Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.Jogumil Hoch. (Schluß.) Habe ich früher gesagt, daß Goltz seine Borbereitungen zu höhern wissen¬ Kurz bevor Goltz zu einem der erwähnten Besuche nach Thorn kam, war Die kleine Schrift machte Aufsehn und erregte namentlich in Thorn viel Der erste Erfolg seines Eintritts in die literarische Oeffentlichkeit war Aber auch die Aufmerksamkeit und Anerkennung fernlebender Menschen Grenzboten I. 1871. 128
Jogumil Hoch. (Schluß.) Habe ich früher gesagt, daß Goltz seine Borbereitungen zu höhern wissen¬ Kurz bevor Goltz zu einem der erwähnten Besuche nach Thorn kam, war Die kleine Schrift machte Aufsehn und erregte namentlich in Thorn viel Der erste Erfolg seines Eintritts in die literarische Oeffentlichkeit war Aber auch die Aufmerksamkeit und Anerkennung fernlebender Menschen Grenzboten I. 1871. 128
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Jogumil Hoch.
(Schluß.)
Habe ich früher gesagt, daß Goltz seine Borbereitungen zu höhern wissen¬
schaftlichen Studien hier getroffen hat, fo kann der Thorner mit noch weit
mehr berechtigtem Stolze hervorheben, daß auch seine schriftstellerische Thätig¬
keit hier ihren Anfang nahm. Nicht nur, daß zwei oder drei der einzelnen
Aufsätze, die sein Buch der Kindheit umfaßt, zuerst in einer hier unternommenen
Zeitschrift, von der freilich nur wenige Nummern erschienen, abgedruckt wur¬
den, auch die erste, von ihm verfaßte besondere Schrift ist in Thorrs Mauern
geschrieben.
Kurz bevor Goltz zu einem der erwähnten Besuche nach Thorn kam, war
der erste Brief von Johannes Norge gegen den Bischof Arnoldi und den
heiligen Rock von Trier erschienen; bald nachher stand in allen Zeitungen
ein zweiter Brief Ronges gegen Arnoldi zu lesen. Fast ohne Ausnahme
riefen von allen Seiten von Freisinnigkeit erfüllte Protestanten, und auch
Katholiken, dem neuen Hütten ihren Beifall zu, nicht aber Goltz, — die Ge¬
sinnung, aus der ein Angriff auf Dinge hervorging, die Millionen heilig
sind und einen, wenn auch auf Wahn beruhenden, Trost gewähren, widerte
ihn an; die Anmaßung prahlender, und nicht einmal eigner, sondern alten
Römeranekdoten entnommener Phrasen erregte seinen Unwillen, dem er Luft
machte indem er an meinem Arbeitstisch die 1845 in Leipzig gedruckte Broschüre,
„Der heilige Rock und der Brief des Herrn Johannes Ronge," in
wenigen Tagen schrieb.
Die kleine Schrift machte Aufsehn und erregte namentlich in Thorn viel
abfällige Urtheile gegen den Verfasser, ja sogar eine weitere literarische Fehde;
denn nicht bloß die protestantischen Lichtfreunde, sondern auch ein hiesiger
katholischer Geistlicher erhoben sich gegen Goltz; der Pfarrer und Dekan Hunt
erließ eine heftige Entgegnung Wider den Urheber, dessen sich dann der da¬
mals hier lebende, mit Goltz befreundete Graf Wartensleben annahm, und in
einer dritten Flugschrift wider den katholischen Gegner von Goltz auftrat.
Der erste Erfolg seines Eintritts in die literarische Oeffentlichkeit war
nicht eben ermuthigend, aber die Bahn war gebrochen; das kleine, nur einige
vierzig Seiten enthaltende Werkchen hatte zwar wenig Beifall gefunden, aber
weithin Sensation erregt, ebenso durch die Eigenthümlichkeit der Ansichten,
als der Darstellung und Ausdrucksweise.
Aber auch die Aufmerksamkeit und Anerkennung fernlebender Menschen
wurde ihm noch während seines Aufenthaltes in Gollub zu Theil; denn,
Grenzboten I. 1871. 128
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