Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.verweisen. Freilich mag es, da der Himmel jedes Jahr fast seinen Kometen -- 0 -- Won der ostdeutschen Hrenzwacht. Die Grenzboten haben stets ihrem Namen Ehre zu machen und treue Als den Wendepunkt darf man den Tumult oder Aufstand der Kohlen¬ verweisen. Freilich mag es, da der Himmel jedes Jahr fast seinen Kometen — 0 — Won der ostdeutschen Hrenzwacht. Die Grenzboten haben stets ihrem Namen Ehre zu machen und treue Als den Wendepunkt darf man den Tumult oder Aufstand der Kohlen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0498" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127906"/> <p xml:id="ID_1614" prev="#ID_1613"> verweisen. Freilich mag es, da der Himmel jedes Jahr fast seinen Kometen<lb/> und die Erde jedes Jahr beinahe die Cholera oder die Pocken hat,, erklärlich<lb/> sein, wenn man für jede solche Calamiten ein solches Himmelszeiehen verant¬<lb/> wortlich macht. Die Wissenschaft aber spricht den Angeschuldigten ebenso frei<lb/> von dem Verbrechen, Cholera- und Pockengift gesät zu haben, wie sie ihm<lb/> das Verdienst abspricht, der Menschheit gute Weine gespendet zu haben.</p><lb/> <note type="byline"> — 0 —</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Won der ostdeutschen Hrenzwacht.</head><lb/> <p xml:id="ID_1615"> Die Grenzboten haben stets ihrem Namen Ehre zu machen und treue<lb/> Grenzwächter zu sein sich bemüht. Deshalb werden sie auch jene verlorene<lb/> Ecke des deutschen Gebietes, welche zwischen das halb deutsche Oesterreich und<lb/> das russische Polen hineingeschoben ist, nicht außer Acht lassen. Bis vor<lb/> kurzem glaubte man im übrigen Deutschland sich nicht viel um die verrufene<lb/> Wasserpolakei bekümmern zu dürfen. Die preußische Bureaukratie schien die<lb/> Verpflichtung, dafür in ihrer Art zu sorgen, ganz allein auf ihre Schultern<lb/> genommen zu haben und dieser Aufgabe leidlich gewachsen zu sein. Nun<lb/> haben aber eine Reihe von Ereignissen bewiesen, daß sich unsere politische<lb/> Welt ebenso sehr über die Leistungsfähigkeit unserer officiellen Vertreter des<lb/> deutschen Staats und der deutschen Cultur, wie über die Zähigkeit und Feind¬<lb/> seligkeit der entgegenstehenden Elemente in einem schädlichen Irrthum befunden<lb/> hat und zum Theil noch befindet. Man beginnt eben erst in der norddeutschen<lb/> Tagespresse den seltsamen und bedrohlichen Zuständen in jenem Grenzstrich<lb/> einige Aufmerksamkeit zuzuwenden: in Süddeutschland verhält man sich noch<lb/> völlig gleichgiltig dagegen. Von Oberschlesien speciell wissen so ziemlich alle<lb/> unsere deutschen Landsleute ungefähr soviel wie die Süddeutschen von dem<lb/> gesammten Norden. Erst seit einem Jahre ungefähr ist eine kleine Wendung<lb/> zum Bessern zu bemerken, die wir dankbar anerkennen, weil es ja selbstver¬<lb/> ständlich ist. daß der Gegenstand erst durch die Presse verarbeitet und dem Pub-<lb/> licum zugänglich gemacht werden muß, ehe dieß ein Interesse dafür gewinnen<lb/> kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1616" next="#ID_1617"> Als den Wendepunkt darf man den Tumult oder Aufstand der Kohlen¬<lb/> arbeiter in Königshütte und Umgegend gerade jetzt vor einem Jahre bezeichnen.<lb/> Nicht die Dimensionen dieses an sich sehr unbedeutenden Krawalls, der z. B.<lb/> gegen die eben niedergeworfenen Unruhen in dem österreichischen Schlesien, in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0498]
verweisen. Freilich mag es, da der Himmel jedes Jahr fast seinen Kometen
und die Erde jedes Jahr beinahe die Cholera oder die Pocken hat,, erklärlich
sein, wenn man für jede solche Calamiten ein solches Himmelszeiehen verant¬
wortlich macht. Die Wissenschaft aber spricht den Angeschuldigten ebenso frei
von dem Verbrechen, Cholera- und Pockengift gesät zu haben, wie sie ihm
das Verdienst abspricht, der Menschheit gute Weine gespendet zu haben.
— 0 —
Won der ostdeutschen Hrenzwacht.
Die Grenzboten haben stets ihrem Namen Ehre zu machen und treue
Grenzwächter zu sein sich bemüht. Deshalb werden sie auch jene verlorene
Ecke des deutschen Gebietes, welche zwischen das halb deutsche Oesterreich und
das russische Polen hineingeschoben ist, nicht außer Acht lassen. Bis vor
kurzem glaubte man im übrigen Deutschland sich nicht viel um die verrufene
Wasserpolakei bekümmern zu dürfen. Die preußische Bureaukratie schien die
Verpflichtung, dafür in ihrer Art zu sorgen, ganz allein auf ihre Schultern
genommen zu haben und dieser Aufgabe leidlich gewachsen zu sein. Nun
haben aber eine Reihe von Ereignissen bewiesen, daß sich unsere politische
Welt ebenso sehr über die Leistungsfähigkeit unserer officiellen Vertreter des
deutschen Staats und der deutschen Cultur, wie über die Zähigkeit und Feind¬
seligkeit der entgegenstehenden Elemente in einem schädlichen Irrthum befunden
hat und zum Theil noch befindet. Man beginnt eben erst in der norddeutschen
Tagespresse den seltsamen und bedrohlichen Zuständen in jenem Grenzstrich
einige Aufmerksamkeit zuzuwenden: in Süddeutschland verhält man sich noch
völlig gleichgiltig dagegen. Von Oberschlesien speciell wissen so ziemlich alle
unsere deutschen Landsleute ungefähr soviel wie die Süddeutschen von dem
gesammten Norden. Erst seit einem Jahre ungefähr ist eine kleine Wendung
zum Bessern zu bemerken, die wir dankbar anerkennen, weil es ja selbstver¬
ständlich ist. daß der Gegenstand erst durch die Presse verarbeitet und dem Pub-
licum zugänglich gemacht werden muß, ehe dieß ein Interesse dafür gewinnen
kann.
Als den Wendepunkt darf man den Tumult oder Aufstand der Kohlen¬
arbeiter in Königshütte und Umgegend gerade jetzt vor einem Jahre bezeichnen.
Nicht die Dimensionen dieses an sich sehr unbedeutenden Krawalls, der z. B.
gegen die eben niedergeworfenen Unruhen in dem österreichischen Schlesien, in
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