Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Oberen von Joseph Malfatti, Priester der Gesellschaft Jesu und Director des
Gebetsapostolats für Deutschland," herausgegeben wird.

Genau wie eine der Reclamen für die "delicate" Revalesciöre Arabica Du
Barrys oder für Jacobis Königskraut muthet uns hier folgendes Attest an,
welches Brück an der Muur, 18. November 1870 datirt ist, und dem ein
halb Dutzend Seitenstücke folgen:

"Mein Enkel, ein fünfjähriger Knabe, hatte ein Uebel mit auf die Welt
gebracht, das trotz aller ärztlichen Hülfe bis jetzt nicht geheilt werden konnte.
Der Arzt, wiewohl er die Hoffnung nicht aufgab, es dürfte auch ohne eine
Operation die Heilung noch erzielt werden können, sagte doch, es bedürfe hier¬
für wenigstens noch längere Zeit. Man ließ eine neuntägige Andacht zum
heiligen Herzen Jesu halten. Drei Tage nach deren Beendigung verlor sich
das Uebel plötzlich. Gelobt sei das liebevolle göttliche Herz Jesu in alle Ewig¬
keit. Amen. Th. v. K."

Anderen Genres, aber ebenfalls nicht übel, ist die folgende Geschichte von
einem Liebhaber des Herzens Jesu, der seines Zeichens ein Fuhrknecht war,
und an dem wir beiläufig noch das fernere Wunder zu bemerken haben, daß
er schreiben und in ziemlich gutem Stil erzählen kann. Sein Referat, welches
vom 5. December und aus Croatien datirt ist und uns ein wenig an den
altindischen Beschwörungsspruch für fußkranke Gäule "Wodan und Balder
ritten zu Holze" erinnern will, lautet:

"Bon meinem Vorgesetzten mit zwei werthvollen Pferden betraut, fuhr
ich am 18. November bei sehr nasser Witterung, um Erde abzuladen, an einen
Ort, wo der Boden sehr weich war. Während des Abladens sehe ich einmal
nach den Pferden, doch welch ein Schrecken: das eine Pferd war bis an den
Bauch in den Boden gesunken. Eilends spanne ich ab und bringe mit großer
Anstrengung die Pferde von der Stelle. Aber neuer Schrecken! Das eine
Pferd konnte auf dem einen Fuße, der jetzt stark zitterte, nicht mehr stehen.
Ich rief in der Angst alle Heiligen um Hülse an, aber es ward nicht besser.
Ich kniete nieder, betete ein Pater, ein Ave und die Ehre sei Gott dem
Vater mit dem gewöhnlichen Lobsprüche zum heiligen Herzen Jesu. In größter
Angst, doch mit aller Hoffnung, fiel ich auf das Angesicht und wiederholte
dieß noch zwei Mal mit dem Versprechen, noch öfter etwas, doch nichts Be¬
stimmtes, zum göttlichen Herzen zu beten, als Danksagung und im "Send¬
boten" die Erhörung bekannt zu machen. Ich sah nach dem Pferde, aber
noch konnte es nicht stehen, und doch, sagte ich zu mir, werde ich das Ver¬
trauen nicht verlieren. Ich brachte dann mit dem einen Pferde den Wagen
heraus, spannte beide ein, und Lob, Ehre und Preis dem heiligen Herzen
Jesu, der Fuß war aus einmal ganz gut, das Pferd ging keinen Schritt
lahm."


Oberen von Joseph Malfatti, Priester der Gesellschaft Jesu und Director des
Gebetsapostolats für Deutschland," herausgegeben wird.

Genau wie eine der Reclamen für die „delicate" Revalesciöre Arabica Du
Barrys oder für Jacobis Königskraut muthet uns hier folgendes Attest an,
welches Brück an der Muur, 18. November 1870 datirt ist, und dem ein
halb Dutzend Seitenstücke folgen:

„Mein Enkel, ein fünfjähriger Knabe, hatte ein Uebel mit auf die Welt
gebracht, das trotz aller ärztlichen Hülfe bis jetzt nicht geheilt werden konnte.
Der Arzt, wiewohl er die Hoffnung nicht aufgab, es dürfte auch ohne eine
Operation die Heilung noch erzielt werden können, sagte doch, es bedürfe hier¬
für wenigstens noch längere Zeit. Man ließ eine neuntägige Andacht zum
heiligen Herzen Jesu halten. Drei Tage nach deren Beendigung verlor sich
das Uebel plötzlich. Gelobt sei das liebevolle göttliche Herz Jesu in alle Ewig¬
keit. Amen. Th. v. K."

