Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Muster zu nehmen, nicht am wenigsten das Berliner, das trotz mancher Wir nehmen Gelegenheit, zu gleicher Zeit auf einige neuere Arbeiten Wie solche Studien zu machen sind, lehrt Alfred von Arneth, der Muster zu nehmen, nicht am wenigsten das Berliner, das trotz mancher Wir nehmen Gelegenheit, zu gleicher Zeit auf einige neuere Arbeiten Wie solche Studien zu machen sind, lehrt Alfred von Arneth, der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0371" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192672"/> <p xml:id="ID_1363" prev="#ID_1362"> Muster zu nehmen, nicht am wenigsten das Berliner, das trotz mancher<lb/> Reformen doch immer noch an den bureaukratischen Traditionen allzu zäh<lb/> festhält.</p><lb/> <p xml:id="ID_1364"> Wir nehmen Gelegenheit, zu gleicher Zeit auf einige neuere Arbeiten<lb/> hinzuweisen, welche aus den Wiener Archiven geschöpft und von östreichischen<lb/> Forschern verfaßt sind. Denn auch das ist ein sehr erfreuliches Zeichen, viel¬<lb/> leicht eine Frucht der liberalen Archivverwaltung, daß gerade über die neuere<lb/> östreichische Geschichte so außerordentlich wichtige Veröffentlichungen geschehen.<lb/> Nicht alles ist gleich gut gearbeitet, aber die Borzüge guten Materials machen<lb/> sich doch überall fühlbar. Wir nennen nur die werthvolle Sammlung, welche<lb/> Professor sinket über die Theilnahme Oestreichs am Tndentiner Concile be¬<lb/> gonnen hat (Zur Geschichte des Concils von Trident. Actenstücke aus östrei¬<lb/> chischen Archiven. 1. Abthl. 1870.). Ein anderer Schriftsteller, Wilhelm<lb/> Edler von Janko, der über Wallenstein 1867 und über Laudon 1869<lb/> schon Bücher geschrieben, welche gerade nicht von historiographischer Begabung<lb/> chres Autors zeugten, von denen aber doch das letztere schätzenswerthe Acten¬<lb/> stücke kennen lehrte, derselbe veröffentlichte vor kurzem ein neues Werk: „La-<lb/> Zcirus Freiherr von Schwendi, oberster Feldhauptmann und Rath Kaiser<lb/> Maximilian's II. Nach Originalacten des k. k. Haus-, Hof- und Staats¬<lb/> archives, der Archive der k. k. Ministerien des Inneren, der Finanzen und<lb/> des Krieges. Wien, Braumüller, 1871." Die schriftstellerische Befähigung<lb/> Herrn von Janko hat darin wenig Fortschritte gemacht, auch die For¬<lb/> schung ist nirgendwo zum Abschluß gebracht: daneben aber ist doch auch Ein¬<lb/> zelnes aus den Wiener Archiven verwerthet und mitgetheilt. Wir haben einen<lb/> Dilettanten vor uns, der für historische Arbeiten Interesse und Fleiß zu be¬<lb/> sitzen scheint: ein Beispiel, wie ohne Ansehen der Person und ohne Prüfung<lb/> ^r Befähigung des einzelnen Benutzers mit löblicher Liberalität heutzutage<lb/> die archivalischen Schätze in Wien für alle Welt nutzbar gemacht wer¬<lb/> den. Und das ist doch auch für eine Archivverwaltung der einzig rich¬<lb/> te Weg!</p><lb/> <p xml:id="ID_1365"> Wie solche Studien zu machen sind, lehrt Alfred von Arneth, der<lb/> Vorstand des Staatsarchives, durch eigenes Beispiel und eigenen Vorgang.<lb/> Die östreichische Geschichte des 18. Jahrhunderts wird durch ihn allmälig auf<lb/> ganz neues Fundament gestellt. In darstellenden Werken (Prinz Eugen<lb/> ^°n Savoyen 1864 — Marie Theresia 1862 — 1864), in archivalischen Ver¬<lb/> öffentlichungen (Briefwechsel Maria Theresia's mit Maria Antoinette, mit<lb/> Joseph II., Joseph mit seinen Geschwistern, Joseph's und Katharina's II.)<lb/> 3ehe er ununterbrochen und unermüdlich vorwärts, und gibt der Auffassung<lb/> iener größten unter den modernen östreichischen Fürsten eine ganz neue, gut<lb/> ^gründete Gestalt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0371]
Muster zu nehmen, nicht am wenigsten das Berliner, das trotz mancher
Reformen doch immer noch an den bureaukratischen Traditionen allzu zäh
festhält.
