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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

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breite Badewanne aus starkem Zinkblech, mit oben wulstartig abgerundetem
Rande hergestellt, mit deren Kopfende ein etwa I. Fuß hoher und ebenso
breiter Kessel von derselben Substanz dergestalt durch zwei Röhren verbunden
war, daß die untere das in der Badewanne befindliche Wasser dem Kessel zu¬
führte, die obere dagegen das durch eine unter demselben fortwährend bren¬
nende größere Gasflamme erhitzte Wasser zur gleichmäßigen Erhaltung der
Temperatur dem Bade wieder zurückbrachte. Auf dem Boden dieser Bade¬
wanne befand sich ein Gestell von Holz, mit Gurten überzogen, und mit durch
Charniere beweglichem Kopftheile, zu höherer oder niedrigerer Lage des Kopfes
befestigt; auf diesem Gestelle selbst aber eine aus Guttaperchatuch und Ro߬
haaren hergestellte Matratze.

Das Bad wurde jederzeit mit Wasser von circa 37 bis 40 Grad C. aus
zwei Drittel seiner Höhe gefüllt, der Kranke hineingebracht und sodann die
ganze Oberfläche der Badewanne vom Fußende an bis an den Hals des
Patienten durch ein am Rande mit großem Saum versehenes, und um den
wulstartigen Rand der Wanne mit starker Schnur befestigtes und straff ange¬
zogenes Stück Guttaperchatuch überspannt. Auf ähnliche Weise wurde das
Kopfende der Wanne bis an den Kopf bedeckt, damit die Dämpfe des Wassers,
welche ja jederzeit beinahe vollständig die Temperatur des Bades selbst besitzen,
die nicht im Wasser befindlichen Theile des Patienten, als Hals und oberen
Theil der Brust, sowie die Arme umgaben und auch die geringste Erkältung
vermieden wurde.

Der Verwundete wurde täglich gegen Mittag aus dem Bade herausge¬
nommen, am ganzen Körper mit reinem warmem Wasser abgewaschen, und
zu Bett gebracht; sodann das ganze Bad ausgeleert, sorgfältig ausgewaschen
und mit frischem warmem Wasser gefüllt, so daß nach Verlauf einiger Stun¬
den der Kranke wieder hineingelegt werden konnte.

Das Wasser mußte in der ersten Zeit des heftigeren Wundfiebers bei¬
nahe 40 Grad C. besitzen, wenn der Kranke, dessen Temperatur auf 39 und
40 Grad gestiegen war, nicht frieren sollte, während ihm, bei beginnender
Reconvalescenz schon bei 37° C. beinahe zu warm wurde.

Die beabsichtigte, und auf so überaus glückliche Weise erreichte und von
Erfolg begleitete Wirkung dieses Bades läßt sich in folgende Punkte zusammen¬
fassen:

1) Selbstbei der sorgfältigsten Lagerung in einem zweckmäßig eingerich¬
teten Bett mit Wasser- oder Luftkissen, oder Rehfellen, befindet sich der Kranke
nach und nach nicht mehr bequem; der am meisten aufliegende Theil des Kör¬
pers beginnt dann in vielen Fällen "aufzuliegen", oder doch in hohem Grade
zu schmerzen. Bei der erwähnten Lagerung im Wasser dagegen verdrängt
der Körper des Kranken einen gleichen Raumtheil Wasser, und nimmt dem


breite Badewanne aus starkem Zinkblech, mit oben wulstartig abgerundetem
Rande hergestellt, mit deren Kopfende ein etwa I. Fuß hoher und ebenso
breiter Kessel von derselben Substanz dergestalt durch zwei Röhren verbunden
war, daß die untere das in der Badewanne befindliche Wasser dem Kessel zu¬
führte, die obere dagegen das durch eine unter demselben fortwährend bren¬
nende größere Gasflamme erhitzte Wasser zur gleichmäßigen Erhaltung der
Temperatur dem Bade wieder zurückbrachte. Auf dem Boden dieser Bade¬
wanne befand sich ein Gestell von Holz, mit Gurten überzogen, und mit durch
Charniere beweglichem Kopftheile, zu höherer oder niedrigerer Lage des Kopfes
befestigt; auf diesem Gestelle selbst aber eine aus Guttaperchatuch und Ro߬
haaren hergestellte Matratze.

Das Bad wurde jederzeit mit Wasser von circa 37 bis 40 Grad C. aus
zwei Drittel seiner Höhe gefüllt, der Kranke hineingebracht und sodann die
ganze Oberfläche der Badewanne vom Fußende an bis an den Hals des
Patienten durch ein am Rande mit großem Saum versehenes, und um den
wulstartigen Rand der Wanne mit starker Schnur befestigtes und straff ange¬
zogenes Stück Guttaperchatuch überspannt. Auf ähnliche Weise wurde das
Kopfende der Wanne bis an den Kopf bedeckt, damit die Dämpfe des Wassers,
welche ja jederzeit beinahe vollständig die Temperatur des Bades selbst besitzen,
die nicht im Wasser befindlichen Theile des Patienten, als Hals und oberen
Theil der Brust, sowie die Arme umgaben und auch die geringste Erkältung
vermieden wurde.

Der Verwundete wurde täglich gegen Mittag aus dem Bade herausge¬
nommen, am ganzen Körper mit reinem warmem Wasser abgewaschen, und
zu Bett gebracht; sodann das ganze Bad ausgeleert, sorgfältig ausgewaschen
und mit frischem warmem Wasser gefüllt, so daß nach Verlauf einiger Stun¬
den der Kranke wieder hineingelegt werden konnte.

Das Wasser mußte in der ersten Zeit des heftigeren Wundfiebers bei¬
nahe 40 Grad C. besitzen, wenn der Kranke, dessen Temperatur auf 39 und
40 Grad gestiegen war, nicht frieren sollte, während ihm, bei beginnender
Reconvalescenz schon bei 37° C. beinahe zu warm wurde.

Die beabsichtigte, und auf so überaus glückliche Weise erreichte und von
Erfolg begleitete Wirkung dieses Bades läßt sich in folgende Punkte zusammen¬
fassen:

1) Selbstbei der sorgfältigsten Lagerung in einem zweckmäßig eingerich¬
teten Bett mit Wasser- oder Luftkissen, oder Rehfellen, befindet sich der Kranke
nach und nach nicht mehr bequem; der am meisten aufliegende Theil des Kör¬
pers beginnt dann in vielen Fällen „aufzuliegen", oder doch in hohem Grade
zu schmerzen. Bei der erwähnten Lagerung im Wasser dagegen verdrängt
der Körper des Kranken einen gleichen Raumtheil Wasser, und nimmt dem


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/290>, abgerufen am 26.06.2024.