Anderen Genres, aber ebenfalls nicht übel, ist die folgende Geschichte von
einem Liebhaber des Herzens Jesu, der seines Zeichens ein Fuhrknecht war,
und an dem wir beiläufig noch das fernere Wunder zu bemerken haben, daß
er schreiben und in ziemlich gutem Stil erzählen kann. Sein Referat, welches
vom 5. December und aus Croatien datirt ist und uns ein wenig an den
altindischen Beschwörungsspruch für fußkranke Gäule „Wodan und Balder
ritten zu Holze" erinnern will, lautet:

„Bon meinem Vorgesetzten mit zwei werthvollen Pferden betraut, fuhr
ich am 18. November bei sehr nasser Witterung, um Erde abzuladen, an einen
Ort, wo der Boden sehr weich war. Während des Abladens sehe ich einmal
nach den Pferden, doch welch ein Schrecken: das eine Pferd war bis an den
Bauch in den Boden gesunken. Eilends spanne ich ab und bringe mit großer
Anstrengung die Pferde von der Stelle. Aber neuer Schrecken! Das eine
Pferd konnte auf dem einen Fuße, der jetzt stark zitterte, nicht mehr stehen.
Ich rief in der Angst alle Heiligen um Hülse an, aber es ward nicht besser.
Ich kniete nieder, betete ein Pater, ein Ave und die Ehre sei Gott dem
Vater mit dem gewöhnlichen Lobsprüche zum heiligen Herzen Jesu. In größter
Angst, doch mit aller Hoffnung, fiel ich auf das Angesicht und wiederholte
dieß noch zwei Mal mit dem Versprechen, noch öfter etwas, doch nichts Be¬
stimmtes, zum göttlichen Herzen zu beten, als Danksagung und im „Send¬
boten" die Erhörung bekannt zu machen. Ich sah nach dem Pferde, aber
noch konnte es nicht stehen, und doch, sagte ich zu mir, werde ich das Ver¬
trauen nicht verlieren. Ich brachte dann mit dem einen Pferde den Wagen
heraus, spannte beide ein, und Lob, Ehre und Preis dem heiligen Herzen
Jesu, der Fuß war aus einmal ganz gut, das Pferd ging keinen Schritt
lahm."


