Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.chalisches Leben" führen, und das wieder bedeutet, nicht mehrere Frauen ge- Der Schöpfung der Welt ging ein großer Aufstand im Himmel voraus. Der erste Geist, der in einem Menschenleibe wohnte, war jener siegreiche chalisches Leben" führen, und das wieder bedeutet, nicht mehrere Frauen ge- Der Schöpfung der Welt ging ein großer Aufstand im Himmel voraus. Der erste Geist, der in einem Menschenleibe wohnte, war jener siegreiche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0332" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192633"/> <p xml:id="ID_1242" prev="#ID_1241"> chalisches Leben" führen, und das wieder bedeutet, nicht mehrere Frauen ge-<lb/> heirathet haben. Die Götter, in welche die auferstandenen ganz Frommen und<lb/> Gerechten sich verwandeln, haben die Macht, jeder für sich einen neuen<lb/> Planeten zu schaffen und denselben durch Zeugung zu bevölkern, was als<lb/> „die Gewalt endloser Lebensspendung" bezeichnet wird. Die Ungehorsamen<lb/> dagegen, die sich zu dieser Lebensspendung nicht vorbereitet, d, h. nicht in<lb/> Polygamie gelebt haben „wie alle die Männer, die in der Bibel die Freunde<lb/> Gottes genannt werden," können es im Himmel nur zu geringerer Herrlich¬<lb/> keit bringen. Sie werden eben nur Engel, Diener und Boten der Götter<lb/> werden und, wie Smith in seiner letzten Predigt sich drastisch ausdrückte,<lb/> „den himmlischen Königinnen die Schleppe tragen, Holzhacker, Schuhputzer.<lb/> Küchenjungen u. d. sein; denn die zukünftige Welt ist nur die verklärte Wie¬<lb/> derholung der jetzigen." „Je mehr Weiber, desto mehr Erlösung," äußerte<lb/> sich Bourg, „desto mehr Erhöhung im Himmel, desto mehr Herrschaft und<lb/> königliche Herrlichkeit." Nichtbeachtung der Pflicht, sich mit möglichst vielen<lb/> Frauen zu vermählen, eine möglichst starke Familie zu erzielen, ist aber nicht<lb/> allein Sünde gegen sich selbst, sondern auch Versündigung an Andern; denn<lb/> nur durch Vereinigung der Geschlechter auf Erden wird die Sehnsucht der<lb/> unzählbaren im Himmel auf ihre Geburt wartenden Geister nach Existenz im<lb/> Fleische erfüllt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1243"> Der Schöpfung der Welt ging ein großer Aufstand im Himmel voraus.<lb/> „Im Anfang der Zeiten kamen die Götter unter dem Vorsitz ihres Vaters<lb/> im Himmel zusammen, um Rath zu halten. In demselben wurde die Er¬<lb/> schaffung der Welt zur Sprache gebracht, und da der Urgott den Sündenfall<lb/> der Menschen voraussah, so fragte er im Kreise seiner Söhne, unter denen<lb/> sich die beiden ältesten, Christus und Lucifer, befanden, wie jene zu retten und<lb/> zu erlösen sein würden. Lucifer antwortete: Siehe, sende mich hinab, ich<lb/> will als dein Sohn erscheinen und alle Menschen erlösen, sodaß keine Seele<lb/> verloren sein soll; darum gieb mir die Ehre. Christus aber, der Einge-<lb/> borne und von Anfang Erwählte, erwiederte nur: Vater, dein Wille geschehe,<lb/> und dein sei die Herrlichkeit in Ewigkeit. Gott der Vater beauftragte hier¬<lb/> auf Christum mit dem Erlösungswerke, und dieß verdroß Lucifer so sehr, daß<lb/> er in offne Empörung gegen den göttlichen Willen ausbrach. Dabei riß er ein<lb/> Drittel der Söhne und Töchter Gottes mit sich fort. Die andern zwei<lb/> Drittel kämpften unter der Anführung Michaels, des Erzengels, mit ihm und<lb/> seinen Schaaren, und das Ende dieses Krieges im Himmel war, daß Satan,<lb/> wie Lucifer nunmehr hieß, auf die inzwischen von den Göttern geschaffne<lb/> Erde hinabgeworfen wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1244" next="#ID_1245"> Der erste Geist, der in einem Menschenleibe wohnte, war jener siegreiche<lb/> Feldherr Michael, „der Alte der Tage mit Haaren wie Wolle." Er hieß als</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0332]
