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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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dem Chor der Officiösen gehaßt und gefürchtet wird, geht daraus hervor, daß
nicht blos eine ganze Reihe von Leitartikeln wahre Warnungs- und Ver¬
dächtigungsrufe namentlich der Bestechung und Unterhaltung durch den
deutschen Reichskanzler gegen dieses Blatt geschleudert worden sind, sondern
selbst seine Existenzfähigkeit verdächtigt und das Aufhören der Zeitung auch in
auswärtigen Blättern mitgetheilt ist. Trotzdem erfreut sich diese Zeitung, die
erste und einzige, welche vollständig unabhängig sowohl in politischer als
volkswirthschaftlicher Beziehung ist und in keinem Abhängigkeitsverhältniß zu
irgend einer Bank steht und sich nicht 'zur Anstellung betrügerischer Unter¬
nehmungen hergiebt, des besten Gedeihens und schon jetzt einer sehr ansehn¬
lichen Abonnentenzahl, die bald die Ziffer von 10,000 erreicht haben wird.

Aber nicht blos diese Zeitung, welche die Sympathieen zum deutschen Reiche
zu Pflegen als ihre erste Aufgabe hingestellt hat, wurde in maßlosester Weise
angegriffen, auch jene Correspondenz auswärtiger Zeitungen, welche die öster¬
reichischen Zustände nicht durch die officiöse Brille betrachten, sind der Ungnade
der Officiösen verfallen und haben kürzlich einen ganz geharnischten Rüssel erhalten,
weil sie der Wahrheit die Ehre geben und sich nicht in das Schlepptau der
Corruptirten nehmen lassen.

Der officiösen Presse gegenüber steht die der Föderalisten und des Klerus,
die natürlich auch unaufhörlich gegen Deutschland hassen. Neben ihnen ist
besonders der "Wanderer" hervorzuheben, eins der ältesten Blätter Wiens und
früher deutschgesinnt, welcher im vorigen Jahre vom Fürsten Czartorisky an¬
gekauft wurde und einige Zeit die Interessen Polens vertrat, seit Anfang dieses
Jahres aber von der ezechischen Bank angekauft wurde und seitdem der Tum¬
melplatz des wildesten Deutschenhasses ist. Kaum war dieser Uebergang be¬
werkstelligt, als auch schon Herr Freese wieder nach Wien zurückkehrte und
nun seine schmachvollen Angriffe gegen sein Vaterland wieder aufnahm.
Man kann von ihm sagen: oullg. äiss Ano linea; denn es vergeht kein Tag,
an welchem er nicht das Gift seiner gemeinen Gesinnung gegen alles, was
deutsch fühlt, ausspritzt. Es ist überhaupt eine eigenthümliche Erscheinung,
daß es meist norddeutsche, ja sogar Preußen sind, welche am heftigsten in der
Wiener Presse gegen das deutsche Reich agitiren. Neben dem Preußen Freese
im "Wanderer" ist es sein Landsmann Kilian in der "Neuen Freien Presse"
und der Bremenser Bögel, (früher an der Frankfurter Zeitung) im "Neuen
Fremden-Blatt." Die Ursachen ihrer Feindschaft und Verbitterung sind
größtentheils in persönlichen Verhältnissen zu suchen. . Sie haben sich theils
drüben unmöglich gemacht, theils sind sie mit dem bürgerlichen Strafgesetz in
Streit gerathen und haben den Arm der preußischen Justiz gefühlt. Das ist
der Makel, der aus ihnen spricht. Jemehr das eigne Gewissen sie belastet,
um so mehr suchen sie es durch maßlose Angriffe auf ihr Vaterland zu über-


dem Chor der Officiösen gehaßt und gefürchtet wird, geht daraus hervor, daß
nicht blos eine ganze Reihe von Leitartikeln wahre Warnungs- und Ver¬
dächtigungsrufe namentlich der Bestechung und Unterhaltung durch den
deutschen Reichskanzler gegen dieses Blatt geschleudert worden sind, sondern
selbst seine Existenzfähigkeit verdächtigt und das Aufhören der Zeitung auch in
auswärtigen Blättern mitgetheilt ist. Trotzdem erfreut sich diese Zeitung, die
erste und einzige, welche vollständig unabhängig sowohl in politischer als
volkswirthschaftlicher Beziehung ist und in keinem Abhängigkeitsverhältniß zu
irgend einer Bank steht und sich nicht 'zur Anstellung betrügerischer Unter¬
nehmungen hergiebt, des besten Gedeihens und schon jetzt einer sehr ansehn¬
lichen Abonnentenzahl, die bald die Ziffer von 10,000 erreicht haben wird.

Aber nicht blos diese Zeitung, welche die Sympathieen zum deutschen Reiche
zu Pflegen als ihre erste Aufgabe hingestellt hat, wurde in maßlosester Weise
angegriffen, auch jene Correspondenz auswärtiger Zeitungen, welche die öster¬
reichischen Zustände nicht durch die officiöse Brille betrachten, sind der Ungnade
der Officiösen verfallen und haben kürzlich einen ganz geharnischten Rüssel erhalten,
weil sie der Wahrheit die Ehre geben und sich nicht in das Schlepptau der
Corruptirten nehmen lassen.

Der officiösen Presse gegenüber steht die der Föderalisten und des Klerus,
die natürlich auch unaufhörlich gegen Deutschland hassen. Neben ihnen ist
besonders der „Wanderer" hervorzuheben, eins der ältesten Blätter Wiens und
früher deutschgesinnt, welcher im vorigen Jahre vom Fürsten Czartorisky an¬
gekauft wurde und einige Zeit die Interessen Polens vertrat, seit Anfang dieses
Jahres aber von der ezechischen Bank angekauft wurde und seitdem der Tum¬
melplatz des wildesten Deutschenhasses ist. Kaum war dieser Uebergang be¬
werkstelligt, als auch schon Herr Freese wieder nach Wien zurückkehrte und
nun seine schmachvollen Angriffe gegen sein Vaterland wieder aufnahm.
Man kann von ihm sagen: oullg. äiss Ano linea; denn es vergeht kein Tag,
an welchem er nicht das Gift seiner gemeinen Gesinnung gegen alles, was
deutsch fühlt, ausspritzt. Es ist überhaupt eine eigenthümliche Erscheinung,
daß es meist norddeutsche, ja sogar Preußen sind, welche am heftigsten in der
Wiener Presse gegen das deutsche Reich agitiren. Neben dem Preußen Freese
im „Wanderer" ist es sein Landsmann Kilian in der „Neuen Freien Presse"
und der Bremenser Bögel, (früher an der Frankfurter Zeitung) im „Neuen
Fremden-Blatt." Die Ursachen ihrer Feindschaft und Verbitterung sind
größtentheils in persönlichen Verhältnissen zu suchen. . Sie haben sich theils
drüben unmöglich gemacht, theils sind sie mit dem bürgerlichen Strafgesetz in
Streit gerathen und haben den Arm der preußischen Justiz gefühlt. Das ist
der Makel, der aus ihnen spricht. Jemehr das eigne Gewissen sie belastet,
um so mehr suchen sie es durch maßlose Angriffe auf ihr Vaterland zu über-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/83>, abgerufen am 22.12.2024.