Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.trotzdem könnten sie eines Tages beseitigt werden ,. vermittelst eines Strickes." Daß auch die Geistlichkeit an den Blättern der Internationale keine "Seht den Hanswurst, welcher sich in einer Tonne abarbeitet, wie der Wir bitten die Leser um Verzeihung, ihnen so unsaubere Dinge aufge¬ Grenzboten le. 1872. . 9
trotzdem könnten sie eines Tages beseitigt werden ,. vermittelst eines Strickes." Daß auch die Geistlichkeit an den Blättern der Internationale keine „Seht den Hanswurst, welcher sich in einer Tonne abarbeitet, wie der Wir bitten die Leser um Verzeihung, ihnen so unsaubere Dinge aufge¬ Grenzboten le. 1872. . 9
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127469"/> <p xml:id="ID_254" prev="#ID_253"> trotzdem könnten sie eines Tages beseitigt werden ,. vermittelst eines Strickes."<lb/> (Der anmuthige Henkerwitz des Originals „Ltrs suspöiiäus . . . Z, uns eoräs"<lb/> läßt sich deutsch nicht wiedergeben.)</p><lb/> <p xml:id="ID_255"> Daß auch die Geistlichkeit an den Blättern der Internationale keine<lb/> Freunde hat, wird man erwarten. Doch mag ein Beispiel dieser Stellung<lb/> der Kommunisten zum Klerus hier einen Platz finden. Indem der „Nira-<lb/> des-u" von Verviers von den Priestern auf der Kanzel spricht, sagt er unter<lb/> Anderm:</p><lb/> <p xml:id="ID_256"> „Seht den Hanswurst, welcher sich in einer Tonne abarbeitet, wie der<lb/> Teufel im Weihkessel, um der liebenswürdigen um ihn versammelten Heerde<lb/> weißzumachen, daß sein Kauderwälsch reinste und heiligste Moral ist, die von<lb/> übernatürlicher Macht stammt. Dieser Hanswurst mit der traurigen Miene<lb/> donnert wie das Wetter, schneidet Gesichter und verrenkt die Gliedmaßen wie<lb/> einer, der's böse Wesen hat, strampelt vor Wuth und reckt sich auf wie ein<lb/> Theaterpopanz, als ob er bereit wäre, mit beiden Beinen hinunterzuspringen<lb/> auf die von ihm angeschnauzten Zuhörer, welche, ohne mit den Wimpern zu<lb/> zucken, die Plattheiten und langweiligen Tiraden seines tragikomischen Reper-<lb/> toirs anhören. Diese Sorte von Marktschreiern hat ihren Hosenboden auf<lb/> Universitätsbauten durchgesessen, um uns in todter Sprache Pasquille vorzu¬<lb/> leiern und uns lateinische Texte zu citiren, die wir ebenso wenig begreifen,<lb/> als die Sprache Vidocqs, des berühmten Kenners des Rothwcilschen, den Mer-<lb/> cur in seinen heiligen und dieses Patrons würdigen Schutz nehmen wolle,<lb/> wenn er ihn nicht schon in seinem Schoße sitzen hat. Wenn diese mummen¬<lb/> schanzenden Possenreißer durch die Straßen laufen, wie die Eselein plärren,<lb/> nach Hundert-Sous-Stücken schnüffeln wie die Hyäne nach verfaulenden<lb/> Fleisch, die Seelen durch verschiedene Thüren zu Charon ezcpediren, so machen<lb/> sie ganz den Eindruck wie Verrückte, die aus Narrenhäusern entsprungen sind.<lb/> Solche Hallunken erfüllen euch die Seele mit Entrüstung. Alle ihre Hand¬<lb/> lungen sind eigensüchtig, voll Perfidie und Ruchlosigkeit. Sie sind unsere<lb/> vielgeliebten Brüder in Jesu Christo, wir sind die Abel unserer vielgeliebten<lb/> Brüder Kain. Tanzet, ihr Marionetten, ihr Hampelmätze, ihr lieben Zucker-<lb/> püppchen, auf euren Mummenschanz sah . . . man."</p><lb/> <p xml:id="ID_257" next="#ID_258"> Wir bitten die Leser um Verzeihung, ihnen so unsaubere Dinge aufge¬<lb/> tischt zu haben. Aber es war nöthig, um die schamlose Verbissenheit dieser<lb/> Presse sich selbst zeichnen zu lassen. Sodann aber erklären solche Kund¬<lb/> gebungen die Verbrechen, welche im Frühjahr 1871 in Paris begangen wur¬<lb/> den. Sie waren die Früchte dieser Presse der Internationale. Dieselbe hetzte<lb/> mehrere Jahre hindurch die Arbeiter gegen die Armee aus, und die Leichname<lb/> von zwei feig ermordeten und einer großen Anzahl ohne Grund und Urtheil<lb/> durch Pulver und Blei Hingerichteten Soldaten und Gendarmen bezeugen,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten le. 1872. . 9</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
trotzdem könnten sie eines Tages beseitigt werden ,. vermittelst eines Strickes."
