Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Jerdimno der Katholische. Von Wilhelm Maurenbrecher. II. Das Ende des Is. Jahrhunderts ist die Zeit, in welcher die modernen Es ist nicht unsere Absicht, einen Abriß der Geschichte europäischer Po¬ Die spanische Monarchie, wie sie durch die verständigen und einsichtigen Grenzbote" II. 1871. 91
Jerdimno der Katholische. Von Wilhelm Maurenbrecher. II. Das Ende des Is. Jahrhunderts ist die Zeit, in welcher die modernen Es ist nicht unsere Absicht, einen Abriß der Geschichte europäischer Po¬ Die spanische Monarchie, wie sie durch die verständigen und einsichtigen Grenzbote» II. 1871. 91
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Jerdimno der Katholische.
Von Wilhelm Maurenbrecher.
II.
Das Ende des Is. Jahrhunderts ist die Zeit, in welcher die modernen
Großmächte sich ausgebildet haben. Durch die Concentration der französischen
Volkskräfte wurde die Krone von Frankreich in den Stand gesetzt, die Unter¬
werfung Europa's unter ihren Willen zu versuchen. Indem gegen diese fran¬
zösischen Pläne die anderen Nationen sich zur Wehre setzten, entstand das
System gemeinsamer europäischer Politik, an dem alle bedeutenderen Staaten
sich zu betheiligen hatten. In dem Gegensatz gegen Frankreich hat auch Spa¬
nien seine eigenthümliche Stellung in Europa gesucht und gesunden: zunächst
die Verhältnisse und Beziehungen Aragons waren es, von denen der Conflict
mit der französischen Macht hier seinen Ausgang nehmen mußte.
Es ist nicht unsere Absicht, einen Abriß der Geschichte europäischer Po¬
litik, etwa von 148S bis 161S, hier zu geben; und ebenso ist es nicht möglich,
die Entwicklung der spanischen Thätigkeit in diesen Händeln durch die einzelnen
Begebnisse hindurch zu begleiten. Unsere Absicht an dieser Stelle richtet sich
vielmehr darauf, das Bild, das wir von der inneren Politik der katholischen
Könige entwarfen, durch eine nur die Hauptpunkte möglichst präcis hervor¬
hebende Skizze der Machtzunahme Spaniens nach Außen zu vervollständigen.
Die spanische Monarchie, wie sie durch die verständigen und einsichtigen
Maßregeln der Könige ermöglicht und gezeugt war, hat sofort sich an den
europäischen Fragen betheiligt und ihre sehr realistischen Interessen in Europa
verfolgt. Wenn Spanien durch die Vereinigung von Castilien und Aragon
zusammengewachsen war, so war darnach Ferdinands erster Gedanke, in
dieser Richtung weiterzugehen, alles was geographisch zu Spanien gehörte,
das ganze Gebiet der pyrenäischen Halbinsel dem neuen Doppelreiche einzu¬
verleiben: sofort ist ihm damit aber auch das weitere Ziel verbunden, auf alte
dynastische Ansprüche des Hauses Aragon fußend, außerhalb Spaniens die Macht
seiner Krone durch weitere Einverleibungen so zu stärken, daß der drohenden
Uebermacht Frankreichs ein ausreichendes Gegengewicht geschaffen werde. Und
Grenzbote» II. 1871. 91
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