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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

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in "der Regel den Werth der aus einem Lande in das andere ausgeführten
Waaren vertreten), ebenfalls fortdauern wird. Es ist nicht wahrscheinlich,
daß selbst eine absolute Gleichheit der Münzen in der ganzen Welt Veran¬
lassung geben würde, dieses Zahlungsmittel abzuschaffen. Die Erwartung,
daß dieses der Fall sein könnte, würde sich wahrscheinlich als trügerisch er¬
weisen."

Dies ist vollkommen richtig, und läßt sich dem in Geschäften Unerfahrenen
am besten durch Vergleichung mit den Verkehrs- und Rechnungsverhältnifsen
eines einzelnen Handelsplatzes deutlich machen. Aehnlich wie in London durch
das Li6g.uns'-Kons6, in Hamburg durch die Bank, in Bremen theils durch
die Bank, theils auch noch durch die Geld- und Wechselmakler findet auch
an den übrigen bedeutenderen Geschäftsplätzen entweder täglich oder an be¬
stimmten Wochentagen eine allgemeine Ausgleichung der fälligen Rechnungen
aller Geschäftsleute durch Abrechnung statt. Jedes einzelne Geschäftshaus hat
in der Regel fortwährend Hunderte von Wechseln und Anweisungen von den übrigen
einzuziehen und wieder an andere zu bezahlen. Es würde nun einen ungeheuren
Aufwand an Zeit und Arbeit erfordern, namentlich dort, wo noch die Silber¬
währung herrscht, wenn alle diese Schulden und Forderungen durch Baar-
zahlungen erledigt werden sollten. Statt dessen sendet jedes größere Haus
einen Gehilfen mit sämmtlichen einzuziehenden Wechseln und Anweisungen
und einer Liste der von ihm zu bezahlenden Beträge nach dem Abrechnungs¬
hause (Bank-Geldmakler in London und LIkÄririA-Kousö), welches als Vermittler
dient, um die verschiedenen zu zahlenden und zu empfangenden Beträge zwischen
^. einerseits und L, L, v u. s. w. andrerseits, und dann wieder zwischen IZ
einerseits und H., 0, v u. s. w. andrerseits abzurechnen, so daß nur die
Rechnungsunterschiede (Saldi) in Banknoten oder baarem Gelde bezahlt
werden.

In ähnlicher Weise nun, wie hier die Geschäftsleute einen und desselben
Platzes ihr Soll und Haben zunächst durch gegenseitiges Abrechnen nach
Möglichkeit ausgleichen und sich nur für die dann bleibenden Unterschiede
des Geldes bedienen, findet auch im Handelsverkehre zwischen Ort und Ort
und endlich zwischen Land und Land vermittelst des Wechselhandels ein ähn¬
liches Abrechnen statt. Die Börsen der großen Verkehrsplätze bilden jedes¬
mal den Mittelpunkt der Geschäftswelt, wo Derjenige, welcher Waaren ins
Ausland gesandt und aus den Empfänger Wechsel ausgestellt hat, diese zum
Verkaufe anbietet, wo ein Anderer, welcher Waaren vom Auslande empfangen
hat, ihm diese Wechsel abkauft und seine Schuld im Auslande wieder damit tilgt.

Daraus folgt aber keineswegs, daß, wenn z. B. im vorliegenden Schrei¬
ben des Ministers gesagt wird, daß Nordamerika nach den Ländern der Nord¬
deutschen Währung Waaren für 27 Mill. Dollars ausführe, dagegen von


in «der Regel den Werth der aus einem Lande in das andere ausgeführten
Waaren vertreten), ebenfalls fortdauern wird. Es ist nicht wahrscheinlich,
daß selbst eine absolute Gleichheit der Münzen in der ganzen Welt Veran¬
lassung geben würde, dieses Zahlungsmittel abzuschaffen. Die Erwartung,
daß dieses der Fall sein könnte, würde sich wahrscheinlich als trügerisch er¬
weisen."

Dies ist vollkommen richtig, und läßt sich dem in Geschäften Unerfahrenen
am besten durch Vergleichung mit den Verkehrs- und Rechnungsverhältnifsen
eines einzelnen Handelsplatzes deutlich machen. Aehnlich wie in London durch
das Li6g.uns'-Kons6, in Hamburg durch die Bank, in Bremen theils durch
die Bank, theils auch noch durch die Geld- und Wechselmakler findet auch
an den übrigen bedeutenderen Geschäftsplätzen entweder täglich oder an be¬
stimmten Wochentagen eine allgemeine Ausgleichung der fälligen Rechnungen
aller Geschäftsleute durch Abrechnung statt. Jedes einzelne Geschäftshaus hat
in der Regel fortwährend Hunderte von Wechseln und Anweisungen von den übrigen
einzuziehen und wieder an andere zu bezahlen. Es würde nun einen ungeheuren
Aufwand an Zeit und Arbeit erfordern, namentlich dort, wo noch die Silber¬
währung herrscht, wenn alle diese Schulden und Forderungen durch Baar-
zahlungen erledigt werden sollten. Statt dessen sendet jedes größere Haus
einen Gehilfen mit sämmtlichen einzuziehenden Wechseln und Anweisungen
und einer Liste der von ihm zu bezahlenden Beträge nach dem Abrechnungs¬
hause (Bank-Geldmakler in London und LIkÄririA-Kousö), welches als Vermittler
dient, um die verschiedenen zu zahlenden und zu empfangenden Beträge zwischen
^. einerseits und L, L, v u. s. w. andrerseits, und dann wieder zwischen IZ
einerseits und H., 0, v u. s. w. andrerseits abzurechnen, so daß nur die
Rechnungsunterschiede (Saldi) in Banknoten oder baarem Gelde bezahlt
werden.

