Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Neben Arneth arbeitet Adam Wolf in ähnlicher Weise: seine Bücher Auch Professor Adolph Beer in Wien beschenkt uns neuerdings mit Zuletzt erwähnen wir noch das nachgelassene Werk eines schon verstorbenen Aus seinem Nachlasse bringt jetzt Bidermann das Manuscript über den Neben Arneth arbeitet Adam Wolf in ähnlicher Weise: seine Bücher Auch Professor Adolph Beer in Wien beschenkt uns neuerdings mit Zuletzt erwähnen wir noch das nachgelassene Werk eines schon verstorbenen Aus seinem Nachlasse bringt jetzt Bidermann das Manuscript über den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192673"/> <p xml:id="ID_1366"> Neben Arneth arbeitet Adam Wolf in ähnlicher Weise: seine Bücher<lb/> berühren und ergänzen vielfach sich mit Arneth gegenseitig. In diesem Jahre<lb/> verdanken wir ihm die schöne und lehrreiche Studie „über die Aufhebung<lb/> der Klöster in Jnneröstreich 1782 — 1790." Charakter und Umfang<lb/> dieser Secularisationen unter Joseph II. ist eingehend aus den Acten selbst<lb/> geschildert, und damit die ultramontane Entstellung des Vorganges aus den<lb/> ächtesten Quellen in der nüchternsten Weise von der Welt widerlegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1367"> Auch Professor Adolph Beer in Wien beschenkt uns neuerdings mit<lb/> den werthvollsten Beiträgen zur diplomatischen Geschichte der Maria Theresia<lb/> (Abhandlungen in dem Archiv für östreichische Geschichte: „Holland und der<lb/> östreichische Erbfolgekrieg", „Zur Geschichte des Friedens von Aachen 1748";<lb/> sodann Aufzeichnungen des Grafen Bentinck über Maria Theresia."). Beer<lb/> stimmt mit den von Arneth gewonnenen Resultaten über die Vorgeschichte<lb/> des 7jährigen Krieges nicht ganz überein; aber er verdankt der Arneth'schen<lb/> Verwaltung, daß er aus den Wiener Archiven das Material zu seinen Ein¬<lb/> würfen gegen Arneth erhält. Jedermann sieht, wie gerade durch solches<lb/> contradictvrisches Verfahren über einzelne Punkte, das sich auf urkundliche<lb/> Zeugnisse von beiden Seiten stützen kann, die historische Wissenschaft gefördert<lb/> werden muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_1368"> Zuletzt erwähnen wir noch das nachgelassene Werk eines schon verstorbenen<lb/> Arbeiters auf diesem Gebiete. Der Freiherr von Hock hatte sich eine Dar¬<lb/> stellung der obersten Regierungsbehörde der östreichischen Länder, des Staats¬<lb/> rathes, zur Aufgabe gemacht, und schon 1868 einen Theil, die Zeit Maria<lb/> Theresia's umfassend, in Druck gegeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1369"> Aus seinem Nachlasse bringt jetzt Bidermann das Manuscript über den<lb/> „Staatsrath unter Joseph II.", von dem Herausgeber revidirt und ergänzt.<lb/> Es ist eine äußerst interessante Sache, die eigentliche Centralmaschine der Re¬<lb/> gierung in ihrer Arbeit zu betrachten. Die einzelnen Persönlichkeiten der<lb/> Staatsräthe treten hier in scharfen Umrissen gezeichnet vor uns auf; über<lb/> ihnen Kaiser Joseph in seinen Verwaltungsexperimenten, mit seinem tragischen,<lb/> erschütternden Ausgange. Gerade indem wir in den Geschäftsgang und die<lb/> Geschäftsbehandlung im Einzelnen hineinsehen, lernen wir das Ende ver¬<lb/> stehen und fühlen eine Vorahnung in uns aufwachen, wie dies heutige Oest¬<lb/><note type="byline"> >or.</note> reich in so unselige Verwirrung sich hineinleben konnte. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
Neben Arneth arbeitet Adam Wolf in ähnlicher Weise: seine Bücher
berühren und ergänzen vielfach sich mit Arneth gegenseitig. In diesem Jahre
verdanken wir ihm die schöne und lehrreiche Studie „über die Aufhebung
der Klöster in Jnneröstreich 1782 — 1790." Charakter und Umfang
dieser Secularisationen unter Joseph II. ist eingehend aus den Acten selbst
geschildert, und damit die ultramontane Entstellung des Vorganges aus den
ächtesten Quellen in der nüchternsten Weise von der Welt widerlegt.
Auch Professor Adolph Beer in Wien beschenkt uns neuerdings mit
den werthvollsten Beiträgen zur diplomatischen Geschichte der Maria Theresia
(Abhandlungen in dem Archiv für östreichische Geschichte: „Holland und der
östreichische Erbfolgekrieg", „Zur Geschichte des Friedens von Aachen 1748";
sodann Aufzeichnungen des Grafen Bentinck über Maria Theresia."). Beer
stimmt mit den von Arneth gewonnenen Resultaten über die Vorgeschichte
des 7jährigen Krieges nicht ganz überein; aber er verdankt der Arneth'schen
Verwaltung, daß er aus den Wiener Archiven das Material zu seinen Ein¬
würfen gegen Arneth erhält. Jedermann sieht, wie gerade durch solches
contradictvrisches Verfahren über einzelne Punkte, das sich auf urkundliche
Zeugnisse von beiden Seiten stützen kann, die historische Wissenschaft gefördert
werden muß.
Zuletzt erwähnen wir noch das nachgelassene Werk eines schon verstorbenen
Arbeiters auf diesem Gebiete. Der Freiherr von Hock hatte sich eine Dar¬
stellung der obersten Regierungsbehörde der östreichischen Länder, des Staats¬
rathes, zur Aufgabe gemacht, und schon 1868 einen Theil, die Zeit Maria
Theresia's umfassend, in Druck gegeben.
Aus seinem Nachlasse bringt jetzt Bidermann das Manuscript über den
„Staatsrath unter Joseph II.", von dem Herausgeber revidirt und ergänzt.
Es ist eine äußerst interessante Sache, die eigentliche Centralmaschine der Re¬
gierung in ihrer Arbeit zu betrachten. Die einzelnen Persönlichkeiten der
Staatsräthe treten hier in scharfen Umrissen gezeichnet vor uns auf; über
ihnen Kaiser Joseph in seinen Verwaltungsexperimenten, mit seinem tragischen,
erschütternden Ausgange. Gerade indem wir in den Geschäftsgang und die
Geschäftsbehandlung im Einzelnen hineinsehen, lernen wir das Ende ver¬
stehen und fühlen eine Vorahnung in uns aufwachen, wie dies heutige Oest¬
>or. reich in so unselige Verwirrung sich hineinleben konnte.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |