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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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nicht selten, da man die Texte als allgemein bekannt voraussetzte, nur die
Textanfänge oder die Worte nur in der Hauptstimme angegeben.

Es freut uns, am Schlüsse dieses Artikels noch eine Sammlung erwäh¬
nen zu können, die als mustergiltig in jeder Hinsicht zu betrachten ist. Es
ist eine: Auswahl englischer Madrigale von I. I. Maier, 3 Hfte.
(L. B. Leuckart). Bekanntlich besitzt das englische Volk den größten Schatz
an derartigen Gesängen; es allein hat nie aufgehört diese Musikgattung mit
Vorliebe zu pflegen; der Herausgeber, mit allen Eigenschaften für derartige
Arbeiten glücklich begabt, hat darin eine vortreffliche Sammlung interessanter
Gesänge zusammengestellt. Wie wir schon sagten, ist es nicht genug, alles was
alt ist zusammenzuschreiben und ohne Wahl und Kritik auf den Markt zu
bringen; dadurch verdirbt man denselben nur. Man muß das Beste zu wäh¬
len verstehen und nur Bestes bringen. Herr I. I. Maier hat aus den
Schätzen deutscher, französischer und italienischer Meister längst ähnliche Ju¬
welengarnituren gesichtet und geordnet. Möge sich für sie bald ein kunstsin¬
niger Verleger und für ihre Veröffentlichung eine günstige Zeit finden. Möge
aber auch die Familie dann nicht zurückbleiben und in höherem Grade als
bisher geschah wieder Besitz von einem aufgegebenen und Verlornen Terrain
ergreifen. Reicher Genuß und hoher Lohn wird jedem Versuche folgen. Hier
wäre Hausmusik der edelsten und idealsten Art zu machen und kein Haus¬
vater, dem gelungen ist, sich im Kreise der Seinigen eine kleine Cantorei ein¬
zurichten, dürfte die darauf verwendete Mühe je zu bereuen haben.


H. M. Schletterer.


Im Geschichte der potttischen Literatur Deutschlands
1806--1808.
Von Franz Schmorr v. Carolsfeld.
III.
"KaUerie av earaetsres ?russiens. 1808."

Diese "Gallerte" erschien zu Anfang des Jahres 1808 gleichzeitig in
deutscher und französischer Sprache, ein Umstand, der in der damaligen Zeit
für eine gewisse Gattung politischer Schriften charakteristisch ist. Die deutsche
Ausgabe ist auf dem Titel als Uebersetzung aus der französischen Handschrift
bezeichnet. Doch tritt in dem Inhalt das französische Interesse zu wenig
hervor und ist die Sprache in der deutschen Ausgabe einer Uebersetzung zu
wenig ähnlich, als daß man die Schrift einem französischen Verfasser zu¬
schreiben könnte.


Grenzboten II. 1871. 53

nicht selten, da man die Texte als allgemein bekannt voraussetzte, nur die
Textanfänge oder die Worte nur in der Hauptstimme angegeben.

Es freut uns, am Schlüsse dieses Artikels noch eine Sammlung erwäh¬
nen zu können, die als mustergiltig in jeder Hinsicht zu betrachten ist. Es
ist eine: Auswahl englischer Madrigale von I. I. Maier, 3 Hfte.
(L. B. Leuckart). Bekanntlich besitzt das englische Volk den größten Schatz
an derartigen Gesängen; es allein hat nie aufgehört diese Musikgattung mit
Vorliebe zu pflegen; der Herausgeber, mit allen Eigenschaften für derartige
Arbeiten glücklich begabt, hat darin eine vortreffliche Sammlung interessanter
Gesänge zusammengestellt. Wie wir schon sagten, ist es nicht genug, alles was
alt ist zusammenzuschreiben und ohne Wahl und Kritik auf den Markt zu
bringen; dadurch verdirbt man denselben nur. Man muß das Beste zu wäh¬
len verstehen und nur Bestes bringen. Herr I. I. Maier hat aus den
Schätzen deutscher, französischer und italienischer Meister längst ähnliche Ju¬
welengarnituren gesichtet und geordnet. Möge sich für sie bald ein kunstsin¬
niger Verleger und für ihre Veröffentlichung eine günstige Zeit finden. Möge
aber auch die Familie dann nicht zurückbleiben und in höherem Grade als
bisher geschah wieder Besitz von einem aufgegebenen und Verlornen Terrain
ergreifen. Reicher Genuß und hoher Lohn wird jedem Versuche folgen. Hier
wäre Hausmusik der edelsten und idealsten Art zu machen und kein Haus¬
vater, dem gelungen ist, sich im Kreise der Seinigen eine kleine Cantorei ein¬
zurichten, dürfte die darauf verwendete Mühe je zu bereuen haben.


H. M. Schletterer.


Im Geschichte der potttischen Literatur Deutschlands
1806—1808.
Von Franz Schmorr v. Carolsfeld.
III.
„KaUerie av earaetsres ?russiens. 1808."

Diese „Gallerte" erschien zu Anfang des Jahres 1808 gleichzeitig in
deutscher und französischer Sprache, ein Umstand, der in der damaligen Zeit
für eine gewisse Gattung politischer Schriften charakteristisch ist. Die deutsche
Ausgabe ist auf dem Titel als Uebersetzung aus der französischen Handschrift
bezeichnet. Doch tritt in dem Inhalt das französische Interesse zu wenig
hervor und ist die Sprache in der deutschen Ausgabe einer Uebersetzung zu
wenig ähnlich, als daß man die Schrift einem französischen Verfasser zu¬
schreiben könnte.


Grenzboten II. 1871. 53
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/425>, abgerufen am 24.07.2024.