Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.Sujet des alten, in Freiberg 1800 geschriebenen "Waldmädchens". -- Diese Die vier nun folgenden Jahre, 1810--1813, die Weberin seinen Tage¬ Sujet des alten, in Freiberg 1800 geschriebenen „Waldmädchens". — Diese Die vier nun folgenden Jahre, 1810—1813, die Weberin seinen Tage¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0441" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127849"/> <p xml:id="ID_1439" prev="#ID_1438"> Sujet des alten, in Freiberg 1800 geschriebenen „Waldmädchens". — Diese<lb/> Oper wurde vollendet am 23. Februar 1810 zu Stuttgart mitten im Strudel<lb/> höchst erregender und bedrohlicher Ereignisse, herbeigeführt durch schwere Unbe¬<lb/> sonnenheiten seines Vaters, in Folge deren Carl Maria, obwohl persönlich<lb/> vollständig unbetheiligt, mit Jenem aus den württembergischen Landen ver¬<lb/> wiesen wurde. Beide mußten am 26. Februar 1810 Stuttgart fast ganz<lb/> mittellos verlassen. — Dieser Tag beschließt den ersten Hauptabschnitt<lb/> in unsres Meisters Entwicklungsgang; von ihm vornehmlich datirt sein immer<lb/> größerer Ernst in der Auffassung des ganzen Lebens, das fortan bis zu dessen<lb/> Schlüsse edelster Erfüllung menschlicher Pflichten wie künstlerischer Bestrebungen<lb/> immer näher und näher trat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1440" next="#ID_1441"> Die vier nun folgenden Jahre, 1810—1813, die Weberin seinen Tage¬<lb/> büchern „Reisejah re" überschreibt, führten ihn nicht nur äußerlich von Ort<lb/> zu Ort, sondern auch an innerlicher Bedeutung für seine moralische wie<lb/> künstlerische Reife war ihre Wirkung eine eben so mannigfache wie tiefe, so<lb/> daß er schon am Schlüsse des Jahres 1810 in sein Tagebuch schreiben konnte:<lb/> „Gott hat mich zwar mit vielem Verdruß und Widerwärtigkeiten kämpfen<lb/> „lassen, aber doch immer auf gute Menschen geführt, die mir das Leben wieder<lb/> „werth machten. Ich kann mit Beruhigung und Wahrheit sagen, daß ich<lb/> „diese zehn Monate über besser geworden bin; meine traurigen Erfahrungen<lb/> „haben mich gewitzigt; ich bin ordentlich in meinen Geschäften, anhaltend<lb/> „fleißig geworden." — Wie verschiedenartig aber die Eindrücke und Wirkungen<lb/> dieser vier Jahre durch Ortswechsel und Thätigkeit waren, zeige die folgende<lb/> gedrängte Uebersicht der Reisen. — Das Jahr 1810 führte Weber am 27.<lb/> Februar zuerst nach Mannheim, wo er sich Gottfried Weber zu<lb/> dauernder Freundschaft verband. Am 9. März bereits gab er daselbst das<lb/> erste seiner späteren vielen Concerte, aus deren Ertrage, neben dem seiner<lb/> Compositionen. er für die nächste Zeit seiner freien Künstlerschaft die äußere<lb/> Existenz zu sichern hatte. — Nach diesen ersten Mannheimer Tagen wurde<lb/> der Aufenthalt in Darmstadt, der zwar durch mannigfachen Ortswechsel<lb/> mit Frankfurt, Baden und andern nah gelegenen Städten ein sehr be¬<lb/> wegter war, dadurch hochbedeutend für ihn, daß er eben in Darmstadt seinen<lb/> von ihm so tief verehrten großen Lehrer Vogler wiederfand und bei diesem<lb/> dessen Schüler, den reichbegabten Meyerbeer und den talentvollen Gäns¬<lb/> bacher kennen lernte, mit denen er, bald innig befreundet, sich voll Be¬<lb/> geisterung unter Vogler's Leitung höchst gründlichen, seinerseits erneuten<lb/> Studien hingab. Unterdeß gelang es ihm, seine Oper „Silvana" am 16.<lb/> September in Frankfurt a. M. unter eigner Leitung mit Erfolg zur Auf¬<lb/> führung zu bringen; seine nachmalige Gattin gab hiebei die Silyana; die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0441]
