Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.mit seinen Kindern in dem Maße bevölkert, daß seine himmlische Wohnung Die Kinder nämlich, welche dieser unser Gott und Vater im Himmel er¬ Alle Geister sind, wenn sie auf Erden anlangen, um einen Leibestempel Ganz ähnlich wird sich der Zustand der Menschen nach diesem Leben mit seinen Kindern in dem Maße bevölkert, daß seine himmlische Wohnung Die Kinder nämlich, welche dieser unser Gott und Vater im Himmel er¬ Alle Geister sind, wenn sie auf Erden anlangen, um einen Leibestempel Ganz ähnlich wird sich der Zustand der Menschen nach diesem Leben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192632"/> <p xml:id="ID_1238" prev="#ID_1237"> mit seinen Kindern in dem Maße bevölkert, daß seine himmlische Wohnung<lb/> zu klein für sie wird, so schafft er, um den Ueberfluß zu placiren, einen neuen<lb/> Stern, nach welchem die jungen Göttersöhne als Bewohner gesendet werden.<lb/> Diese verehren dann ihren Vater als Gott, gerade so wie dieser mit seinen<lb/> Brüdern im Universum seinen Vater als Gott anbetet, und so fort zurück<lb/> bis zum Ur- und Hauptgotte, der im Centrum der Welt auf seinem Sterne<lb/> Kolob thront. So ist der Gott, den wir zunächst anbeten, der Vater der<lb/> Menschen oder vielmehr der Menschengeister.</p><lb/> <p xml:id="ID_1239"> Die Kinder nämlich, welche dieser unser Gott und Vater im Himmel er¬<lb/> zeugt, sind ursprünglich weder Götter, noch Menschen, noch Engel, sondern<lb/> Geister, die zwar einen Leib und Theile haben, aber nicht eigentliches<lb/> Fleisch und Blut besitzen, sondern aus einer feinen, unsern Sinnen nicht wahr¬<lb/> nehmbaren Substanz bestehen. Sie sind gleichsam „embryonische Menschen",<lb/> Intelligenzen, die ihre Einführung in die materielle Welt erwarten, wo sie<lb/> Fleischesgestalt annehmen, um durch Geburt, Tod und Auferstehung voll¬<lb/> kommener zu werden. Die Menschen waren als solche Geister bei Gott, ehe<lb/> die Erde geschaffen wurde, und sie können sich durch Beobachtung des Ge¬<lb/> setzes hienieden der Art verklären, daß sie mit einem Körper, wie Christus ihn<lb/> bei seiner Himmelfahrt besaß, auferstehen und Götter werden, denen die¬<lb/> selben Kräfte, Eigenschaften und Fähigkeiten eigen sind wie ihrem Vater im<lb/> Himmel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1240"> Alle Geister sind, wenn sie auf Erden anlangen, um einen Leibestempel<lb/> Zu beziehen, unschuldig. Wenn sie im vorhergehenden Leben Sünde begangen<lb/> haben, so haben sie dafür Buße gethan und Vergebung erlangt. Doch wirkt<lb/> ihr Verhalten im Jenseits in dieser Welt nach, indem sie dieselbe unter ver¬<lb/> schiedenen Umständen betreten. Die eine Klasse kommt in die Leiblichkeit,<lb/> während das Priesterthum und das Reich Gottes blüht, und hat deshalb<lb/> Gelegenheit, das Evangelium zu hören und anzunehmen. Andere gelangen<lb/> w Zeitaltern der Finsterniß in die Welt und werden in allerlei irrthümlichen<lb/> Meinungen erzogen. Einige Geister nehmen in Geschlechtern des auser¬<lb/> wählten Samens Leiber an, andere fahren in die Körper afrikanischer Neger,<lb/> die auf ewig vom Priesterthum ausgeschlossen sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1241" next="#ID_1242"> Ganz ähnlich wird sich der Zustand der Menschen nach diesem Leben<lb/> darnach gestalten, wie sie sich während des letzteren verhalten haben. Der<lb/> Mensch, der hier in Sünde und Unglauben lebt, während er vom Evangelium<lb/> ^veiß, wird nach dem Tode verdammt. Die aber, welche zwar dem Worte<lb/> Lottes geglaubt und im Allgemeinen gehorcht, jedoch „das Gesetz des Le¬<lb/> bens nicht erfüllt haben", können nach der Auferstehung nicht vollkommen<lb/> ^lig, nicht Götter, sondern nur Engel werden. „Das Gesetz des Lebens<lb/> nicht erfüllen" heißt in der Sprache der Mormonendogmatiker, kein „patriar^-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
mit seinen Kindern in dem Maße bevölkert, daß seine himmlische Wohnung
zu klein für sie wird, so schafft er, um den Ueberfluß zu placiren, einen neuen
Stern, nach welchem die jungen Göttersöhne als Bewohner gesendet werden.