In ähnlicher Weise nun, wie hier die Geschäftsleute einen und desselben
Platzes ihr Soll und Haben zunächst durch gegenseitiges Abrechnen nach
Möglichkeit ausgleichen und sich nur für die dann bleibenden Unterschiede
des Geldes bedienen, findet auch im Handelsverkehre zwischen Ort und Ort
und endlich zwischen Land und Land vermittelst des Wechselhandels ein ähn¬
liches Abrechnen statt. Die Börsen der großen Verkehrsplätze bilden jedes¬
mal den Mittelpunkt der Geschäftswelt, wo Derjenige, welcher Waaren ins
Ausland gesandt und aus den Empfänger Wechsel ausgestellt hat, diese zum
Verkaufe anbietet, wo ein Anderer, welcher Waaren vom Auslande empfangen
hat, ihm diese Wechsel abkauft und seine Schuld im Auslande wieder damit tilgt.

Daraus folgt aber keineswegs, daß, wenn z. B. im vorliegenden Schrei¬
ben des Ministers gesagt wird, daß Nordamerika nach den Ländern der Nord¬
deutschen Währung Waaren für 27 Mill. Dollars ausführe, dagegen von


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[0230] in «der Regel den Werth der aus einem Lande in das andere ausgeführten Waaren vertreten), ebenfalls fortdauern wird. Es ist nicht wahrscheinlich, daß selbst eine absolute Gleichheit der Münzen in der ganzen Welt Veran¬ lassung geben würde, dieses Zahlungsmittel abzuschaffen. Die Erwartung, daß dieses der Fall sein könnte, würde sich wahrscheinlich als trügerisch er¬ weisen." Dies ist vollkommen richtig, und läßt sich dem in Geschäften Unerfahrenen am besten durch Vergleichung mit den Verkehrs- und Rechnungsverhältnifsen eines einzelnen Handelsplatzes deutlich machen. Aehnlich wie in London durch das Li6g.uns'-Kons6, in Hamburg durch die Bank, in Bremen theils durch die Bank, theils auch noch durch die Geld- und Wechselmakler findet auch an den übrigen bedeutenderen Geschäftsplätzen entweder täglich oder an be¬ stimmten Wochentagen eine allgemeine Ausgleichung der fälligen Rechnungen aller Geschäftsleute durch Abrechnung statt. Jedes einzelne Geschäftshaus hat in der Regel fortwährend Hunderte von Wechseln und Anweisungen von den übrigen einzuziehen und wieder an andere zu bezahlen. Es würde nun einen ungeheuren Aufwand an Zeit und Arbeit erfordern, namentlich dort, wo noch die Silber¬ währung herrscht, wenn alle diese Schulden und Forderungen durch Baar- zahlungen erledigt werden sollten. Statt dessen sendet jedes größere Haus einen Gehilfen mit sämmtlichen einzuziehenden Wechseln und Anweisungen und einer Liste der von ihm zu bezahlenden Beträge nach dem Abrechnungs¬ hause (Bank-Geldmakler in London und LIkÄririA-Kousö), welches als Vermittler dient, um die verschiedenen zu zahlenden und zu empfangenden Beträge zwischen ^. einerseits und L, L, v u. s. w. andrerseits, und dann wieder zwischen IZ einerseits und H., 0, v u. s. w. andrerseits abzurechnen, so daß nur die Rechnungsunterschiede (Saldi) in Banknoten oder baarem Gelde bezahlt werden. In ähnlicher Weise nun, wie hier die Geschäftsleute einen und desselben Platzes ihr Soll und Haben zunächst durch gegenseitiges Abrechnen nach Möglichkeit ausgleichen und sich nur für die dann bleibenden Unterschiede des Geldes bedienen, findet auch im Handelsverkehre zwischen Ort und Ort und endlich zwischen Land und Land vermittelst des Wechselhandels ein ähn¬ liches Abrechnen statt. Die Börsen der großen Verkehrsplätze bilden jedes¬ mal den Mittelpunkt der Geschäftswelt, wo Derjenige, welcher Waaren ins Ausland gesandt und aus den Empfänger Wechsel ausgestellt hat, diese zum Verkaufe anbietet, wo ein Anderer, welcher Waaren vom Auslande empfangen hat, ihm diese Wechsel abkauft und seine Schuld im Auslande wieder damit tilgt. Daraus folgt aber keineswegs, daß, wenn z. B. im vorliegenden Schrei¬ ben des Ministers gesagt wird, daß Nordamerika nach den Ländern der Nord¬ deutschen Währung Waaren für 27 Mill. Dollars ausführe, dagegen von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/230>, abgerufen am 28.09.2024.