Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.ihnen deren für 26^ Millionen empfange, der Verkehr zwischen beiden Thei- ihnen deren für 26^ Millionen empfange, der Verkehr zwischen beiden Thei- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125475"/> <p xml:id="ID_877" prev="#ID_876" next="#ID_878"> ihnen deren für 26^ Millionen empfange, der Verkehr zwischen beiden Thei-<lb/> len, wenn sie eine anerkannte internationale Münze hätten, nur einer halben<lb/> Million baaren Geldes bedürfen würde, weil ja die übrigen 26'/^ Millionen<lb/> durch Wechsel gegen Waarensendungen ausgeglichen werden würden. Man<lb/> darf nämlich nicht übersehen, daß durch Verschiedenheiten von Ort und Zeit<lb/> die Summe der für eine solche Abrechnung von Land zu Land verfügbaren<lb/> Wechsel in sehr erheblicher Weise vermindert wird. Die Ein- und Ausführen<lb/> finden an verschiedenen, oft Hunderte von Meilen von einander entfernten<lb/> Handelsplätzen statt, nicht minder zu verschiedenen Zeiten. Nicht jeder Ge¬<lb/> schäftsmann, welcher Wechsel nach einem Punkte des Auslandes zu senden<lb/> hat, findet sofort einen anderen, welcher Waaren dahin gesandt hat, dagegen<lb/> Wechsel ausstellen und ihm diese verkaufen kann. Er kommt dann in den<lb/> Fall, sich an einen Bankier zu wenden, welcher ihm die erforderlichen Wechsel<lb/> zu etwas höheren Course verkauft und welcher bei dem Bestehen internatio¬<lb/> naler Münzen oft wieder seine Rechnung mit dem ausländischen Bankier¬<lb/> hause, auf welches er Wechsel gezogen hat, durch Baarsendungen ausgleichen<lb/> würde. Zu anderen Zeiten werden mehr Wechsel gegen gemachte Waaren¬<lb/> sendungen an der Börse ausgeboten als gegen erhaltene Waarensendungen<lb/> Abnehmer finden. Dann tritt abermals der Bankier dazwischen, kauft die<lb/> überzähligen Wechsel zu niedrigerem Course, sendet sie an befreundete Ban¬<lb/> kierhäuser im Auslande ein und würde oft in den Fall kommen, sich als<lb/> Deckung baare internationale Münzen senden zu lassen. So lange keine<lb/> solche internationalen Münzen eristiren, ist der Verkehr gezwungen, indirectere<lb/> Bahnen für seine Zahlungen einzuschlagen. Länder, wie z. B. Nordamerika<lb/> und Deutschland, Nordamerika und Frankreich sind dann gezwungen, den<lb/> Verkehr eines dritten Landes, namentlich Englands mit zu benutzen, sich an<lb/> englische Bankiers zu wenden und ihnen in der Form von Coursunterschie¬<lb/> den, Provisionen. Maklergebühren, Wechselstempel u. s. w. für die Hilfslei¬<lb/> stung einen Theil ihres Gewinnes abzutreten. Daraus, daß London auf<lb/> diese Weise zur Börse für den Handel der ganzen Welt, die englischen Bankiers<lb/> zu den unvermeidlichen Vermittlern des Weltverkehrs geworden sind, zieht Eng¬<lb/> land alljährlich einen Gewinn von vielen Millionen, welcher nichts Anderes ist<lb/> als ein Tribut, den ihm alle anderen Handelsvölker so lange zu entrichten<lb/> haben werden, bis es internationale Münzeinigungen gibt. Ebenso wie<lb/> unsere inländischen Bankiers die Letzten sind, um sich für eine allgemeine<lb/> Münzeinigung Deutschlands zu interessiren. weil ihr Geschäftsgewinn da¬<lb/> durch zunächst geschmälert werden wird, ebenso liegt auf der<lb/> Hand, daß England, der Bankier des Weltverkehrs, seinerseits kein großes<lb/> Interesse für das Zustandekommen einer internationalen Münzeinigung zeigen<lb/> wird, während die übrigen Völker sich gerade in der entgegengesetzten Seel-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0231]
ihnen deren für 26^ Millionen empfange, der Verkehr zwischen beiden Thei-
len, wenn sie eine anerkannte internationale Münze hätten, nur einer halben
Million baaren Geldes bedürfen würde, weil ja die übrigen 26'/^ Millionen
durch Wechsel gegen Waarensendungen ausgeglichen werden würden. Man
darf nämlich nicht übersehen, daß durch Verschiedenheiten von Ort und Zeit
die Summe der für eine solche Abrechnung von Land zu Land verfügbaren
Wechsel in sehr erheblicher Weise vermindert wird. Die Ein- und Ausführen
finden an verschiedenen, oft Hunderte von Meilen von einander entfernten
Handelsplätzen statt, nicht minder zu verschiedenen Zeiten. Nicht jeder Ge¬
schäftsmann, welcher Wechsel nach einem Punkte des Auslandes zu senden
hat, findet sofort einen anderen, welcher Waaren dahin gesandt hat, dagegen
Wechsel ausstellen und ihm diese verkaufen kann. Er kommt dann in den
Fall, sich an einen Bankier zu wenden, welcher ihm die erforderlichen Wechsel
zu etwas höheren Course verkauft und welcher bei dem Bestehen internatio¬
naler Münzen oft wieder seine Rechnung mit dem ausländischen Bankier¬
hause, auf welches er Wechsel gezogen hat, durch Baarsendungen ausgleichen
würde. Zu anderen Zeiten werden mehr Wechsel gegen gemachte Waaren¬
sendungen an der Börse ausgeboten als gegen erhaltene Waarensendungen
Abnehmer finden. Dann tritt abermals der Bankier dazwischen, kauft die
überzähligen Wechsel zu niedrigerem Course, sendet sie an befreundete Ban¬
kierhäuser im Auslande ein und würde oft in den Fall kommen, sich als
Deckung baare internationale Münzen senden zu lassen. So lange keine
solche internationalen Münzen eristiren, ist der Verkehr gezwungen, indirectere
Bahnen für seine Zahlungen einzuschlagen. Länder, wie z. B. Nordamerika
und Deutschland, Nordamerika und Frankreich sind dann gezwungen, den
Verkehr eines dritten Landes, namentlich Englands mit zu benutzen, sich an
englische Bankiers zu wenden und ihnen in der Form von Coursunterschie¬
den, Provisionen. Maklergebühren, Wechselstempel u. s. w. für die Hilfslei¬
stung einen Theil ihres Gewinnes abzutreten. Daraus, daß London auf
diese Weise zur Börse für den Handel der ganzen Welt, die englischen Bankiers
zu den unvermeidlichen Vermittlern des Weltverkehrs geworden sind, zieht Eng¬
land alljährlich einen Gewinn von vielen Millionen, welcher nichts Anderes ist
als ein Tribut, den ihm alle anderen Handelsvölker so lange zu entrichten
haben werden, bis es internationale Münzeinigungen gibt. Ebenso wie
unsere inländischen Bankiers die Letzten sind, um sich für eine allgemeine
Münzeinigung Deutschlands zu interessiren. weil ihr Geschäftsgewinn da¬
durch zunächst geschmälert werden wird, ebenso liegt auf der
Hand, daß England, der Bankier des Weltverkehrs, seinerseits kein großes
Interesse für das Zustandekommen einer internationalen Münzeinigung zeigen
wird, während die übrigen Völker sich gerade in der entgegengesetzten Seel-
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