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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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Gesteine verwandt wurden. Man kann die Cette wieder in roh zugehauene
und feinere scheiden. Die ersteren, obgleich weit über das Land verbreitet,
werden eben wegen ihres unscheinbareren Aeußern seltener in den Sammlungen
gefunden, da sie in der Menge Feuersteine, zwischen denen sie liegen, nur für
ein geübtes Auge zu unterscheiden sind. Dann giebt es noch theilweis polirte
und ganz polirte Cette; die letzteren sind die schönsten, häufigsten, aber auch
jüngsten. Bon allen Arten führt Evans schöne Beispiele mit guten Abbildungen
an. Was den Gebrauch dieses Instruments betrifft, so war er sehr mannich-
faltig, ja der Celt kann als das universalste aller Werkzeuge der Steinperiode
betrachtet werden, wofür schon die Häufigkeit seines Vorkommens spricht.
Als Axt, Beil, Meißel, ja als Messer diente er je nach seiner Größe. Man
fällte mit ihm Bäume, höhlte Canoes aus, grub damit Wurzeln; er war
ein Geräth, das dem Menschen im Kampf mit der Natur ums Dasein äußerst
nützlich wurde und wohl weniger im Kampfe gegen den Nebenmenschen diente,
denn hierfür warenzahlreiche andere Jnstrumentevorhanden. An den Celt schließen
sich verschiedene andere ähnliche Geräthe an, die wir indessen hier nicht alle auf¬
zählen können. Es folgen dann die durchbohrten Aexte, die theils als Hausgeräth,
theils als Schlachtbeil dienten, die Hämmer und Hammersteine, letztere zum Stoßen
der Nahrung in Steinmörsern benutzt, die einfachen Mahlsteine. Letztere be¬
stehen aus einem ausgehöhlten, festliegenden Stein und einem kleinen Läufer;
zwischen beiden zerrieb der Steinzeitmensch sein Getreide, wobei natürlich eine
große Menge Sand mit ins Mehl überging. Dieses Urmodell der Mühle
gilt heute noch in Abessinien, wie in ganz Ostafrika und eine Abbildung der¬
selben kann man in Livingstone's Werk über den Sambesi finden. Die Hand¬
mühle oder Querr, auf den Hebriden und in den schottischen Hochlanden noch
in diesem Jahrhundert im Gebrauche, war nicht viel anders gestaltet und Re¬
ferent fand solche alte Quernsteine noch vor wenigen Jahren auf den Hebriden,
wenngleich außer Gebrauch gesetzt. Damit sind die friedlichen Geräthe erschöpft.

Die Waffen bestanden in Lanzen und Pfeilen, deren Spitzen häusig
genug gefunden werden; dazu mag man noch Schleudersteine gesellen und
die schon erwähnten Beile. Außer diesen Steinwaffen und Steingeräthen ge¬
hören der neolithischen Periode aber auch Instrumente aus Knochen an, die
man in alten Gräbern aufgedeckt hat. Lanzenspitzen, Asien, Nadeln aus
diesem leicht bearbeitbaren Materials wurden gefunden; dazu Hämmer und
Aexte aus Hirschhorn (letztere ^ häufigsten in skandinavischen Ländern). Die
Spindeln waren aus Stein, die persönlichen Zierrathen aus Jet, Bernstein,
Schiefer gearbeitet. Die einfachste Zierrath ist der Knopf aus Jet oder
Schiefer; schon seltener ist das Halsband aus Bernstein- oder Jet- oder
Knochenperlen, die gegen das Ende der neolithischen Periode hin, schon zu¬
weilen mit Bronzewaffen gesellt, auftreten. Man kann sich nun den Mer-


Gesteine verwandt wurden. Man kann die Cette wieder in roh zugehauene
und feinere scheiden. Die ersteren, obgleich weit über das Land verbreitet,
werden eben wegen ihres unscheinbareren Aeußern seltener in den Sammlungen
gefunden, da sie in der Menge Feuersteine, zwischen denen sie liegen, nur für
ein geübtes Auge zu unterscheiden sind. Dann giebt es noch theilweis polirte
und ganz polirte Cette; die letzteren sind die schönsten, häufigsten, aber auch
jüngsten. Bon allen Arten führt Evans schöne Beispiele mit guten Abbildungen
an. Was den Gebrauch dieses Instruments betrifft, so war er sehr mannich-
faltig, ja der Celt kann als das universalste aller Werkzeuge der Steinperiode
betrachtet werden, wofür schon die Häufigkeit seines Vorkommens spricht.
Als Axt, Beil, Meißel, ja als Messer diente er je nach seiner Größe. Man
fällte mit ihm Bäume, höhlte Canoes aus, grub damit Wurzeln; er war
ein Geräth, das dem Menschen im Kampf mit der Natur ums Dasein äußerst
nützlich wurde und wohl weniger im Kampfe gegen den Nebenmenschen diente,
denn hierfür warenzahlreiche andere Jnstrumentevorhanden. An den Celt schließen
sich verschiedene andere ähnliche Geräthe an, die wir indessen hier nicht alle auf¬
zählen können. Es folgen dann die durchbohrten Aexte, die theils als Hausgeräth,
theils als Schlachtbeil dienten, die Hämmer und Hammersteine, letztere zum Stoßen
der Nahrung in Steinmörsern benutzt, die einfachen Mahlsteine. Letztere be¬
stehen aus einem ausgehöhlten, festliegenden Stein und einem kleinen Läufer;
zwischen beiden zerrieb der Steinzeitmensch sein Getreide, wobei natürlich eine
große Menge Sand mit ins Mehl überging. Dieses Urmodell der Mühle
gilt heute noch in Abessinien, wie in ganz Ostafrika und eine Abbildung der¬
selben kann man in Livingstone's Werk über den Sambesi finden. Die Hand¬
mühle oder Querr, auf den Hebriden und in den schottischen Hochlanden noch
in diesem Jahrhundert im Gebrauche, war nicht viel anders gestaltet und Re¬
ferent fand solche alte Quernsteine noch vor wenigen Jahren auf den Hebriden,
wenngleich außer Gebrauch gesetzt. Damit sind die friedlichen Geräthe erschöpft.

Die Waffen bestanden in Lanzen und Pfeilen, deren Spitzen häusig
genug gefunden werden; dazu mag man noch Schleudersteine gesellen und
die schon erwähnten Beile. Außer diesen Steinwaffen und Steingeräthen ge¬
hören der neolithischen Periode aber auch Instrumente aus Knochen an, die
man in alten Gräbern aufgedeckt hat. Lanzenspitzen, Asien, Nadeln aus
diesem leicht bearbeitbaren Materials wurden gefunden; dazu Hämmer und
Aexte aus Hirschhorn (letztere ^ häufigsten in skandinavischen Ländern). Die
Spindeln waren aus Stein, die persönlichen Zierrathen aus Jet, Bernstein,
Schiefer gearbeitet. Die einfachste Zierrath ist der Knopf aus Jet oder
Schiefer; schon seltener ist das Halsband aus Bernstein- oder Jet- oder
Knochenperlen, die gegen das Ende der neolithischen Periode hin, schon zu¬
weilen mit Bronzewaffen gesellt, auftreten. Man kann sich nun den Mer-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/308>, abgerufen am 25.07.2024.