Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.seiest Du müde, wie ein Hund, und müssest eine kleine Siesta halten. Aus Bratenriecher, ich frage Dich, wann soll ich nun mit Dir reden? Wenn Das heißt, Du stellst Dich so, als ob Du schliefest. Ich aber getröste Angenommen, Du schläfst wirklich, (obgleich ich das Deinem verschlagenen schläfst Du aber nicht, so ist es eine gerechte Strafe für Deine schänd¬ Aas freiwillige Iildungswesen Deutschlands in seinem gegenwärtigen Zustande. Es war unser Schicksal, das neue deutsche Reich zu bauen, wie einst die Gmizboten I. 1^1. 4
seiest Du müde, wie ein Hund, und müssest eine kleine Siesta halten. Aus Bratenriecher, ich frage Dich, wann soll ich nun mit Dir reden? Wenn Das heißt, Du stellst Dich so, als ob Du schliefest. Ich aber getröste Angenommen, Du schläfst wirklich, (obgleich ich das Deinem verschlagenen schläfst Du aber nicht, so ist es eine gerechte Strafe für Deine schänd¬ Aas freiwillige Iildungswesen Deutschlands in seinem gegenwärtigen Zustande. Es war unser Schicksal, das neue deutsche Reich zu bauen, wie einst die Gmizboten I. 1^1. 4
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0033" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125277"/> <p xml:id="ID_98" prev="#ID_97"> seiest Du müde, wie ein Hund, und müssest eine kleine Siesta halten. Aus<lb/> dieser „kleinen Siesta" wurde ein schnarchender Schlaf von anderthalb Stun¬<lb/> den; und dann gingst Du wieder in die Fraktion. Um zwölf Uhr kehrst<lb/> Du aus derselben, oder Gott weiß woher sonst, zurück. Heiintückischer Weise<lb/> benutzest Du die Augenblicke des ersten und kräftigsten Schlafes, der mich von<lb/> meinem Kummer erlöst hatte, um Dich auszukleiden und zu Bette zu legen;<lb/> und nun, da ich mit Dir reden will, stellst Du dich, als ob Du schon<lb/> schliefest; und ich kann nichts aus Dir herauskriegen, als einiges Grunzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_99"> Bratenriecher, ich frage Dich, wann soll ich nun mit Dir reden? Wenn<lb/> Du wachst, bist Du nicht zu Hause. Wenn Du zu Hause bist, schläfst Du.</p><lb/> <p xml:id="ID_100"> Das heißt, Du stellst Dich so, als ob Du schliefest. Ich aber getröste<lb/> mich meiner Zweifel ; ich sage: Nur Zweierlei ist möglich: Entweder Du<lb/> «schläfst, oder Du schläfst nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_101"> Angenommen, Du schläfst wirklich, (obgleich ich das Deinem verschlagenen<lb/> Charakter nicht zutraue, den ich nun schon seit fünfzehn Jahren studire), —<lb/> dann hätte freilich alles Obige auch eben so gut ungesprochen bleiben können.<lb/> Aber auf keinen Fall schadet es was. Ich habe wenigstens wieder einmal<lb/> mein Herz erleichtert.</p><lb/> <p xml:id="ID_102"> schläfst Du aber nicht, so ist es eine gerechte Strafe für Deine schänd¬<lb/> liche Heuchelei, daß ich Dir einmal die Wahrheit gesagt habe. Die Wahrheit?<lb/> Nein, nicht die Wahrheit, sondern nur einen gelinden und entfernten Vorge¬<lb/> schmack derselben. Denn, ach, mein gutes und gefühlvolles Herz, das obwohl<lb/> schon tausendmal getäuscht, sich immer von Neuem betrügen läßt, hat wieder<lb/> Censur geübt an den Erzeugnissen meines Verstandes, der gewohnt ist, Herz<lb/> und Nieren der Männer zu prüfen. Das nächste Mal wird es kräftiger<lb/> kommen. Gute Nacht, Bratenriecher! — (Ende der ersten Predigt).