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0176" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128104"/>
          <p xml:id="ID_543" prev="#ID_542"> Oberen von Joseph Malfatti, Priester der Gesellschaft Jesu und Director des<lb/>
Gebetsapostolats für Deutschland," herausgegeben wird.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_544"> Genau wie eine der Reclamen für die &#x201E;delicate" Revalesciöre Arabica Du<lb/>
Barrys oder für Jacobis Königskraut muthet uns hier folgendes Attest an,<lb/>
welches Brück an der Muur, 18. November 1870 datirt ist, und dem ein<lb/>
halb Dutzend Seitenstücke folgen:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_545"> &#x201E;Mein Enkel, ein fünfjähriger Knabe, hatte ein Uebel mit auf die Welt<lb/>
gebracht, das trotz aller ärztlichen Hülfe bis jetzt nicht geheilt werden konnte.<lb/>
Der Arzt, wiewohl er die Hoffnung nicht aufgab, es dürfte auch ohne eine<lb/>
Operation die Heilung noch erzielt werden können, sagte doch, es bedürfe hier¬<lb/>
für wenigstens noch längere Zeit. Man ließ eine neuntägige Andacht zum<lb/>
heiligen Herzen Jesu halten. Drei Tage nach deren Beendigung verlor sich<lb/>
das Uebel plötzlich. Gelobt sei das liebevolle göttliche Herz Jesu in alle Ewig¬<lb/>
keit. Amen. Th. v. K."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_546"> Anderen Genres, aber ebenfalls nicht übel, ist die folgende Geschichte von<lb/>
einem Liebhaber des Herzens Jesu, der seines Zeichens ein Fuhrknecht war,<lb/>
und an dem wir beiläufig noch das fernere Wunder zu bemerken haben, daß<lb/>
er schreiben und in ziemlich gutem Stil erzählen kann. Sein Referat, welches<lb/>
vom 5. December und aus Croatien datirt ist und uns ein wenig an den<lb/>
altindischen Beschwörungsspruch für fußkranke Gäule &#x201E;Wodan und Balder<lb/>
ritten zu Holze" erinnern will, lautet:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_547"> &#x201E;Bon meinem Vorgesetzten mit zwei werthvollen Pferden betraut, fuhr<lb/>
ich am 18. November bei sehr nasser Witterung, um Erde abzuladen, an einen<lb/>
Ort, wo der Boden sehr weich war. Während des Abladens sehe ich einmal<lb/>
nach den Pferden, doch welch ein Schrecken: das eine Pferd war bis an den<lb/>
Bauch in den Boden gesunken. Eilends spanne ich ab und bringe mit großer<lb/>
Anstrengung die Pferde von der Stelle. Aber neuer Schrecken! Das eine<lb/>
Pferd konnte auf dem einen Fuße, der jetzt stark zitterte, nicht mehr stehen.<lb/>
Ich rief in der Angst alle Heiligen um Hülse an, aber es ward nicht besser.<lb/>
Ich kniete nieder, betete ein Pater, ein Ave und die Ehre sei Gott dem<lb/>
Vater mit dem gewöhnlichen Lobsprüche zum heiligen Herzen Jesu. In größter<lb/>
Angst, doch mit aller Hoffnung, fiel ich auf das Angesicht und wiederholte<lb/>
dieß noch zwei Mal mit dem Versprechen, noch öfter etwas, doch nichts Be¬<lb/>
stimmtes, zum göttlichen Herzen zu beten, als Danksagung und im &#x201E;Send¬<lb/>
boten" die Erhörung bekannt zu machen. Ich sah nach dem Pferde, aber<lb/>
noch konnte es nicht stehen, und doch, sagte ich zu mir, werde ich das Ver¬<lb/>
trauen nicht verlieren. Ich brachte dann mit dem einen Pferde den Wagen<lb/>
heraus, spannte beide ein, und Lob, Ehre und Preis dem heiligen Herzen<lb/>
Jesu, der Fuß war aus einmal ganz gut, das Pferd ging keinen Schritt<lb/>
lahm."</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0176] Oberen von Joseph Malfatti, Priester der Gesellschaft Jesu und Director des Gebetsapostolats für Deutschland," herausgegeben wird. Genau wie eine der Reclamen für die „delicate" Revalesciöre Arabica Du Barrys oder für Jacobis Königskraut muthet uns hier folgendes Attest an, welches Brück an der Muur, 18. November 1870 datirt ist, und dem ein halb Dutzend Seitenstücke folgen: „Mein Enkel, ein fünfjähriger Knabe, hatte ein Uebel mit auf die Welt gebracht, das trotz aller ärztlichen Hülfe bis jetzt nicht geheilt werden konnte. Der Arzt, wiewohl er die Hoffnung nicht aufgab, es dürfte auch ohne eine Operation die Heilung noch erzielt werden können, sagte doch, es bedürfe hier¬ für wenigstens noch längere Zeit. Man ließ eine neuntägige Andacht zum heiligen Herzen Jesu halten. Drei Tage nach deren Beendigung verlor sich das Uebel plötzlich. Gelobt sei das liebevolle göttliche Herz Jesu in alle Ewig¬ keit. Amen. Th. v. K." Anderen Genres, aber ebenfalls nicht übel, ist die folgende Geschichte von einem Liebhaber des Herzens Jesu, der seines Zeichens ein Fuhrknecht war, und an dem wir beiläufig noch das fernere Wunder zu bemerken haben, daß er schreiben und in ziemlich gutem Stil erzählen kann. Sein Referat, welches vom 5. December und aus Croatien datirt ist und uns ein wenig an den altindischen Beschwörungsspruch für fußkranke Gäule „Wodan und Balder ritten zu Holze" erinnern will, lautet: „Bon meinem Vorgesetzten mit zwei werthvollen Pferden betraut, fuhr ich am 18. November bei sehr nasser Witterung, um Erde abzuladen, an einen Ort, wo der Boden sehr weich war. Während des Abladens sehe ich einmal nach den Pferden, doch welch ein Schrecken: das eine Pferd war bis an den Bauch in den Boden gesunken. Eilends spanne ich ab und bringe mit großer Anstrengung die Pferde von der Stelle. Aber neuer Schrecken! Das eine Pferd konnte auf dem einen Fuße, der jetzt stark zitterte, nicht mehr stehen. Ich rief in der Angst alle Heiligen um Hülse an, aber es ward nicht besser. Ich kniete nieder, betete ein Pater, ein Ave und die Ehre sei Gott dem Vater mit dem gewöhnlichen Lobsprüche zum heiligen Herzen Jesu. In größter Angst, doch mit aller Hoffnung, fiel ich auf das Angesicht und wiederholte dieß noch zwei Mal mit dem Versprechen, noch öfter etwas, doch nichts Be¬ stimmtes, zum göttlichen Herzen zu beten, als Danksagung und im „Send¬ boten" die Erhörung bekannt zu machen. Ich sah nach dem Pferde, aber noch konnte es nicht stehen, und doch, sagte ich zu mir, werde ich das Ver¬ trauen nicht verlieren. Ich brachte dann mit dem einen Pferde den Wagen heraus, spannte beide ein, und Lob, Ehre und Preis dem heiligen Herzen Jesu, der Fuß war aus einmal ganz gut, das Pferd ging keinen Schritt lahm."

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/176
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/176>, abgerufen am 25.08.2024.