Wir nehmen Gelegenheit, zu gleicher Zeit auf einige neuere Arbeiten
hinzuweisen, welche aus den Wiener Archiven geschöpft und von östreichischen
Forschern verfaßt sind. Denn auch das ist ein sehr erfreuliches Zeichen, viel¬
leicht eine Frucht der liberalen Archivverwaltung, daß gerade über die neuere
östreichische Geschichte so außerordentlich wichtige Veröffentlichungen geschehen.
Nicht alles ist gleich gut gearbeitet, aber die Borzüge guten Materials machen
sich doch überall fühlbar. Wir nennen nur die werthvolle Sammlung, welche
Professor sinket über die Theilnahme Oestreichs am Tndentiner Concile be¬
gonnen hat (Zur Geschichte des Concils von Trident. Actenstücke aus östrei¬
chischen Archiven. 1. Abthl. 1870.). Ein anderer Schriftsteller, Wilhelm
Edler von Janko, der über Wallenstein 1867 und über Laudon 1869
schon Bücher geschrieben, welche gerade nicht von historiographischer Begabung
chres Autors zeugten, von denen aber doch das letztere schätzenswerthe Acten¬
stücke kennen lehrte, derselbe veröffentlichte vor kurzem ein neues Werk: „La-
Zcirus Freiherr von Schwendi, oberster Feldhauptmann und Rath Kaiser
Maximilian's II. Nach Originalacten des k. k. Haus-, Hof- und Staats¬
archives, der Archive der k. k. Ministerien des Inneren, der Finanzen und
des Krieges. Wien, Braumüller, 1871." Die schriftstellerische Befähigung
Herrn von Janko hat darin wenig Fortschritte gemacht, auch die For¬
schung ist nirgendwo zum Abschluß gebracht: daneben aber ist doch auch Ein¬
zelnes aus den Wiener Archiven verwerthet und mitgetheilt. Wir haben einen
Dilettanten vor uns, der für historische Arbeiten Interesse und Fleiß zu be¬
sitzen scheint: ein Beispiel, wie ohne Ansehen der Person und ohne Prüfung
^r Befähigung des einzelnen Benutzers mit löblicher Liberalität heutzutage
die archivalischen Schätze in Wien für alle Welt nutzbar gemacht wer¬
den. Und das ist doch auch für eine Archivverwaltung der einzig rich¬
te Weg!
Wie solche Studien zu machen sind, lehrt Alfred von Arneth, der
Vorstand des Staatsarchives, durch eigenes Beispiel und eigenen Vorgang.
Die östreichische Geschichte des 18. Jahrhunderts wird durch ihn allmälig auf
ganz neues Fundament gestellt. In darstellenden Werken (Prinz Eugen
^°n Savoyen 1864 — Marie Theresia 1862 — 1864), in archivalischen Ver¬
öffentlichungen (Briefwechsel Maria Theresia's mit Maria Antoinette, mit
Joseph II., Joseph mit seinen Geschwistern, Joseph's und Katharina's II.)
3ehe er ununterbrochen und unermüdlich vorwärts, und gibt der Auffassung
iener größten unter den modernen östreichischen Fürsten eine ganz neue, gut
^gründete Gestalt.
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