgaben lösen, zur Ehre seiner Gründe und zum Vortheil unserer historischen Wissenschaft! Möge er ein Vorbild werden anderen Vereinen und anderen Unternehmungen, welche auf Gemeinsamkeit der Arbeit und der Ziele gegründet werden müßten! — 'A. N. Die babylonische Verwirrung des Kerrn Konstantin Irantz. Viele werden diese Ueberschrift für einen böswilligen Scherz halten und dahin auslegen, daß Herr Constantin Frantz, der leider ihnen vermuthlich viel weniger bekannt sein wird, als mancher andere historische Constantin, unter dem Epitheton orrians eines verwirrten Babyloniers ihnen vorgestellt'werden solle. Wir verwahren uns auf das entschiedenste gegen diese Deutung unserer Ueber¬ schrift. In der Construction unserer Ueberschrift steht der Genetivus des Herrn Constantin Frantz zu der babylonischen Verwirrung vielmehr logisch und thatsächlich nur in dem angenehmen Verhältniß des Erfinders und Er¬ zeugers. So wie man ohne jeden Anlauf injuriandi, sins stucjio et im, sagen kann: das Gesetz der Schwere des Jsaak Newton oder die Geschichte des Kaiserreichs des Herrn Adolphe Thiers, ohne damit behaupten zu wollen, daß Thiers Kaiser oder Newton schwer gewesen sei, so wenig würde die Zeile ") Hansische Geschichtsblätter. Herausgegeben von dem Vereine für Hansische Ge¬ schichte. Jahrgang 187l. Leipzig, Verlag von Duncker K Humblot. 1872.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/352>, abgerufen am 04.07.2024.