Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.suchte, so meinten Jsabella und ihre Freunde, der jungen Fürstin einen taug¬ Es boten sich Jsabella manche Bewerber an. Unter ihnen fesselten zwei Noch einmal stellte sich dem Paare der Anspruch jener Prinzessin Juana In Aragon waren die inneren Zustände nicht besser geordnet als in suchte, so meinten Jsabella und ihre Freunde, der jungen Fürstin einen taug¬ Es boten sich Jsabella manche Bewerber an. Unter ihnen fesselten zwei Noch einmal stellte sich dem Paare der Anspruch jener Prinzessin Juana In Aragon waren die inneren Zustände nicht besser geordnet als in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0132" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192432"/> <p xml:id="ID_501" prev="#ID_500"> suchte, so meinten Jsabella und ihre Freunde, der jungen Fürstin einen taug¬<lb/> lichen Gemahl zum Schützer, zum Vertreter ihres Anspruches zu finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_502"> Es boten sich Jsabella manche Bewerber an. Unter ihnen fesselten zwei<lb/> vornehmlich das Auge des Politikers: der Erbe der Krone Aragon und der<lb/> portugiesische König. Wie auch Jsabella sich entschied, in jedem der beiden<lb/> Fälle schien das staatliche Interesse Fortschritte machen zu müssen: sei es<lb/> durch Vereinigung von Castilien und Portugal, sei es durch Annexion von<lb/> Aragon; jedenfalls mußten der äußern Abrundung eben so Vortheile er¬<lb/> wachsen, als der Aufrichtung des Staatswesens im Innern. Bei Jsabella<lb/> gewann bald Ferdinand, der Aragonese den Vorzug. Schon am 7. Januar<lb/> 1469 wurden Deputirte beider Theile über die Sache einig. Dann galt es,<lb/> trotz alles Widerspruches und aller Hindernisse die König Heinrich gegen diese<lb/> Ehe erhob, die Hochzeit zu Stande zu bringen. Prinz Ferdinand, von we¬<lb/> nigen Getreuen begleitet, als Diener verkleidet, schlich sich heimlich ins casti-<lb/> lische Land; am 13. October traf er seine Braut in Valladolid; treue Freunde<lb/> mußten das Geld für die Hochzeitskosten Herleihen; am 19. October wurde<lb/> das Herrscherpaar eingesegnet, Ferdinand und Jsabella, die Schöpfer und<lb/> Gründer der spanischen Monarchie.</p><lb/> <p xml:id="ID_503"> Noch einmal stellte sich dem Paare der Anspruch jener Prinzessin Juana<lb/> entgegen. Nach Heinrichs Tod nahm der portugiesische König auf sich,<lb/> ihre Rechte zu vertreten. Obwohl schon wiederholt die castilischen Cortes<lb/> Jsabella gehuldigt, hatte sie noch einen Krieg gegen einen Theil des Landes¬<lb/> adels und gegen Portugals Intervention zu bestehen. Mit hingebender Treue<lb/> hingen Einzelne ihr an, vor allen die mächtigen Familien der Mendozas,<lb/> Henriquez und Alba; auch die Städte leisteten nachdrückliche Hülfe: so wurde<lb/> man des Widerstandes Herr; die Schlacht von Toro 17. März 1476 be¬<lb/> festigte die neue Krone und die auswärtigen Mächte erkannten darauf das<lb/> Herrscherpaar an.</p><lb/> <p xml:id="ID_504"> In Aragon waren die inneren Zustände nicht besser geordnet als in<lb/> Castilien: ein Bild staatlicher Unordnung und Auflösung bietet auch Aragon.<lb/> Die Königsmacht war hier einer fortlaufenden ständischen Controle unter¬<lb/> worfen, sogar die Gerichtsbarkeit war einem ständischen Beamten unterstellt.<lb/> Der Vater Ferdinands, König Juan II., hatte sich bemüht, eine kräftigende<lb/> Reform anzubahnen; aber der gewaltigen Schwierigkeiten war er noch durchaus<lb/> uicht Herr geworden, er hatte höchstens dem Sohne den Weg gewiesen; und<lb/> er hatte sich auch das größte Verdienst daran zuzuschreiben, daß Ferdinand die<lb/> castilische Ehe durchsetzen und seine und seiner Gemahlin Stellung in Castilien<lb/> nach und nach befestigen konnte. Nach seinem Tode — 1479 — fiel die Krone<lb/> Aragon jenem Herrscherpaar zu: was 1469 angebahnt und sicher vorbereitet<lb/> war, trat somit 1479 wirklich ins Leben.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0132]
suchte, so meinten Jsabella und ihre Freunde, der jungen Fürstin einen taug¬
lichen Gemahl zum Schützer, zum Vertreter ihres Anspruches zu finden.
