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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

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ganz harmonischen Eindruck markirt sich deutlich, daß die Aufeinanderfolge
schwarz-gold.roth sein müßte.

Den betreffenden, bis 1866 noch nicht ausgetragenen Streitigkeiten über
die leider aus oppositionellen Trotz noch heut so vielfach aufgehängte Bundes
fahre, sind wir durch die verfassungsmäßige Geltung unseres Reichsbanners ent¬
hoben. Wir können auf Grund noch anderer zahlreich anzuführender Quellen-
belege mit Stolz behaupten, daß Deutschland eine Flagge führt, deren sym-
bolische Bedeutung ebenso schön und treffend ist, als ihre Berechtigung
Huppö. national und historisch.




Mach dem Aass von Mus.

Eine halbe Woche schon waren die Völker der Erde vorbereitet auf die
Kunde, welche in der Sonntagsfrühe des neunundzwanzigsten Januar der
elektrische Strahl durch Land und Meer trug: Paris hat eapitulirt; auf
drei Wochen ruhen die Waffen; eine französische Constituante wird über die
Annahme der Deutschen Friedensbedingungen berathen.

Als diese Kunde nach Deutschland kam, war das ruhige, zu jedem Opfer
entschlossene, bis zur letzten Niederwerfung des Erbfeindes freudig ausdauernde
Deutsche Volk von Grund aus verwandelt. Während Tausende zur sonntäg¬
lichen Andacht strömten, um Gott zu danken für diese größte Gnade, die er
während des ganzen heiligen Krieges uns erwiesen hat, füllten andere Tau¬
sende die Straßen. Ein Wald von Fahnen bedeckte die Häuserreihen; hier
Kanonendonner und Freudenschüsse, dort das festliche Geläut aller Glocken,
tragen die gewaltige Nachricht über das weite schneebedeckte Land. Auf den
Höhen stammen mitten aus Eis und Schnee die mächtigen Feuerbrände; in
den Städten werden die Häuser festlich erleuchtet, ziehen in Fackelglanz frohe
Schaaren. Vom Thurm des Rathhauses ertönen Dankchoräle, rauschen dann
kriegerische Märsche, patriotische Lieder. Bis in die fernsten Dörfer des Ge¬
birges tragen reitende Boten die freudige Kunde. Ueberall gehobene Herzen,
leuchtende Augen; bei Allen das klare Bewußtsein von der weltgeschichtlichen
Bedeutung des Augenblicks, den zu erleben uns vergönnt ist, um den späte
Geschlechter noch die Jetztlebenden beneiden werden. Ernste Männer schämen
sich der Thränen nicht aus offener Straße. Sie halten nun die Stunde ge¬
kommen, wo das theure Blut gesühnt ist, das sie dem Vaterlande hingegeben
haben in ihren Söhnen. Tausende erblicken in der amtlichen Depesche die
tröstliche Zusicherung, daß der Sohn, der Bruder, der Verlobte, der draußen


ganz harmonischen Eindruck markirt sich deutlich, daß die Aufeinanderfolge
schwarz-gold.roth sein müßte.

Den betreffenden, bis 1866 noch nicht ausgetragenen Streitigkeiten über
die leider aus oppositionellen Trotz noch heut so vielfach aufgehängte Bundes
fahre, sind wir durch die verfassungsmäßige Geltung unseres Reichsbanners ent¬
hoben. Wir können auf Grund noch anderer zahlreich anzuführender Quellen-
belege mit Stolz behaupten, daß Deutschland eine Flagge führt, deren sym-
bolische Bedeutung ebenso schön und treffend ist, als ihre Berechtigung
Huppö. national und historisch.




Mach dem Aass von Mus.

Eine halbe Woche schon waren die Völker der Erde vorbereitet auf die
Kunde, welche in der Sonntagsfrühe des neunundzwanzigsten Januar der
elektrische Strahl durch Land und Meer trug: Paris hat eapitulirt; auf
drei Wochen ruhen die Waffen; eine französische Constituante wird über die
Annahme der Deutschen Friedensbedingungen berathen.