Sujet des alten, in Freiberg 1800 geschriebenen „Waldmädchens". — Diese
Oper wurde vollendet am 23. Februar 1810 zu Stuttgart mitten im Strudel
höchst erregender und bedrohlicher Ereignisse, herbeigeführt durch schwere Unbe¬
sonnenheiten seines Vaters, in Folge deren Carl Maria, obwohl persönlich
vollständig unbetheiligt, mit Jenem aus den württembergischen Landen ver¬
wiesen wurde. Beide mußten am 26. Februar 1810 Stuttgart fast ganz
mittellos verlassen. — Dieser Tag beschließt den ersten Hauptabschnitt
in unsres Meisters Entwicklungsgang; von ihm vornehmlich datirt sein immer
größerer Ernst in der Auffassung des ganzen Lebens, das fortan bis zu dessen
Schlüsse edelster Erfüllung menschlicher Pflichten wie künstlerischer Bestrebungen
immer näher und näher trat.
Die vier nun folgenden Jahre, 1810—1813, die Weberin seinen Tage¬
büchern „Reisejah re" überschreibt, führten ihn nicht nur äußerlich von Ort
zu Ort, sondern auch an innerlicher Bedeutung für seine moralische wie
künstlerische Reife war ihre Wirkung eine eben so mannigfache wie tiefe, so
daß er schon am Schlüsse des Jahres 1810 in sein Tagebuch schreiben konnte:
„Gott hat mich zwar mit vielem Verdruß und Widerwärtigkeiten kämpfen
„lassen, aber doch immer auf gute Menschen geführt, die mir das Leben wieder
„werth machten. Ich kann mit Beruhigung und Wahrheit sagen, daß ich
„diese zehn Monate über besser geworden bin; meine traurigen Erfahrungen
„haben mich gewitzigt; ich bin ordentlich in meinen Geschäften, anhaltend
„fleißig geworden." — Wie verschiedenartig aber die Eindrücke und Wirkungen
dieser vier Jahre durch Ortswechsel und Thätigkeit waren, zeige die folgende
gedrängte Uebersicht der Reisen. — Das Jahr 1810 führte Weber am 27.
Februar zuerst nach Mannheim, wo er sich Gottfried Weber zu
dauernder Freundschaft verband. Am 9. März bereits gab er daselbst das
erste seiner späteren vielen Concerte, aus deren Ertrage, neben dem seiner
Compositionen. er für die nächste Zeit seiner freien Künstlerschaft die äußere
Existenz zu sichern hatte. — Nach diesen ersten Mannheimer Tagen wurde
der Aufenthalt in Darmstadt, der zwar durch mannigfachen Ortswechsel
mit Frankfurt, Baden und andern nah gelegenen Städten ein sehr be¬
wegter war, dadurch hochbedeutend für ihn, daß er eben in Darmstadt seinen
von ihm so tief verehrten großen Lehrer Vogler wiederfand und bei diesem
dessen Schüler, den reichbegabten Meyerbeer und den talentvollen Gäns¬
bacher kennen lernte, mit denen er, bald innig befreundet, sich voll Be¬
geisterung unter Vogler's Leitung höchst gründlichen, seinerseits erneuten
Studien hingab. Unterdeß gelang es ihm, seine Oper „Silvana" am 16.
September in Frankfurt a. M. unter eigner Leitung mit Erfolg zur Auf¬
führung zu bringen; seine nachmalige Gattin gab hiebei die Silyana; die
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