chalisches Leben" führen, und das wieder bedeutet, nicht mehrere Frauen ge-
heirathet haben. Die Götter, in welche die auferstandenen ganz Frommen und
Gerechten sich verwandeln, haben die Macht, jeder für sich einen neuen
Planeten zu schaffen und denselben durch Zeugung zu bevölkern, was als
„die Gewalt endloser Lebensspendung" bezeichnet wird. Die Ungehorsamen
dagegen, die sich zu dieser Lebensspendung nicht vorbereitet, d, h. nicht in
Polygamie gelebt haben „wie alle die Männer, die in der Bibel die Freunde
Gottes genannt werden," können es im Himmel nur zu geringerer Herrlich¬
keit bringen. Sie werden eben nur Engel, Diener und Boten der Götter
werden und, wie Smith in seiner letzten Predigt sich drastisch ausdrückte,
„den himmlischen Königinnen die Schleppe tragen, Holzhacker, Schuhputzer.
Küchenjungen u. d. sein; denn die zukünftige Welt ist nur die verklärte Wie¬
derholung der jetzigen." „Je mehr Weiber, desto mehr Erlösung," äußerte
sich Bourg, „desto mehr Erhöhung im Himmel, desto mehr Herrschaft und
königliche Herrlichkeit." Nichtbeachtung der Pflicht, sich mit möglichst vielen
Frauen zu vermählen, eine möglichst starke Familie zu erzielen, ist aber nicht
allein Sünde gegen sich selbst, sondern auch Versündigung an Andern; denn
nur durch Vereinigung der Geschlechter auf Erden wird die Sehnsucht der
unzählbaren im Himmel auf ihre Geburt wartenden Geister nach Existenz im
Fleische erfüllt.
Der Schöpfung der Welt ging ein großer Aufstand im Himmel voraus.
„Im Anfang der Zeiten kamen die Götter unter dem Vorsitz ihres Vaters
im Himmel zusammen, um Rath zu halten. In demselben wurde die Er¬
schaffung der Welt zur Sprache gebracht, und da der Urgott den Sündenfall
der Menschen voraussah, so fragte er im Kreise seiner Söhne, unter denen
sich die beiden ältesten, Christus und Lucifer, befanden, wie jene zu retten und
zu erlösen sein würden. Lucifer antwortete: Siehe, sende mich hinab, ich
will als dein Sohn erscheinen und alle Menschen erlösen, sodaß keine Seele
verloren sein soll; darum gieb mir die Ehre. Christus aber, der Einge-
borne und von Anfang Erwählte, erwiederte nur: Vater, dein Wille geschehe,
und dein sei die Herrlichkeit in Ewigkeit. Gott der Vater beauftragte hier¬
auf Christum mit dem Erlösungswerke, und dieß verdroß Lucifer so sehr, daß
er in offne Empörung gegen den göttlichen Willen ausbrach. Dabei riß er ein
Drittel der Söhne und Töchter Gottes mit sich fort. Die andern zwei
Drittel kämpften unter der Anführung Michaels, des Erzengels, mit ihm und
seinen Schaaren, und das Ende dieses Krieges im Himmel war, daß Satan,
wie Lucifer nunmehr hieß, auf die inzwischen von den Göttern geschaffne
Erde hinabgeworfen wurde.
Der erste Geist, der in einem Menschenleibe wohnte, war jener siegreiche
Feldherr Michael, „der Alte der Tage mit Haaren wie Wolle." Er hieß als
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