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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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Rand dieser Richtung hin greift er tief in das moderne Leben ein und
aus diesem Grunde gewinnt er auch für jene ein wirkliches Interesse, die
weder alte noch neue Katholiken sind.

Dasselbe' Mußte sich noch wesentlich steigern, wenn man die positiven
Beschlüsse, die der Congreß zu Cöln veröffentlichte, ins Auge faßt. Sie be¬
rühren den dogmatischen Theil, den Glaubensinhalt fast gar nicht, aber sie
fassen die staatsrechtliche Seite der Frage mit einer Energie und einem
Scharfblick aus, der die Regierungen nöthigen wird, darauf Bedacht zu neh¬
men. Aber keiner wird diese Nöthigung so nahe treten, als eben der baye¬
rischen, denn keine blieb ihren Versprechungen bisher so viel schuldig, keine
hat einen so ausgebreiteten Schauplatz dieser Mißstände und so ergiebige
Mittel zur Hand, als sie die bayerische Verfassung bietet. Jedenfalls ist die
Losung diese Fragen eine der nächsten und bedeutendsten Aufgaben für das
neue Cabinet, zumal nachdem von Berlin schon das Signal zum Kampfe ge¬
geben ist. Dann wird es sich zeigen, wie es sich mit nationalen und libe¬
ralen Gesinnungen verhält, welche die öffentliche Meinung demselben bis jetzt
L. -- gutgeschrieben.




Kleine Besprechungen.
Das preußische statistische Bureau.

Seit der trefflichen Festschrift, welche Böckh im Jahre 1863 unter dein
Titel "Geschichtliche Entwickelung der amtlichen Statistik des preußischen
Staates" dem internationalen statistischen Congreß zu Berlin 1863 heraus¬
gab, hat das königlich preußische statistische Bureau eine besondere Darstellung
nicht mehr gefunden -- die zahlreichen Publicationen natürlich abgerechnet,
welche von diesem Institute selbst auszugehen pflegen. Jede Schrift, welche
dieses in Deutschland weitaus erste Institut für wissenschaftliche und prac-
tische Statistik auf allen Gebieten nach seinem Werdegang und seinen heu¬
tigen Leistungen darzustellen unternimmt, darf auf ein großes und aufmerk¬
sames Publicum rechnen und so wird von Vielen auch die neueste Schrift
über diesen Gegenstand "Das königlich preußische statistische Bu¬
reau und seine Dependentien, Geschichte, Organisation und Verwal¬
tung, von Leon Puslowsky, einem außerordentlichen Mitgliede des königlich
Preußischen statistischen Seminars, Berlin, Puttkammer und Mühl¬
brecht, 1872" mit demselben günstigen Vorurtheil in die Hand genommen


Rand dieser Richtung hin greift er tief in das moderne Leben ein und
aus diesem Grunde gewinnt er auch für jene ein wirkliches Interesse, die
weder alte noch neue Katholiken sind.

Dasselbe' Mußte sich noch wesentlich steigern, wenn man die positiven
Beschlüsse, die der Congreß zu Cöln veröffentlichte, ins Auge faßt. Sie be¬
rühren den dogmatischen Theil, den Glaubensinhalt fast gar nicht, aber sie
fassen die staatsrechtliche Seite der Frage mit einer Energie und einem
Scharfblick aus, der die Regierungen nöthigen wird, darauf Bedacht zu neh¬
men. Aber keiner wird diese Nöthigung so nahe treten, als eben der baye¬
rischen, denn keine blieb ihren Versprechungen bisher so viel schuldig, keine
hat einen so ausgebreiteten Schauplatz dieser Mißstände und so ergiebige
Mittel zur Hand, als sie die bayerische Verfassung bietet. Jedenfalls ist die
Losung diese Fragen eine der nächsten und bedeutendsten Aufgaben für das
neue Cabinet, zumal nachdem von Berlin schon das Signal zum Kampfe ge¬
geben ist. Dann wird es sich zeigen, wie es sich mit nationalen und libe¬
ralen Gesinnungen verhält, welche die öffentliche Meinung demselben bis jetzt
L. — gutgeschrieben.




Kleine Besprechungen.
Das preußische statistische Bureau.

Seit der trefflichen Festschrift, welche Böckh im Jahre 1863 unter dein
Titel „Geschichtliche Entwickelung der amtlichen Statistik des preußischen
Staates" dem internationalen statistischen Congreß zu Berlin 1863 heraus¬
gab, hat das königlich preußische statistische Bureau eine besondere Darstellung
nicht mehr gefunden — die zahlreichen Publicationen natürlich abgerechnet,
welche von diesem Institute selbst auszugehen pflegen. Jede Schrift, welche
dieses in Deutschland weitaus erste Institut für wissenschaftliche und prac-
tische Statistik auf allen Gebieten nach seinem Werdegang und seinen heu¬
tigen Leistungen darzustellen unternimmt, darf auf ein großes und aufmerk¬
sames Publicum rechnen und so wird von Vielen auch die neueste Schrift
über diesen Gegenstand „Das königlich preußische statistische Bu¬
reau und seine Dependentien, Geschichte, Organisation und Verwal¬
tung, von Leon Puslowsky, einem außerordentlichen Mitgliede des königlich
Preußischen statistischen Seminars, Berlin, Puttkammer und Mühl¬
brecht, 1872" mit demselben günstigen Vorurtheil in die Hand genommen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/127>, abgerufen am 02.07.2024.