Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.eckig, zu dick oder zu dünn? Ist ihr Gepräge nicht geschmackvoll genug? Ist Herr I)r. Weibezahn sagt: "Die Gründe für diese Abneigung sind nur Hierauf antworte ich: 1. wenn bloß darin die Mängel der Goldkrone eckig, zu dick oder zu dünn? Ist ihr Gepräge nicht geschmackvoll genug? Ist Herr I)r. Weibezahn sagt: „Die Gründe für diese Abneigung sind nur Hierauf antworte ich: 1. wenn bloß darin die Mängel der Goldkrone <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126134"/> <p xml:id="ID_1103" prev="#ID_1102"> eckig, zu dick oder zu dünn? Ist ihr Gepräge nicht geschmackvoll genug? Ist<lb/> ihr Gehalt von 10 Gramm feinen Goldes nicht rationell? — Weit entfernt<lb/> davon, sie ist ohne Tadel, das vollkommenste aller Goldstücke und übertrifft<lb/> alle übrigen in dieser Hinsicht, wie einst Aschenbrödel ihren Schwestern über¬<lb/> legen war. Sie wird auch ebenso unschuldig verfolgt, wie jenes arme Mäd¬<lb/> chen der Fabel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1104"> Herr I)r. Weibezahn sagt: „Die Gründe für diese Abneigung sind nur<lb/> in dem Umstände zu finden, daß die deutsche Goldkrone, deren Werth in<lb/> Silber abgerundet selbst zu Thlr, angenommen, den bisherigen Rechnungs¬<lb/> münzen sich so ungünstig anschließt."</p><lb/> <p xml:id="ID_1105" next="#ID_1106"> Hierauf antworte ich: 1. wenn bloß darin die Mängel der Goldkrone<lb/> bestehen, so wird ihnen jedenfalls bald abgeholfen werden; denn sobald die<lb/> neue Goldwährung hergestellt ist, wird es weder Silberthaler noch Silber¬<lb/> groschen mehr geben, es wird Kronen von 10 Goldthalern geben, und jeder<lb/> Goldthaler wird in 100 Kreuzer getheilt werden. 2. Wenn er übrigens in<lb/> dieser Hinsicht einen Vergleich mit seinen Goldstücken in 8xs zu machen wünscht,<lb/> wird er finden, daß in diesem Augenblicke zum herrschenden Curse<lb/> von 1:15.66 zwischen Gold und Silber 1 Goldkrone — 9V» Thlr., 1 Gold¬<lb/> thaler Krone) — 28 Sgr,, dagegen bei den von ihm vorgeschlagenen<lb/> Goldgulden das 10 Guldenstück des ersten von 2^ Franken — 6 Thlr.<lb/> 23 Sgr. 2 Pf., 1 Goldgulden 20 Sgr. 3^ Pf., das 10 Guldenstück des<lb/> zweiten von t>,72 Gramm fein 6 Thlr. 21 Sgr. 6 Pf., 1 Goldgulden — 20 Sgr.<lb/> 1^/s Pf. betragen würde, da hier nur von dem wirklichen Tagescurse, nicht<lb/> von Fictionen die Rede sein kann. 3. Wenn übrigens, bevor wir die Gold¬<lb/> währung hergestellt haben, der Tagescurs zwischen Gold und Silber sich<lb/> auf dem Weltmarkte ändern sollte, so läßt sich einstweilen weder vom<lb/> Goldthaler noch vom Goldgulden bestimmen, wie viel sie nach dem bisherigen<lb/> Silbergelde betragen würden. 4. Wenn die früher hervorgetretene Abneigung<lb/> der großen Menge gegen die Goldkrone hauptsächlich darin ihren Grund<lb/> gehabt hätte, daß sie keine runde Zahl von Silberthalern vertrag so könnte man<lb/> denselben Grund gegen die englischen Sovereigns und die 20 Franksstücke<lb/> geltend machen, welche doch in Süddeutschland überall umlaufen. 6. Die<lb/> früheren deutschen Goldmünzen, Pistolen und Ducaten, können, was jene spe¬<lb/> cielle Abneigung des Publicums gegen die Krone betrifft, insofern nicht mit<lb/> ihr verglichen werden, als sie aus einer Zeit stammen, in der während langer<lb/> Jahre keine nennenswerthen Veränderungen in den Preisen der Edelmetalle<lb/> auf dem Weltmarkte eingetreten waren, wobei z. B. Jedermann, auch die<lb/> Staatscasfen. die Pistole von 6 Thlr. Gold zu 6V-- Thlr. Silber annahm,<lb/> und dieses dieselbe Wirkung that, als sei es ein gesetzlich gesicherter Curs;<lb/> daß man diese Goldmünzen im Wiener Münzvertrage 1857 namentlich deß-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0352]
eckig, zu dick oder zu dünn? Ist ihr Gepräge nicht geschmackvoll genug? Ist
ihr Gehalt von 10 Gramm feinen Goldes nicht rationell? — Weit entfernt
davon, sie ist ohne Tadel, das vollkommenste aller Goldstücke und übertrifft
alle übrigen in dieser Hinsicht, wie einst Aschenbrödel ihren Schwestern über¬
legen war. Sie wird auch ebenso unschuldig verfolgt, wie jenes arme Mäd¬
chen der Fabel.
