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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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Befehl zu geben, und die besten Soldaten der Revolution in den Tod zu
schicken. Ihm allein haben wir Dank zu sagen für den glücklichen Verlauf
des Tages. Was das Volk betrifft, so fehlten ihm, wenn es die Offensive
nicht von selbst ergriff, erstens die Waffen, und dann begriff es, daß die stra¬
tegische Lage die allerungünstigste war."

'Während Varlin Nochefort lobte, verurtheilte ihn Bastelica in Marseille
ohne Zögern. "Rochefort ist schuld", schreibt er an Varlin, "ich bin streng,
aber gerecht. Man muß nicht so im Blute des Volks Glitschbahn spielen."

Für den Bürger Bastelica ist der Held der Faubourgs schon im Februar
1870 ein verbrauchter Mann: "Warum", so schreibt er, "gibt Nochefort nicht
seine Entlassung? Dieser Mann, den ich sonst hochachte, hat wie alle, welche
der Revolution dienen, seinen Tag, seine Stunde, seinen Spielraum gehabt.
Heutzutage geht das Niveau der Volksströmung über ihn hinaus. Möge er
sich ans User retten, wenn er nicht ertrinken will. Gehen wir zu einem
Andern."

Die Demagogie zerbricht ihre Spielzeuge bald. Und doch war dieser
Vaudeville-Dichter, der sich in die Politik verlaufen hatte, ein so bequemes
Spielzeug, ein so allerliebster Zappelmann für die Internationale, die ihn am
Faden hatte, wie uns Malon sagt, wenn er an einen Arbeiter von Se.
Etienne schreibt: "Die Marseillaise ist ein Blatt der socialistischen Revolutio¬
näre, welches uns ganz zur Verfügung steht und mit Eifer alle Mittheilungen
aufnimmt, die ihm von der Internationale kommen."

Der arme Nochefort! Als er seine ergötzlichen "Uz^torW as 1'IlüwI aer
ventos" schrieb, als er seine lustigen schwanke "I/Iwwmu co Lua" und "I^i
VicillWLL no Lriänli" aufführen ließ, hätte kein Mensch gedacht, daß er eines
Tages soweit herunterkommen könnte, den Marktschreiern des Communismus
Handlangerdienste zu leisten, und das Mundstück der Demagogenposaune zu
werden. Die Internationale, welche in Rocheforts "Marseillaise" seit Ende
18K9 ihr Journal besaß, nachdem der "Travail" eingegangen, war trotzdem
am Tage des Leichenbegängnisses Victor noirs rathlos und unvorbereitet ge¬
wesen. Man begriff, daß man nicht wieder in den Fall kommen dürfe, unter
ernsten Umständen ohne Leitung zu sein. In allen Föderationen bemühte
man sich, praktische Mittel zu finden, um sich zu verständigen und Angesichts
einer passenden Gelegenheit vereint zu handeln. Man beschäftigte sich damit
in Marseille und Lyon ebenso lebhaft wie in Paris, und es scheint, als habe
man das Problem gelöst; denn zweimal, am 4. September und am 31. Oc-
tober 1870 dienten die Unglücksfälle, welche das Land betroffen, als Veran¬
lassung zu einer Schilderhebung der Demagogie, die an ein und demselben
Tage, zu ein und derselben Stunde mit dem vollkommensten Zusammenspiel
in den meisten großen Städten Frankreichs stattfand.


Befehl zu geben, und die besten Soldaten der Revolution in den Tod zu
schicken. Ihm allein haben wir Dank zu sagen für den glücklichen Verlauf
des Tages. Was das Volk betrifft, so fehlten ihm, wenn es die Offensive
nicht von selbst ergriff, erstens die Waffen, und dann begriff es, daß die stra¬
tegische Lage die allerungünstigste war."

'Während Varlin Nochefort lobte, verurtheilte ihn Bastelica in Marseille
ohne Zögern. „Rochefort ist schuld", schreibt er an Varlin, „ich bin streng,
aber gerecht. Man muß nicht so im Blute des Volks Glitschbahn spielen."

Für den Bürger Bastelica ist der Held der Faubourgs schon im Februar
1870 ein verbrauchter Mann: „Warum", so schreibt er, „gibt Nochefort nicht
seine Entlassung? Dieser Mann, den ich sonst hochachte, hat wie alle, welche
der Revolution dienen, seinen Tag, seine Stunde, seinen Spielraum gehabt.
Heutzutage geht das Niveau der Volksströmung über ihn hinaus. Möge er
sich ans User retten, wenn er nicht ertrinken will. Gehen wir zu einem
Andern."

Die Demagogie zerbricht ihre Spielzeuge bald. Und doch war dieser
Vaudeville-Dichter, der sich in die Politik verlaufen hatte, ein so bequemes
Spielzeug, ein so allerliebster Zappelmann für die Internationale, die ihn am
Faden hatte, wie uns Malon sagt, wenn er an einen Arbeiter von Se.
Etienne schreibt: „Die Marseillaise ist ein Blatt der socialistischen Revolutio¬
näre, welches uns ganz zur Verfügung steht und mit Eifer alle Mittheilungen
aufnimmt, die ihm von der Internationale kommen."