</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Aas freiwillige Iildungswesen Deutschlands in seinem<lb/> gegenwärtigen Zustande.</head><lb/> <p xml:id="ID_103" next="#ID_104"> Es war unser Schicksal, das neue deutsche Reich zu bauen, wie einst die<lb/> Jsraeliten unter Nehemia Jerusalem bauten, das Schwert in der einen, die<lb/> Mauerteile in der andern Hand; aber in dem Augenblick, wo wir das Nots¬<lb/> tand durch ein dauerndes ersetzt haben, wo wir die Krone aus dem Giebel er¬<lb/> richten , ziemt uns zu untersuchen, ob die innere Einrichtung des Gebäudes<lb/> von der Art ist, wie sie den Zwecken unserer Friedensarbeit und unserer ge-<lb/> sammten Cultur entspricht. Gewiß sind tausend Bedürfnisse zu decken; es sei</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Gmizboten I. 1^1. 4</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0033]
seiest Du müde, wie ein Hund, und müssest eine kleine Siesta halten. Aus
dieser „kleinen Siesta" wurde ein schnarchender Schlaf von anderthalb Stun¬
den; und dann gingst Du wieder in die Fraktion. Um zwölf Uhr kehrst
Du aus derselben, oder Gott weiß woher sonst, zurück. Heiintückischer Weise
benutzest Du die Augenblicke des ersten und kräftigsten Schlafes, der mich von
meinem Kummer erlöst hatte, um Dich auszukleiden und zu Bette zu legen;
und nun, da ich mit Dir reden will, stellst Du dich, als ob Du schon
schliefest; und ich kann nichts aus Dir herauskriegen, als einiges Grunzen.
Bratenriecher, ich frage Dich, wann soll ich nun mit Dir reden? Wenn
Du wachst, bist Du nicht zu Hause. Wenn Du zu Hause bist, schläfst Du.
Das heißt, Du stellst Dich so, als ob Du schliefest. Ich aber getröste
mich meiner Zweifel ; ich sage: Nur Zweierlei ist möglich: Entweder Du
«schläfst, oder Du schläfst nicht.
Angenommen, Du schläfst wirklich, (obgleich ich das Deinem verschlagenen
Charakter nicht zutraue, den ich nun schon seit fünfzehn Jahren studire), —
dann hätte freilich alles Obige auch eben so gut ungesprochen bleiben können.
Aber auf keinen Fall schadet es was. Ich habe wenigstens wieder einmal
mein Herz erleichtert.
schläfst Du aber nicht, so ist es eine gerechte Strafe für Deine schänd¬
liche Heuchelei, daß ich Dir einmal die Wahrheit gesagt habe. Die Wahrheit?
Nein, nicht die Wahrheit, sondern nur einen gelinden und entfernten Vorge¬
schmack derselben. Denn, ach, mein gutes und gefühlvolles Herz, das obwohl
schon tausendmal getäuscht, sich immer von Neuem betrügen läßt, hat wieder
Censur geübt an den Erzeugnissen meines Verstandes, der gewohnt ist, Herz
und Nieren der Männer zu prüfen. Das nächste Mal wird es kräftiger
kommen. Gute Nacht, Bratenriecher! — (Ende der ersten Predigt).
Aas freiwillige Iildungswesen Deutschlands in seinem
gegenwärtigen Zustande.
Es war unser Schicksal, das neue deutsche Reich zu bauen, wie einst die
Jsraeliten unter Nehemia Jerusalem bauten, das Schwert in der einen, die
Mauerteile in der andern Hand; aber in dem Augenblick, wo wir das Nots¬
tand durch ein dauerndes ersetzt haben, wo wir die Krone aus dem Giebel er¬
richten , ziemt uns zu untersuchen, ob die innere Einrichtung des Gebäudes
von der Art ist, wie sie den Zwecken unserer Friedensarbeit und unserer ge-
sammten Cultur entspricht. Gewiß sind tausend Bedürfnisse zu decken; es sei
Gmizboten I. 1^1. 4
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |