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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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Im Geschichte der Internationale.
3. Die Organisation derselben.

In London war man übereingekommen, daß der erste jährliche Congreß
im Jahre 1865 zu Brüssel stattfinden sollte, und in Erwartung dieses großen
Tages machte man sich in England sowie in Frankreich, Italien und der
Schweiz mit Eifer an das Werk der Werbung für den Bund. Der provi¬
sorische Centralrath des Bundes wählte eine Deputation, um dies für Eng¬
land zu besorgen. Die dortigen Vereine nahmen die Werber freundlich aus.
baten sich aber Zeit zur Ueberlegung der Sache aus. Der erste, der seinen
Beitritt erklärte, war der italienische Arbeiterverein in London, der zugleich
Hoffnung machte, daß die 400 Arbeitervereine Italiens sich sammt und son¬
ders dem Bunde anschließen würden. Dann traten der alte deutsche Arbeiter-
Bildungsverein und zwei andere deutsche Gesellschaften in London bei. In
Greenwich wurde ein Zweigverein gegründet. Im März 1865 erklärte die
Shoemakers-Union ihren Anschluß, und in den nächsten zwölf Monaten folg¬
ten noch elf englische Arbeitergenossenschaften diesem Beispiel.

In Frankreich schien Manchen in Folge der geringen Unterstützung,
welche 1864 die Candidatur Tolains für den Gesetzgebenden Körper gefunden
hatte, die Internationale wenig Zukunft zu haben. Dieselben täuschten sich
jedoch. Dank der Demoralisation, welche der Anblick des skandalösen Geld-
aufhäufcnü der Anhänger des Decembermannes und der Mangel an aller po¬
litischen Freiheit unter den Bevölkerungen der großen Städte und vorzüglich
unter den arbeitenden Classen erzeugt hatte, war den Aposteln der Interna¬
tionale der Erfolg nur zu sehr gesichert. Dazu kam, daß die Arbeiterbevöl¬
kerung, namentlich die in den großen Fabriken beschäftigte, bereits in zahl¬
reiche Genossenschaften eingereiht war, von denen die einen im Lichte der
Öffentlichkeit, unter irgend einem unschuldigen Gewände, als Vereine zu gegen¬
seitiger Unterstützung, Bildungsvercine u. tgi. eristirten, während die andern,
die-solche Verhüllung verschmäht, im Schatten lebten und dabei von der Po¬
lizei nicht ungekannt waren, aber geduldet wurden. So bewirkten die Missio¬
näre des Londoner Centralraths ihre Bekehrungen gleich gruppenweise. Ein
in der Rue des Grevilliers Ur. 44 eröffnetes Bureau sammelte die Beitritts¬
erklärungen und Beiträge. Alles ging ganz offen und ungenirt zu, und die
Eröffnung jenes Bureaus wurde sogar in den Zeitungen angezeigt. Nach
den Aeußerungen Varlins, der sich später vor dem Pariser Zuchtpolizeigericht
wegen staatsgefährlicher Umtriebe zu verantworten hatte, und der 1871 eine
wichtige Rolle in der Commune spielte, zählte die Internationale "nach einigen
Monaten eine hinreichend große Menge von Anhängern, um die Meinung zu


Im Geschichte der Internationale.
3. Die Organisation derselben.

In London war man übereingekommen, daß der erste jährliche Congreß
im Jahre 1865 zu Brüssel stattfinden sollte, und in Erwartung dieses großen
Tages machte man sich in England sowie in Frankreich, Italien und der
Schweiz mit Eifer an das Werk der Werbung für den Bund. Der provi¬
sorische Centralrath des Bundes wählte eine Deputation, um dies für Eng¬
land zu besorgen. Die dortigen Vereine nahmen die Werber freundlich aus.
baten sich aber Zeit zur Ueberlegung der Sache aus. Der erste, der seinen
Beitritt erklärte, war der italienische Arbeiterverein in London, der zugleich
Hoffnung machte, daß die 400 Arbeitervereine Italiens sich sammt und son¬
ders dem Bunde anschließen würden. Dann traten der alte deutsche Arbeiter-
Bildungsverein und zwei andere deutsche Gesellschaften in London bei. In
Greenwich wurde ein Zweigverein gegründet. Im März 1865 erklärte die
Shoemakers-Union ihren Anschluß, und in den nächsten zwölf Monaten folg¬
ten noch elf englische Arbeitergenossenschaften diesem Beispiel.

In Frankreich schien Manchen in Folge der geringen Unterstützung,
welche 1864 die Candidatur Tolains für den Gesetzgebenden Körper gefunden
hatte, die Internationale wenig Zukunft zu haben. Dieselben täuschten sich
jedoch. Dank der Demoralisation, welche der Anblick des skandalösen Geld-
aufhäufcnü der Anhänger des Decembermannes und der Mangel an aller po¬
litischen Freiheit unter den Bevölkerungen der großen Städte und vorzüglich
unter den arbeitenden Classen erzeugt hatte, war den Aposteln der Interna¬
tionale der Erfolg nur zu sehr gesichert. Dazu kam, daß die Arbeiterbevöl¬
kerung, namentlich die in den großen Fabriken beschäftigte, bereits in zahl¬
reiche Genossenschaften eingereiht war, von denen die einen im Lichte der
Öffentlichkeit, unter irgend einem unschuldigen Gewände, als Vereine zu gegen¬
seitiger Unterstützung, Bildungsvercine u. tgi. eristirten, während die andern,
die-solche Verhüllung verschmäht, im Schatten lebten und dabei von der Po¬
lizei nicht ungekannt waren, aber geduldet wurden. So bewirkten die Missio¬
näre des Londoner Centralraths ihre Bekehrungen gleich gruppenweise. Ein
in der Rue des Grevilliers Ur. 44 eröffnetes Bureau sammelte die Beitritts¬
erklärungen und Beiträge. Alles ging ganz offen und ungenirt zu, und die
Eröffnung jenes Bureaus wurde sogar in den Zeitungen angezeigt. Nach
den Aeußerungen Varlins, der sich später vor dem Pariser Zuchtpolizeigericht
wegen staatsgefährlicher Umtriebe zu verantworten hatte, und der 1871 eine
wichtige Rolle in der Commune spielte, zählte die Internationale „nach einigen
Monaten eine hinreichend große Menge von Anhängern, um die Meinung zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/20>, abgerufen am 22.12.2024.