Der arme Nochefort! Als er seine ergötzlichen „Uz^torW as 1'IlüwI aer
ventos" schrieb, als er seine lustigen schwanke „I/Iwwmu co Lua" und „I^i
VicillWLL no Lriänli" aufführen ließ, hätte kein Mensch gedacht, daß er eines
Tages soweit herunterkommen könnte, den Marktschreiern des Communismus
Handlangerdienste zu leisten, und das Mundstück der Demagogenposaune zu
werden. Die Internationale, welche in Rocheforts „Marseillaise" seit Ende
18K9 ihr Journal besaß, nachdem der „Travail" eingegangen, war trotzdem
am Tage des Leichenbegängnisses Victor noirs rathlos und unvorbereitet ge¬
wesen. Man begriff, daß man nicht wieder in den Fall kommen dürfe, unter
ernsten Umständen ohne Leitung zu sein. In allen Föderationen bemühte
man sich, praktische Mittel zu finden, um sich zu verständigen und Angesichts
einer passenden Gelegenheit vereint zu handeln. Man beschäftigte sich damit
in Marseille und Lyon ebenso lebhaft wie in Paris, und es scheint, als habe
man das Problem gelöst; denn zweimal, am 4. September und am 31. Oc-
tober 1870 dienten die Unglücksfälle, welche das Land betroffen, als Veran¬
lassung zu einer Schilderhebung der Demagogie, die an ein und demselben
Tage, zu ein und derselben Stunde mit dem vollkommensten Zusammenspiel
in den meisten großen Städten Frankreichs stattfand.


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[0186] Befehl zu geben, und die besten Soldaten der Revolution in den Tod zu schicken. Ihm allein haben wir Dank zu sagen für den glücklichen Verlauf des Tages. Was das Volk betrifft, so fehlten ihm, wenn es die Offensive nicht von selbst ergriff, erstens die Waffen, und dann begriff es, daß die stra¬ tegische Lage die allerungünstigste war." 'Während Varlin Nochefort lobte, verurtheilte ihn Bastelica in Marseille ohne Zögern. „Rochefort ist schuld", schreibt er an Varlin, „ich bin streng, aber gerecht. Man muß nicht so im Blute des Volks Glitschbahn spielen." Für den Bürger Bastelica ist der Held der Faubourgs schon im Februar 1870 ein verbrauchter Mann: „Warum", so schreibt er, „gibt Nochefort nicht seine Entlassung? Dieser Mann, den ich sonst hochachte, hat wie alle, welche der Revolution dienen, seinen Tag, seine Stunde, seinen Spielraum gehabt. Heutzutage geht das Niveau der Volksströmung über ihn hinaus. Möge er sich ans User retten, wenn er nicht ertrinken will. Gehen wir zu einem Andern." Die Demagogie zerbricht ihre Spielzeuge bald. Und doch war dieser Vaudeville-Dichter, der sich in die Politik verlaufen hatte, ein so bequemes Spielzeug, ein so allerliebster Zappelmann für die Internationale, die ihn am Faden hatte, wie uns Malon sagt, wenn er an einen Arbeiter von Se. Etienne schreibt: „Die Marseillaise ist ein Blatt der socialistischen Revolutio¬ näre, welches uns ganz zur Verfügung steht und mit Eifer alle Mittheilungen aufnimmt, die ihm von der Internationale kommen." Der arme Nochefort! Als er seine ergötzlichen „Uz^torW as 1'IlüwI aer ventos" schrieb, als er seine lustigen schwanke „I/Iwwmu co Lua" und „I^i VicillWLL no Lriänli" aufführen ließ, hätte kein Mensch gedacht, daß er eines Tages soweit herunterkommen könnte, den Marktschreiern des Communismus Handlangerdienste zu leisten, und das Mundstück der Demagogenposaune zu werden. Die Internationale, welche in Rocheforts „Marseillaise" seit Ende 18K9 ihr Journal besaß, nachdem der „Travail" eingegangen, war trotzdem am Tage des Leichenbegängnisses Victor noirs rathlos und unvorbereitet ge¬ wesen. Man begriff, daß man nicht wieder in den Fall kommen dürfe, unter ernsten Umständen ohne Leitung zu sein. In allen Föderationen bemühte man sich, praktische Mittel zu finden, um sich zu verständigen und Angesichts einer passenden Gelegenheit vereint zu handeln. Man beschäftigte sich damit in Marseille und Lyon ebenso lebhaft wie in Paris, und es scheint, als habe man das Problem gelöst; denn zweimal, am 4. September und am 31. Oc- tober 1870 dienten die Unglücksfälle, welche das Land betroffen, als Veran¬ lassung zu einer Schilderhebung der Demagogie, die an ein und demselben Tage, zu ein und derselben Stunde mit dem vollkommensten Zusammenspiel in den meisten großen Städten Frankreichs stattfand.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/186>, abgerufen am 22.12.2024.