Als diese Kunde nach Deutschland kam, war das ruhige, zu jedem Opfer
entschlossene, bis zur letzten Niederwerfung des Erbfeindes freudig ausdauernde
Deutsche Volk von Grund aus verwandelt. Während Tausende zur sonntäg¬
lichen Andacht strömten, um Gott zu danken für diese größte Gnade, die er
während des ganzen heiligen Krieges uns erwiesen hat, füllten andere Tau¬
sende die Straßen. Ein Wald von Fahnen bedeckte die Häuserreihen; hier
Kanonendonner und Freudenschüsse, dort das festliche Geläut aller Glocken,
tragen die gewaltige Nachricht über das weite schneebedeckte Land. Auf den
Höhen stammen mitten aus Eis und Schnee die mächtigen Feuerbrände; in
den Städten werden die Häuser festlich erleuchtet, ziehen in Fackelglanz frohe
Schaaren. Vom Thurm des Rathhauses ertönen Dankchoräle, rauschen dann
kriegerische Märsche, patriotische Lieder. Bis in die fernsten Dörfer des Ge¬
birges tragen reitende Boten die freudige Kunde. Ueberall gehobene Herzen,
leuchtende Augen; bei Allen das klare Bewußtsein von der weltgeschichtlichen
Bedeutung des Augenblicks, den zu erleben uns vergönnt ist, um den späte
Geschlechter noch die Jetztlebenden beneiden werden. Ernste Männer schämen
sich der Thränen nicht aus offener Straße. Sie halten nun die Stunde ge¬
kommen, wo das theure Blut gesühnt ist, das sie dem Vaterlande hingegeben
haben in ihren Söhnen. Tausende erblicken in der amtlichen Depesche die
tröstliche Zusicherung, daß der Sohn, der Bruder, der Verlobte, der draußen


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[0249] ganz harmonischen Eindruck markirt sich deutlich, daß die Aufeinanderfolge schwarz-gold.roth sein müßte. Den betreffenden, bis 1866 noch nicht ausgetragenen Streitigkeiten über die leider aus oppositionellen Trotz noch heut so vielfach aufgehängte Bundes fahre, sind wir durch die verfassungsmäßige Geltung unseres Reichsbanners ent¬ hoben. Wir können auf Grund noch anderer zahlreich anzuführender Quellen- belege mit Stolz behaupten, daß Deutschland eine Flagge führt, deren sym- bolische Bedeutung ebenso schön und treffend ist, als ihre Berechtigung Huppö. national und historisch. Mach dem Aass von Mus. Eine halbe Woche schon waren die Völker der Erde vorbereitet auf die Kunde, welche in der Sonntagsfrühe des neunundzwanzigsten Januar der elektrische Strahl durch Land und Meer trug: Paris hat eapitulirt; auf drei Wochen ruhen die Waffen; eine französische Constituante wird über die Annahme der Deutschen Friedensbedingungen berathen. Als diese Kunde nach Deutschland kam, war das ruhige, zu jedem Opfer entschlossene, bis zur letzten Niederwerfung des Erbfeindes freudig ausdauernde Deutsche Volk von Grund aus verwandelt. Während Tausende zur sonntäg¬ lichen Andacht strömten, um Gott zu danken für diese größte Gnade, die er während des ganzen heiligen Krieges uns erwiesen hat, füllten andere Tau¬ sende die Straßen. Ein Wald von Fahnen bedeckte die Häuserreihen; hier Kanonendonner und Freudenschüsse, dort das festliche Geläut aller Glocken, tragen die gewaltige Nachricht über das weite schneebedeckte Land. Auf den Höhen stammen mitten aus Eis und Schnee die mächtigen Feuerbrände; in den Städten werden die Häuser festlich erleuchtet, ziehen in Fackelglanz frohe Schaaren. Vom Thurm des Rathhauses ertönen Dankchoräle, rauschen dann kriegerische Märsche, patriotische Lieder. Bis in die fernsten Dörfer des Ge¬ birges tragen reitende Boten die freudige Kunde. Ueberall gehobene Herzen, leuchtende Augen; bei Allen das klare Bewußtsein von der weltgeschichtlichen Bedeutung des Augenblicks, den zu erleben uns vergönnt ist, um den späte Geschlechter noch die Jetztlebenden beneiden werden. Ernste Männer schämen sich der Thränen nicht aus offener Straße. Sie halten nun die Stunde ge¬ kommen, wo das theure Blut gesühnt ist, das sie dem Vaterlande hingegeben haben in ihren Söhnen. Tausende erblicken in der amtlichen Depesche die tröstliche Zusicherung, daß der Sohn, der Bruder, der Verlobte, der draußen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/249>, abgerufen am 29.06.2024.