Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.sonals, eröffnete er seine Amtsführung. Dort fand er seinen Freund Meyer¬ Der Mai des Jahres 1814 brachte ihm die Nachricht des am 6ten er¬ sonals, eröffnete er seine Amtsführung. Dort fand er seinen Freund Meyer¬ Der Mai des Jahres 1814 brachte ihm die Nachricht des am 6ten er¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0444" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127852"/> <p xml:id="ID_1446" prev="#ID_1445"> sonals, eröffnete er seine Amtsführung. Dort fand er seinen Freund Meyer¬<lb/> beer wieder und knüpfte manche neue Verbindung mit maaßgebenden Persön¬<lb/> lichkeiten an, z. B. mit Mosel, Castelli, Moscheles, den Grafen Palffy und<lb/> Dietrichstein, Spohr. Nach Prag zurückgekommen, gab er seinem Personale<lb/> eine treffliche (noch erhaltene) Dienstordnung und trat am 9. September mit<lb/> der glänzenden Aufführung von Spontini's „Cortez" als Operndirector vor<lb/> das überraschte Publicum; dieser Oper folgten unausgesetzt die vorzüglichsten<lb/> Werke seiner Wahl, wobei freilich nebenher die meist unerquicklichen Wünsche<lb/> des Publicums nicht minder berücksichtigt werden mußten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1447" next="#ID_1448"> Der Mai des Jahres 1814 brachte ihm die Nachricht des am 6ten er¬<lb/> folgten Todes seines geliebten Meisters, des Abts Vogler — „Gott segne<lb/> „seine Asche! ich habe ihm viel zu verdanken, und er hat mir immer die aus¬<lb/> gezeichnetste Liebe bewiesen!" so ruft er am 8. Mai in seinem Tagebuche<lb/> aus. — Der ihm alljährlich zustehende Urlaub führte Weber im Juli zur<lb/> Cur in das Bad Liebwerda bei Böhmisch Friedland und im August wieder<lb/> nach Berlin. Hier, wo er Concert gab, und seine Lilvans, neu einstudirte<lb/> und aufführte, wurde ihm ein überaus warmer und herzlicher Empfang, und<lb/> er durfte zu den alten Freunden bald neue zählen, darunter Männer wie L.<lb/> Tieck, Brentano, vor allen aber den Grafen Carl von Brühl, der nicht<lb/> lange darauf General-Intendant der Berliner Hofbühne und als solcher<lb/> der treueste Beschützer Weber's in Berlin bei dessen spätern großartigen Kunst¬<lb/> erfolgen wurde. Politisch gingen daselbst die Wygen höher als je. Von<lb/> diesen Eindrücken tief erfüllt begab sich Weber im September wieder zum<lb/> Herzog von Gotha, bei welchem er, auf dessen altem Jagdschlosse zuTonna<lb/> bis zum 20. verweilte. Hier war es, wo er am 13. die beiden ersten seiner<lb/> unsterblichen begeisternden Kriegslieder „Lützow's Jagd" und das „Schwert¬<lb/> lied" componirte. denen sich bald noch acht andere Lieder, ebenfalls aus<lb/> Körners „Leyer und Schwert", theils in Altenburg, theils in Prag<lb/> geschrieben, anschlössen, welche alle deutschen Herzen im Fluge eroberten. ^-<lb/> In seinen Wirkungskreis zu Prag am 23. September zurückgekehrt, begann<lb/> er bald die ihm lange bemerklich gewordene Vereinsamung seiner Stellung<lb/> mehr und mehr zu empfinden. Aber doch griff er mit erfrischtem Muthe auf's<lb/> Neue zur Arbeit an der ihm anvertrauten Kunstanstalt; besonders die Aufführung<lb/> des Fidelio am 27. November gab ein leuchtendes Zeugniß dafür. Auch<lb/> diese Oper wurde jedoch, wie so viele andere treffliche, von den Pragern in der<lb/> ihm schon nur allzu bekannten Weise mit Kühle aufgenommen, ungeachtet er<lb/> auf die Einstudirung des von ihm so hochverehrten Meisterwerkes einen vollen<lb/> Monat mit 14 Proben verwendet hatte. Unerschütterlich indessen lag er seiner<lb/> Pflicht ob, dem einmal als recht erkannten Wege folgend. In des schaffenden<lb/> Künstlers innerm Leben, in der Freude als Bildner junger Talente fand er</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0444]
