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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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straße und sind für den Austausch zahlreicher Producte, sowie für den per¬
sönlichen Verkehr auf die Gefahren und Umständlichkeiten der langen Seefahrt
angewiesen. Wenn irgendwo, so muß durch Herstellung einer europäisch-chi¬
nesischen Bahn bei den colossalen Entfernungen die Ersparniß an Raum und
Zeit großartige Resultate zu Tage fördern.

Die einzige Straße, auf welcher gegenwärtig Rußland und China ver¬
bunden sind, ist die alte Karawanenstraße von Nowgorod über Kasan, Jeka-
terinburg am Ural, Omsk, Tomsk, Krasnojarsk, Jrkutsk und Kiächta nach
Maimaitschin (30- N. B. 106° söll. L. v. Greenw.), dem ersten chinesischen
Grenzorte, von wo die Route über Urga und Karachoto nach Peking und
Tim-thir an der Petschili-Bai, dem Hafenplatze am gelben Meere, führt. Auf
diesem Wege gelangt auch die Correspondenz von Rußland nach China,
Kiächta berührt bereits der russisch-amerikanische Ueberland-Telegraph*), der
bis nach Penschinsk am ochotskischen Meere reicht; briefliche Nachrichten und
Personen werden mit der durch Mr. Grant errichteten mongolischen Steppen¬
post, deren Dienst von 30 Courieren mit ca. 400 Pferden besorgt wird, in 11
Tagen von Maimaitschin über Karachoto nach Peking befördert.

. Dieselbe Route würde mit geringen Abweichungen für den Bau der Eisen¬
bahn zu wählen sein. Die russische Regierung, seit langer Zeit mit den Vor¬
arbeiten für das colossale Werk beschäftigt, hat neuerdings, wie der G6los
meldet, das ganze Gebiet zwischen den Flußsystemen der Kama und des Obj
durch Abgeordnete des Hauptcomite für Eisenbahnen erforschen lassen; diese
Commissäre haben das Terrain für die Bahntracirung günstig erachtet und
namentlich festgestellt, daß Jekaterinburg, an der Pforte des Ural, der geeig¬
neteste Punkt für Überschreitung dieser Wasserscheide sei. Nehmen wir das
alte Nowgorod, den östlichsten Ausläufer des russischen Bahnnetzes, als An¬
fangspunkt der russisch-chinesischen Bahn an, so würde dieselbe folgende Orte
berühren: Kasan (Balachna, Wolgastation), Jekaterinburg, Tara, Tomsk,
Krasnojarsk am Jenesei, Kanst, Birjusinsk, Nishne-Udinsk. Jrkutsk am Bai¬
kalsee, Kiächta, chinesische Grenze (Maimaitschin), Urga, Karachoto, Peking
(40" N. B), Tim-thir, Petschili-Bai. Von der deutschen Grenze bei Eydt-
kuhnen ab ergeben sich folgende Entfernungen:



-) Hauptstationcn des Ueberland-Telegraphen sind: Petersburg, Moskau, Nowgorod, Kasan,
Jekaterinburg, Omsk, Tomsk, Krasnojarsk, Jrkutsk, Nertschinsk, Polagowieschtschensk, Ajan,
Ochotsk, Jamsk, Penschinski. Die Fortsetzung über die Behringsstraße nach Cap Prince Wales
und von dort am Juckonfluß entlang durch Aljaska und Columbia nach Californien ist im Bau
begriffen. Zur Verbindung des russischen Ueberland-Telegraphen mit Japan und China sind
Leitungen zwischen Wladiwostock in Sibirien und Hongkong über Nangasaki hergestellt. Hong¬
kong steht mit Bombay und London in Verbindung, so daß der Telegraph die Erde nunmehr
vollständig umspannt.

straße und sind für den Austausch zahlreicher Producte, sowie für den per¬
sönlichen Verkehr auf die Gefahren und Umständlichkeiten der langen Seefahrt
angewiesen. Wenn irgendwo, so muß durch Herstellung einer europäisch-chi¬
nesischen Bahn bei den colossalen Entfernungen die Ersparniß an Raum und
Zeit großartige Resultate zu Tage fördern.

Die einzige Straße, auf welcher gegenwärtig Rußland und China ver¬
bunden sind, ist die alte Karawanenstraße von Nowgorod über Kasan, Jeka-
terinburg am Ural, Omsk, Tomsk, Krasnojarsk, Jrkutsk und Kiächta nach
Maimaitschin (30- N. B. 106° söll. L. v. Greenw.), dem ersten chinesischen
Grenzorte, von wo die Route über Urga und Karachoto nach Peking und
Tim-thir an der Petschili-Bai, dem Hafenplatze am gelben Meere, führt. Auf
diesem Wege gelangt auch die Correspondenz von Rußland nach China,
Kiächta berührt bereits der russisch-amerikanische Ueberland-Telegraph*), der
bis nach Penschinsk am ochotskischen Meere reicht; briefliche Nachrichten und
Personen werden mit der durch Mr. Grant errichteten mongolischen Steppen¬
post, deren Dienst von 30 Courieren mit ca. 400 Pferden besorgt wird, in 11
Tagen von Maimaitschin über Karachoto nach Peking befördert.

. Dieselbe Route würde mit geringen Abweichungen für den Bau der Eisen¬
bahn zu wählen sein. Die russische Regierung, seit langer Zeit mit den Vor¬
arbeiten für das colossale Werk beschäftigt, hat neuerdings, wie der G6los
meldet, das ganze Gebiet zwischen den Flußsystemen der Kama und des Obj
durch Abgeordnete des Hauptcomite für Eisenbahnen erforschen lassen; diese
Commissäre haben das Terrain für die Bahntracirung günstig erachtet und
namentlich festgestellt, daß Jekaterinburg, an der Pforte des Ural, der geeig¬
neteste Punkt für Überschreitung dieser Wasserscheide sei. Nehmen wir das
alte Nowgorod, den östlichsten Ausläufer des russischen Bahnnetzes, als An¬
fangspunkt der russisch-chinesischen Bahn an, so würde dieselbe folgende Orte
berühren: Kasan (Balachna, Wolgastation), Jekaterinburg, Tara, Tomsk,
Krasnojarsk am Jenesei, Kanst, Birjusinsk, Nishne-Udinsk. Jrkutsk am Bai¬
kalsee, Kiächta, chinesische Grenze (Maimaitschin), Urga, Karachoto, Peking
(40« N. B), Tim-thir, Petschili-Bai. Von der deutschen Grenze bei Eydt-
kuhnen ab ergeben sich folgende Entfernungen:



-) Hauptstationcn des Ueberland-Telegraphen sind: Petersburg, Moskau, Nowgorod, Kasan,
Jekaterinburg, Omsk, Tomsk, Krasnojarsk, Jrkutsk, Nertschinsk, Polagowieschtschensk, Ajan,
Ochotsk, Jamsk, Penschinski. Die Fortsetzung über die Behringsstraße nach Cap Prince Wales
und von dort am Juckonfluß entlang durch Aljaska und Columbia nach Californien ist im Bau
begriffen. Zur Verbindung des russischen Ueberland-Telegraphen mit Japan und China sind
Leitungen zwischen Wladiwostock in Sibirien und Hongkong über Nangasaki hergestellt. Hong¬
kong steht mit Bombay und London in Verbindung, so daß der Telegraph die Erde nunmehr
vollständig umspannt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/348>, abgerufen am 03.07.2024.