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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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halb abschaffte, weil sie bei den seit 1850 eingetretenen Curs-
Veränderungen auf dem Weltmarkte ebenfalls anfingen im
Silberwerthe zu schwanken; daß man nun allerdings in Wien das
Versehen beging, sich einzubilden, es könne irgend ein praktisches Resultat
haben, wenn man eine theoretisch vollkommene Goldmünze herstellte, übrigens
aber bei der Silberwährung beharrte. Ihre theoretische Vollkommenheit konnte
natürlicher Weise die Krone nicht dagegen schützen, daß sie, ebenso wie zuletzt
die Pistolen und Ducaten im Silberwerthe geschwankt hatten, ebenfalls im
Silberwerthe schwanken mußte, so lange das Werthverhältniß der Metalle
auf dem Weltmarkte sich veränderte, und die Staatscassen alle 6 Monate der
Krone einen anderen Cassencurs gaben. Hätte man ihr z. B. wie dem
preuß. Friedrichsd'or einen festen Cassencurs gegeben, so hätte sie zwar bei
der Fortdauer der Silberwährung dem großen Verkehre nicht nützlicher sein
können, als es der Friedrichsd'or gewesen ist, sie wäre aber ohne alle Frage
sofort eine ebenso beliebte Goldmünze geworden wie dieser, und wird es
werden, sobald sie die gesetzlich eingeführte Hauptmünze der Goldwährung
sein wird.

Da ist also die Erklärung, weßhalb das Publieum die Goldkrone nicht
lieb gewann; denn ein Goldstück, welches keinen festen Werth hat, welches
heute höher, morgen niedriger steht, weist Jedermann als Geld zurück. Es
ist kein Geld, es ist Waare, und er fürchtet einerseits die Gefahr in
Verlust zu kommen, andrerseits die Mühe, so oft er ein Goldstück ausgiebt,
erst über seinen Silberwertl) unterhandeln zu müssen.

Alles dieses schreibe ich nicht für Herrn Dr. Weibezahn, der die Wahrheit
eben fo gut kennt wie ich, obwohl er im gegenwärtigen Falle Gründe gehabt
zu haben scheint, sie nicht anerkennen zu wollen; ich schreibe es lediglich für
Diejenigen, welche sich weniger eingehend mit der Münzfrage beschäftigt haben.
(>. Zum Schlüsse will ich noch hinzufügen, daß wenn also zum herrschenden
Tagescurse von 1:15,35 der Goldthaler von 1 Gramm fein -- 27,99 oder
28 Sgr" der Goldgulden von 0,72 Gramm fein ^ 20,45 oder 20 Sgr.
l^/z Pf,, nach gegenwärtigem Silbergelde beträgt, dieß keine sehr große Be¬
deutung hat. Wäre man sicher, daß das augenblickliche Werthverhältniß
beider Edelmetalle bis zu und während unsrer Münzreform unverändert bleiben
würde, so müßte das Publieum, bis es sich an die neuen Scheidemünzen der
Centesimaltheilung gewöhnt hätte, sich an folgende Scala halten:

1. bei dem Goldthaler von 1 Gramm fein ('/,<> Krone) wäre:
1 Goldthaler ^ 100 Neukreuzer ^ 28 Sgr. ^ 98 fübt. Kreuzer
"/" ., 75 ., ^21 " ^73'/2',
V-, ,. ^-50 ., 14 " ^ 49
V" ., ^25 " ^ 7 " 24 V2 "
2. bei dem Goldgulden nach dem Vorschlage des Herrn ol'. Weibezahn: ,

Gmizbottn I. 1871. 110

halb abschaffte, weil sie bei den seit 1850 eingetretenen Curs-
Veränderungen auf dem Weltmarkte ebenfalls anfingen im
Silberwerthe zu schwanken; daß man nun allerdings in Wien das
Versehen beging, sich einzubilden, es könne irgend ein praktisches Resultat
haben, wenn man eine theoretisch vollkommene Goldmünze herstellte, übrigens
aber bei der Silberwährung beharrte. Ihre theoretische Vollkommenheit konnte
natürlicher Weise die Krone nicht dagegen schützen, daß sie, ebenso wie zuletzt
die Pistolen und Ducaten im Silberwerthe geschwankt hatten, ebenfalls im
Silberwerthe schwanken mußte, so lange das Werthverhältniß der Metalle
auf dem Weltmarkte sich veränderte, und die Staatscassen alle 6 Monate der
Krone einen anderen Cassencurs gaben. Hätte man ihr z. B. wie dem
preuß. Friedrichsd'or einen festen Cassencurs gegeben, so hätte sie zwar bei
der Fortdauer der Silberwährung dem großen Verkehre nicht nützlicher sein
können, als es der Friedrichsd'or gewesen ist, sie wäre aber ohne alle Frage
sofort eine ebenso beliebte Goldmünze geworden wie dieser, und wird es
werden, sobald sie die gesetzlich eingeführte Hauptmünze der Goldwährung
sein wird.

Da ist also die Erklärung, weßhalb das Publieum die Goldkrone nicht
lieb gewann; denn ein Goldstück, welches keinen festen Werth hat, welches
heute höher, morgen niedriger steht, weist Jedermann als Geld zurück. Es
ist kein Geld, es ist Waare, und er fürchtet einerseits die Gefahr in
Verlust zu kommen, andrerseits die Mühe, so oft er ein Goldstück ausgiebt,
erst über seinen Silberwertl) unterhandeln zu müssen.

Alles dieses schreibe ich nicht für Herrn Dr. Weibezahn, der die Wahrheit
eben fo gut kennt wie ich, obwohl er im gegenwärtigen Falle Gründe gehabt
zu haben scheint, sie nicht anerkennen zu wollen; ich schreibe es lediglich für
Diejenigen, welche sich weniger eingehend mit der Münzfrage beschäftigt haben.
(>. Zum Schlüsse will ich noch hinzufügen, daß wenn also zum herrschenden
Tagescurse von 1:15,35 der Goldthaler von 1 Gramm fein — 27,99 oder
28 Sgr„ der Goldgulden von 0,72 Gramm fein ^ 20,45 oder 20 Sgr.
l^/z Pf,, nach gegenwärtigem Silbergelde beträgt, dieß keine sehr große Be¬
deutung hat. Wäre man sicher, daß das augenblickliche Werthverhältniß
beider Edelmetalle bis zu und während unsrer Münzreform unverändert bleiben
würde, so müßte das Publieum, bis es sich an die neuen Scheidemünzen der
Centesimaltheilung gewöhnt hätte, sich an folgende Scala halten:

1. bei dem Goldthaler von 1 Gramm fein ('/,<> Krone) wäre:
1 Goldthaler ^ 100 Neukreuzer ^ 28 Sgr. ^ 98 fübt. Kreuzer
«/» ., 75 ., ^21 „ ^73'/2',
V-, ,. ^-50 ., 14 „ ^ 49
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2. bei dem Goldgulden nach dem Vorschlage des Herrn ol'. Weibezahn: ,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/353>, abgerufen am 28.09.2024.