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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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stellt, eilte Madame Perregaux in strengem Ritt nach Sonceboz, im damaligen
Bischofthum Basel. Dort genoß sie mit ihrem Gemahl und Sohn die Freude
eines langersehnten Wiedersehens. Auch La Boulaye, des Gesandten Secretär,
hatte sich eingefunden und überzeugte sich mit Schrecken von den furchtbaren
Narben und Wundmalen der Folter.

, Von Sanceboz begaben sie sich nach Charguement in der Franche-Comte,
wo Perregaux während seiner Flucht gewohnt hatte. La Boulaye kehrte nach
Solothurn zurück. Unter der Pflege des königlichen Leibarztes Guillemin
genoß sie in Besancon zu neuer Kraft. Nun das alte fröhliche Leben. Be¬
suche beim Vetter, Abt v. Baume, der Dame von Wattenwyl zu ClMons,
Feste, Schmeicheleien, Complimente; ja der König selbst beglückt sie mit einer
Pension. Selbst der alte ritterliche Muth der Dame kehrte wieder.

Endlich erhielt sie durch Vermittlung des französischen Gesandten die
Erlaubniß, sich wieder nach Vallengin zu begeben. Aber auch da gewann
sie keine Ruhe. Eben handelte es sich darum, wer das Erbe der Longueville
antreten solle. Als Anhängerin des Fürsten von Conti, des unglücklichen
Prätendenten, kam die Perregaux in eine schiefe Stellung. Man machte
ihr das Leben sauer. Unter dem Vorwand, Madame besuche die Kirche
zu selten, wurde sie vor den Kirchenvorstand geladen, und zu einer beträcht¬
lichen Buße verfällt. Da brachen die alten Folterwunden wieder auf, und
verbitterten ihr den Abend des Lebens.

In der Absicht, sich dem neuen Gesandten Frankreichs, dem Grafen du
Luc, als eine Märtyrerin für die Sache Frankreichs darzustellen und sich da¬
durch seiner Gunst zu versichern, schrieb sie ihre Memoiren, die wir haupt¬
sächlich als Quelle unserer Schilderung benutzt und starb am 21. November 1714.
Ihr Grabmal schmückt die Kirche von Vallengin. Die Inschrift, geziert
mit den 3 Flügeln des Familienwappens von Wattenwyl lautet also: Isi
rsposs ains 1'a8sura,reg Ä'uus glorivuse rssurrsotion 1s eorxs ac Dame
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ni-äevMt mMi-s-dont'Zsois et a-neisn ä'LAÜss Ah ValenZin, Ä6eeä6ö 1e 21.
November 1714 as 69 aus. vivu a sou a,ins.




Die Wahlen in Ungarn.

Lxtra KunAg,rig.in Jon sse vita! -- das hat sich wieder bei den Wahlen
gezeigt. Von einer deutschen Abgeordnetenwahl will ich gar nicht reden,
aber selbst eine englische oder amerikanische ist blaß und farblos gegen


stellt, eilte Madame Perregaux in strengem Ritt nach Sonceboz, im damaligen
Bischofthum Basel. Dort genoß sie mit ihrem Gemahl und Sohn die Freude
eines langersehnten Wiedersehens. Auch La Boulaye, des Gesandten Secretär,
hatte sich eingefunden und überzeugte sich mit Schrecken von den furchtbaren
Narben und Wundmalen der Folter.

, Von Sanceboz begaben sie sich nach Charguement in der Franche-Comte,
wo Perregaux während seiner Flucht gewohnt hatte. La Boulaye kehrte nach
Solothurn zurück. Unter der Pflege des königlichen Leibarztes Guillemin
genoß sie in Besancon zu neuer Kraft. Nun das alte fröhliche Leben. Be¬
suche beim Vetter, Abt v. Baume, der Dame von Wattenwyl zu ClMons,
Feste, Schmeicheleien, Complimente; ja der König selbst beglückt sie mit einer
Pension. Selbst der alte ritterliche Muth der Dame kehrte wieder.

Endlich erhielt sie durch Vermittlung des französischen Gesandten die
Erlaubniß, sich wieder nach Vallengin zu begeben. Aber auch da gewann
sie keine Ruhe. Eben handelte es sich darum, wer das Erbe der Longueville
antreten solle. Als Anhängerin des Fürsten von Conti, des unglücklichen
Prätendenten, kam die Perregaux in eine schiefe Stellung. Man machte
ihr das Leben sauer. Unter dem Vorwand, Madame besuche die Kirche
zu selten, wurde sie vor den Kirchenvorstand geladen, und zu einer beträcht¬
lichen Buße verfällt. Da brachen die alten Folterwunden wieder auf, und
verbitterten ihr den Abend des Lebens.