sonals, eröffnete er seine Amtsführung. Dort fand er seinen Freund Meyer¬
beer wieder und knüpfte manche neue Verbindung mit maaßgebenden Persön¬
lichkeiten an, z. B. mit Mosel, Castelli, Moscheles, den Grafen Palffy und
Dietrichstein, Spohr. Nach Prag zurückgekommen, gab er seinem Personale
eine treffliche (noch erhaltene) Dienstordnung und trat am 9. September mit
der glänzenden Aufführung von Spontini's „Cortez" als Operndirector vor
das überraschte Publicum; dieser Oper folgten unausgesetzt die vorzüglichsten
Werke seiner Wahl, wobei freilich nebenher die meist unerquicklichen Wünsche
des Publicums nicht minder berücksichtigt werden mußten.
Der Mai des Jahres 1814 brachte ihm die Nachricht des am 6ten er¬
folgten Todes seines geliebten Meisters, des Abts Vogler — „Gott segne
„seine Asche! ich habe ihm viel zu verdanken, und er hat mir immer die aus¬
gezeichnetste Liebe bewiesen!" so ruft er am 8. Mai in seinem Tagebuche
aus. — Der ihm alljährlich zustehende Urlaub führte Weber im Juli zur
Cur in das Bad Liebwerda bei Böhmisch Friedland und im August wieder
nach Berlin. Hier, wo er Concert gab, und seine Lilvans, neu einstudirte
und aufführte, wurde ihm ein überaus warmer und herzlicher Empfang, und
er durfte zu den alten Freunden bald neue zählen, darunter Männer wie L.
Tieck, Brentano, vor allen aber den Grafen Carl von Brühl, der nicht
lange darauf General-Intendant der Berliner Hofbühne und als solcher
der treueste Beschützer Weber's in Berlin bei dessen spätern großartigen Kunst¬
erfolgen wurde. Politisch gingen daselbst die Wygen höher als je. Von
diesen Eindrücken tief erfüllt begab sich Weber im September wieder zum
Herzog von Gotha, bei welchem er, auf dessen altem Jagdschlosse zuTonna
bis zum 20. verweilte. Hier war es, wo er am 13. die beiden ersten seiner
unsterblichen begeisternden Kriegslieder „Lützow's Jagd" und das „Schwert¬
lied" componirte. denen sich bald noch acht andere Lieder, ebenfalls aus
Körners „Leyer und Schwert", theils in Altenburg, theils in Prag
geschrieben, anschlössen, welche alle deutschen Herzen im Fluge eroberten. ^-
In seinen Wirkungskreis zu Prag am 23. September zurückgekehrt, begann
er bald die ihm lange bemerklich gewordene Vereinsamung seiner Stellung
mehr und mehr zu empfinden. Aber doch griff er mit erfrischtem Muthe auf's
Neue zur Arbeit an der ihm anvertrauten Kunstanstalt; besonders die Aufführung
des Fidelio am 27. November gab ein leuchtendes Zeugniß dafür. Auch
diese Oper wurde jedoch, wie so viele andere treffliche, von den Pragern in der
ihm schon nur allzu bekannten Weise mit Kühle aufgenommen, ungeachtet er
auf die Einstudirung des von ihm so hochverehrten Meisterwerkes einen vollen
Monat mit 14 Proben verwendet hatte. Unerschütterlich indessen lag er seiner
Pflicht ob, dem einmal als recht erkannten Wege folgend. In des schaffenden
Künstlers innerm Leben, in der Freude als Bildner junger Talente fand er
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