Diese verehren dann ihren Vater als Gott, gerade so wie dieser mit seinen
Brüdern im Universum seinen Vater als Gott anbetet, und so fort zurück
bis zum Ur- und Hauptgotte, der im Centrum der Welt auf seinem Sterne
Kolob thront. So ist der Gott, den wir zunächst anbeten, der Vater der
Menschen oder vielmehr der Menschengeister.
Die Kinder nämlich, welche dieser unser Gott und Vater im Himmel er¬
zeugt, sind ursprünglich weder Götter, noch Menschen, noch Engel, sondern
Geister, die zwar einen Leib und Theile haben, aber nicht eigentliches
Fleisch und Blut besitzen, sondern aus einer feinen, unsern Sinnen nicht wahr¬
nehmbaren Substanz bestehen. Sie sind gleichsam „embryonische Menschen",
Intelligenzen, die ihre Einführung in die materielle Welt erwarten, wo sie
Fleischesgestalt annehmen, um durch Geburt, Tod und Auferstehung voll¬
kommener zu werden. Die Menschen waren als solche Geister bei Gott, ehe
die Erde geschaffen wurde, und sie können sich durch Beobachtung des Ge¬
setzes hienieden der Art verklären, daß sie mit einem Körper, wie Christus ihn
bei seiner Himmelfahrt besaß, auferstehen und Götter werden, denen die¬
selben Kräfte, Eigenschaften und Fähigkeiten eigen sind wie ihrem Vater im
Himmel.
Alle Geister sind, wenn sie auf Erden anlangen, um einen Leibestempel
Zu beziehen, unschuldig. Wenn sie im vorhergehenden Leben Sünde begangen
haben, so haben sie dafür Buße gethan und Vergebung erlangt. Doch wirkt
ihr Verhalten im Jenseits in dieser Welt nach, indem sie dieselbe unter ver¬
schiedenen Umständen betreten. Die eine Klasse kommt in die Leiblichkeit,
während das Priesterthum und das Reich Gottes blüht, und hat deshalb
Gelegenheit, das Evangelium zu hören und anzunehmen. Andere gelangen
w Zeitaltern der Finsterniß in die Welt und werden in allerlei irrthümlichen
Meinungen erzogen. Einige Geister nehmen in Geschlechtern des auser¬
wählten Samens Leiber an, andere fahren in die Körper afrikanischer Neger,
die auf ewig vom Priesterthum ausgeschlossen sind.
Ganz ähnlich wird sich der Zustand der Menschen nach diesem Leben
darnach gestalten, wie sie sich während des letzteren verhalten haben. Der
Mensch, der hier in Sünde und Unglauben lebt, während er vom Evangelium
^veiß, wird nach dem Tode verdammt. Die aber, welche zwar dem Worte
Lottes geglaubt und im Allgemeinen gehorcht, jedoch „das Gesetz des Le¬
bens nicht erfüllt haben", können nach der Auferstehung nicht vollkommen
^lig, nicht Götter, sondern nur Engel werden. „Das Gesetz des Lebens
nicht erfüllen" heißt in der Sprache der Mormonendogmatiker, kein „patriar^-
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