Herr I)r. Weibezahn sagt: „Die Gründe für diese Abneigung sind nur
in dem Umstände zu finden, daß die deutsche Goldkrone, deren Werth in
Silber abgerundet selbst zu Thlr, angenommen, den bisherigen Rechnungs¬
münzen sich so ungünstig anschließt."
Hierauf antworte ich: 1. wenn bloß darin die Mängel der Goldkrone
bestehen, so wird ihnen jedenfalls bald abgeholfen werden; denn sobald die
neue Goldwährung hergestellt ist, wird es weder Silberthaler noch Silber¬
groschen mehr geben, es wird Kronen von 10 Goldthalern geben, und jeder
Goldthaler wird in 100 Kreuzer getheilt werden. 2. Wenn er übrigens in
dieser Hinsicht einen Vergleich mit seinen Goldstücken in 8xs zu machen wünscht,
wird er finden, daß in diesem Augenblicke zum herrschenden Curse
von 1:15.66 zwischen Gold und Silber 1 Goldkrone — 9V» Thlr., 1 Gold¬
thaler Krone) — 28 Sgr,, dagegen bei den von ihm vorgeschlagenen
Goldgulden das 10 Guldenstück des ersten von 2^ Franken — 6 Thlr.
23 Sgr. 2 Pf., 1 Goldgulden 20 Sgr. 3^ Pf., das 10 Guldenstück des
zweiten von t>,72 Gramm fein 6 Thlr. 21 Sgr. 6 Pf., 1 Goldgulden — 20 Sgr.
1^/s Pf. betragen würde, da hier nur von dem wirklichen Tagescurse, nicht
von Fictionen die Rede sein kann. 3. Wenn übrigens, bevor wir die Gold¬
währung hergestellt haben, der Tagescurs zwischen Gold und Silber sich
auf dem Weltmarkte ändern sollte, so läßt sich einstweilen weder vom
Goldthaler noch vom Goldgulden bestimmen, wie viel sie nach dem bisherigen
Silbergelde betragen würden. 4. Wenn die früher hervorgetretene Abneigung
der großen Menge gegen die Goldkrone hauptsächlich darin ihren Grund
gehabt hätte, daß sie keine runde Zahl von Silberthalern vertrag so könnte man
denselben Grund gegen die englischen Sovereigns und die 20 Franksstücke
geltend machen, welche doch in Süddeutschland überall umlaufen. 6. Die
früheren deutschen Goldmünzen, Pistolen und Ducaten, können, was jene spe¬
cielle Abneigung des Publicums gegen die Krone betrifft, insofern nicht mit
ihr verglichen werden, als sie aus einer Zeit stammen, in der während langer
Jahre keine nennenswerthen Veränderungen in den Preisen der Edelmetalle
auf dem Weltmarkte eingetreten waren, wobei z. B. Jedermann, auch die
Staatscasfen. die Pistole von 6 Thlr. Gold zu 6V-- Thlr. Silber annahm,
und dieses dieselbe Wirkung that, als sei es ein gesetzlich gesicherter Curs;
daß man diese Goldmünzen im Wiener Münzvertrage 1857 namentlich deß-
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