(Der anmuthige Henkerwitz des Originals „Ltrs suspöiiäus . . . Z, uns eoräs"
läßt sich deutsch nicht wiedergeben.)
Daß auch die Geistlichkeit an den Blättern der Internationale keine
Freunde hat, wird man erwarten. Doch mag ein Beispiel dieser Stellung
der Kommunisten zum Klerus hier einen Platz finden. Indem der „Nira-
des-u" von Verviers von den Priestern auf der Kanzel spricht, sagt er unter
Anderm:
„Seht den Hanswurst, welcher sich in einer Tonne abarbeitet, wie der
Teufel im Weihkessel, um der liebenswürdigen um ihn versammelten Heerde
weißzumachen, daß sein Kauderwälsch reinste und heiligste Moral ist, die von
übernatürlicher Macht stammt. Dieser Hanswurst mit der traurigen Miene
donnert wie das Wetter, schneidet Gesichter und verrenkt die Gliedmaßen wie
einer, der's böse Wesen hat, strampelt vor Wuth und reckt sich auf wie ein
Theaterpopanz, als ob er bereit wäre, mit beiden Beinen hinunterzuspringen
auf die von ihm angeschnauzten Zuhörer, welche, ohne mit den Wimpern zu
zucken, die Plattheiten und langweiligen Tiraden seines tragikomischen Reper-
toirs anhören. Diese Sorte von Marktschreiern hat ihren Hosenboden auf
Universitätsbauten durchgesessen, um uns in todter Sprache Pasquille vorzu¬
leiern und uns lateinische Texte zu citiren, die wir ebenso wenig begreifen,
als die Sprache Vidocqs, des berühmten Kenners des Rothwcilschen, den Mer-
cur in seinen heiligen und dieses Patrons würdigen Schutz nehmen wolle,
wenn er ihn nicht schon in seinem Schoße sitzen hat. Wenn diese mummen¬
schanzenden Possenreißer durch die Straßen laufen, wie die Eselein plärren,
nach Hundert-Sous-Stücken schnüffeln wie die Hyäne nach verfaulenden
Fleisch, die Seelen durch verschiedene Thüren zu Charon ezcpediren, so machen
sie ganz den Eindruck wie Verrückte, die aus Narrenhäusern entsprungen sind.
Solche Hallunken erfüllen euch die Seele mit Entrüstung. Alle ihre Hand¬
lungen sind eigensüchtig, voll Perfidie und Ruchlosigkeit. Sie sind unsere
vielgeliebten Brüder in Jesu Christo, wir sind die Abel unserer vielgeliebten
Brüder Kain. Tanzet, ihr Marionetten, ihr Hampelmätze, ihr lieben Zucker-
püppchen, auf euren Mummenschanz sah . . . man."
Wir bitten die Leser um Verzeihung, ihnen so unsaubere Dinge aufge¬
tischt zu haben. Aber es war nöthig, um die schamlose Verbissenheit dieser
Presse sich selbst zeichnen zu lassen. Sodann aber erklären solche Kund¬
gebungen die Verbrechen, welche im Frühjahr 1871 in Paris begangen wur¬
den. Sie waren die Früchte dieser Presse der Internationale. Dieselbe hetzte
mehrere Jahre hindurch die Arbeiter gegen die Armee aus, und die Leichname
von zwei feig ermordeten und einer großen Anzahl ohne Grund und Urtheil
durch Pulver und Blei Hingerichteten Soldaten und Gendarmen bezeugen,
Grenzboten le. 1872. . 9
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