In der Absicht, sich dem neuen Gesandten Frankreichs, dem Grafen du
Luc, als eine Märtyrerin für die Sache Frankreichs darzustellen und sich da¬
durch seiner Gunst zu versichern, schrieb sie ihre Memoiren, die wir haupt¬
sächlich als Quelle unserer Schilderung benutzt und starb am 21. November 1714.
Ihr Grabmal schmückt die Kirche von Vallengin. Die Inschrift, geziert
mit den 3 Flügeln des Familienwappens von Wattenwyl lautet also: Isi
rsposs ains 1'a8sura,reg Ä'uus glorivuse rssurrsotion 1s eorxs ac Dame
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November 1714 as 69 aus. vivu a sou a,ins.




Die Wahlen in Ungarn.

Lxtra KunAg,rig.in Jon sse vita! — das hat sich wieder bei den Wahlen
gezeigt. Von einer deutschen Abgeordnetenwahl will ich gar nicht reden,
aber selbst eine englische oder amerikanische ist blaß und farblos gegen


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[0195] stellt, eilte Madame Perregaux in strengem Ritt nach Sonceboz, im damaligen Bischofthum Basel. Dort genoß sie mit ihrem Gemahl und Sohn die Freude eines langersehnten Wiedersehens. Auch La Boulaye, des Gesandten Secretär, hatte sich eingefunden und überzeugte sich mit Schrecken von den furchtbaren Narben und Wundmalen der Folter. , Von Sanceboz begaben sie sich nach Charguement in der Franche-Comte, wo Perregaux während seiner Flucht gewohnt hatte. La Boulaye kehrte nach Solothurn zurück. Unter der Pflege des königlichen Leibarztes Guillemin genoß sie in Besancon zu neuer Kraft. Nun das alte fröhliche Leben. Be¬ suche beim Vetter, Abt v. Baume, der Dame von Wattenwyl zu ClMons, Feste, Schmeicheleien, Complimente; ja der König selbst beglückt sie mit einer Pension. Selbst der alte ritterliche Muth der Dame kehrte wieder. Endlich erhielt sie durch Vermittlung des französischen Gesandten die Erlaubniß, sich wieder nach Vallengin zu begeben. Aber auch da gewann sie keine Ruhe. Eben handelte es sich darum, wer das Erbe der Longueville antreten solle. Als Anhängerin des Fürsten von Conti, des unglücklichen Prätendenten, kam die Perregaux in eine schiefe Stellung. Man machte ihr das Leben sauer. Unter dem Vorwand, Madame besuche die Kirche zu selten, wurde sie vor den Kirchenvorstand geladen, und zu einer beträcht¬ lichen Buße verfällt. Da brachen die alten Folterwunden wieder auf, und verbitterten ihr den Abend des Lebens. In der Absicht, sich dem neuen Gesandten Frankreichs, dem Grafen du Luc, als eine Märtyrerin für die Sache Frankreichs darzustellen und sich da¬ durch seiner Gunst zu versichern, schrieb sie ihre Memoiren, die wir haupt¬ sächlich als Quelle unserer Schilderung benutzt und starb am 21. November 1714. Ihr Grabmal schmückt die Kirche von Vallengin. Die Inschrift, geziert mit den 3 Flügeln des Familienwappens von Wattenwyl lautet also: Isi rsposs ains 1'a8sura,reg Ä'uus glorivuse rssurrsotion 1s eorxs ac Dame XkMai'ins ?ran<ML6 as ^Vattsmv^l, öpouse an Lisur Lainusl kerrsAg-ux ni-äevMt mMi-s-dont'Zsois et a-neisn ä'LAÜss Ah ValenZin, Ä6eeä6ö 1e 21. November 1714 as 69 aus. vivu a sou a,ins. Die Wahlen in Ungarn. Lxtra KunAg,rig.in Jon sse vita! — das hat sich wieder bei den Wahlen gezeigt. Von einer deutschen Abgeordnetenwahl will ich gar nicht reden, aber selbst eine englische oder amerikanische ist blaß und farblos gegen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/195>, abgerufen am 03.07.2024.