Es boten sich Jsabella manche Bewerber an. Unter ihnen fesselten zwei
vornehmlich das Auge des Politikers: der Erbe der Krone Aragon und der
portugiesische König. Wie auch Jsabella sich entschied, in jedem der beiden
Fälle schien das staatliche Interesse Fortschritte machen zu müssen: sei es
durch Vereinigung von Castilien und Portugal, sei es durch Annexion von
Aragon; jedenfalls mußten der äußern Abrundung eben so Vortheile er¬
wachsen, als der Aufrichtung des Staatswesens im Innern. Bei Jsabella
gewann bald Ferdinand, der Aragonese den Vorzug. Schon am 7. Januar
1469 wurden Deputirte beider Theile über die Sache einig. Dann galt es,
trotz alles Widerspruches und aller Hindernisse die König Heinrich gegen diese
Ehe erhob, die Hochzeit zu Stande zu bringen. Prinz Ferdinand, von we¬
nigen Getreuen begleitet, als Diener verkleidet, schlich sich heimlich ins casti-
lische Land; am 13. October traf er seine Braut in Valladolid; treue Freunde
mußten das Geld für die Hochzeitskosten Herleihen; am 19. October wurde
das Herrscherpaar eingesegnet, Ferdinand und Jsabella, die Schöpfer und
Gründer der spanischen Monarchie.
Noch einmal stellte sich dem Paare der Anspruch jener Prinzessin Juana
entgegen. Nach Heinrichs Tod nahm der portugiesische König auf sich,
ihre Rechte zu vertreten. Obwohl schon wiederholt die castilischen Cortes
Jsabella gehuldigt, hatte sie noch einen Krieg gegen einen Theil des Landes¬
adels und gegen Portugals Intervention zu bestehen. Mit hingebender Treue
hingen Einzelne ihr an, vor allen die mächtigen Familien der Mendozas,
Henriquez und Alba; auch die Städte leisteten nachdrückliche Hülfe: so wurde
man des Widerstandes Herr; die Schlacht von Toro 17. März 1476 be¬
festigte die neue Krone und die auswärtigen Mächte erkannten darauf das
Herrscherpaar an.
In Aragon waren die inneren Zustände nicht besser geordnet als in
Castilien: ein Bild staatlicher Unordnung und Auflösung bietet auch Aragon.
Die Königsmacht war hier einer fortlaufenden ständischen Controle unter¬
worfen, sogar die Gerichtsbarkeit war einem ständischen Beamten unterstellt.
Der Vater Ferdinands, König Juan II., hatte sich bemüht, eine kräftigende
Reform anzubahnen; aber der gewaltigen Schwierigkeiten war er noch durchaus
uicht Herr geworden, er hatte höchstens dem Sohne den Weg gewiesen; und
er hatte sich auch das größte Verdienst daran zuzuschreiben, daß Ferdinand die
castilische Ehe durchsetzen und seine und seiner Gemahlin Stellung in Castilien
nach und nach befestigen konnte. Nach seinem Tode — 1479 — fiel die Krone
Aragon jenem Herrscherpaar zu: was 1469 angebahnt und sicher vorbereitet
war, trat somit 1479 wirklich ins Leben.
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