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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

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Zur Irage der internationalen Münzeinheit.
Eine Denkschrift.der Nordamerikanischen Regierung an ihre Gesandten.

Uebersetzt, mitgetheilt und erklärt von G. D. Augspurg, bisherigem Mitgliede des
Norddeutschen Reichstages.
Mein Herr!

Der Senat hat den Präsidenten ersucht, das Vereinigte Königreich
von Großbritannien und Irland und andere fremde Mächte zu einem Schrift¬
wechsel einzuladen, zum Zwecke der Erzielung einer internationalen Münz¬
einigung auf der Grundlage gemeinsamer Goldwährung und einer gemein¬
schaftlich anerkannten Rechnungs-Einheit.

Ich setze voraus, es werde nicht nöthig sein, den erleuchteten Regierungen,
welche wir zu diesem Schriftwechsel einladen, irgend welche Betrachtungen zu
Gunsten der Annahme solch einer gemeinschaftlichen Währung und Münz¬
einheit vorzulegen. Es ist klar, daß dieselbe den täglichen Geschäftsverkehr
der Welt vereinfachen, so wie daß sie die Völker, welche sich ihr anschließen,
in nähere Beziehungen zu einander bringen würde. Die Regierung der Ver¬
einigten Staaten beschränkt sich daher bei Eröffnung dieses auf den Wunsch
des Senats eingeleiteten Schriftwechsels darauf, diejenigen Einwürfe anzudeuten,
welche bis jetzt'gegen eine derartige Münzeinigung erhoben worden sind, in
der Hoffnung, daß sich ein Weg zu ihrer Beseitigung entdecken lassen werde.
Hierbei müssen wir nothwendiger Weise den Gegenstand in erster Reihe so
weit ins Auge fassen, als er unsern eigenen Handel und Geschäftsverkehr
angeht.

Der bedeutendste Theil des Handels und Verkehrs der Vereinigten Staaten
findet mit vier Gruppen von Ländern statt:

erstens mit denjenigen, welche nach der Sterling-Währung rechnen,
zweitens mit denjenigen, welche das Franken-System besitzen,
drittens denen, welche nach der Norddeutschen Währung rechnen,
viertens denjenigen, welche sich an die Dollar-Rechnung halten.

Bei Betrachtung des Verkehrs mit diesen verschiedenen Ländern werde ich
der Einfachheit halber die Zolleinkünfte des Jahres t867 zu Grunde legen
und alle Angaben in runden Zahlen machen.

Die erste dieser Gruppen umfaßt das Vereinigte Königreich von Gro߬
britannien und Irland, die verschiedenen britischen Colonieen und Besitzungen,
Indien, China "und Japan. Ich führe die letzteren beiden Länder mit auf,
weil meines Wissens die meisten Zahlungen in auf Sterlinge lautenden
Wechseln stattfinden, obschon die Rechnungen in chinesischen Taels oder mexi¬
kanischen Piastern geführt werden. Unsere gesammten jährlichen Ausführen
von Landesproducten nach jenen Ländern betragen ungefähr 275,000,000 Doll.
und unsere gesammten jährlichen Einfuhren aus jenen Ländern 220,000,000
Dollars.

Mit denjenigen Ländern, in welchen der Frank die Rechnungseinheit ist,
nämlich mit Frankreich, Italien, der Schweiz und Belgien, ist der Verkehr der
Vereinigten Staaten weniger ausgedehnt. Die heimischen Ausführen nack)


Grc"jlwten 1. >87>. 25
Zur Irage der internationalen Münzeinheit.
Eine Denkschrift.der Nordamerikanischen Regierung an ihre Gesandten.

Uebersetzt, mitgetheilt und erklärt von G. D. Augspurg, bisherigem Mitgliede des
Norddeutschen Reichstages.
Mein Herr!

Der Senat hat den Präsidenten ersucht, das Vereinigte Königreich
von Großbritannien und Irland und andere fremde Mächte zu einem Schrift¬
wechsel einzuladen, zum Zwecke der Erzielung einer internationalen Münz¬
einigung auf der Grundlage gemeinsamer Goldwährung und einer gemein¬
schaftlich anerkannten Rechnungs-Einheit.

Ich setze voraus, es werde nicht nöthig sein, den erleuchteten Regierungen,
welche wir zu diesem Schriftwechsel einladen, irgend welche Betrachtungen zu
Gunsten der Annahme solch einer gemeinschaftlichen Währung und Münz¬
einheit vorzulegen. Es ist klar, daß dieselbe den täglichen Geschäftsverkehr
der Welt vereinfachen, so wie daß sie die Völker, welche sich ihr anschließen,
in nähere Beziehungen zu einander bringen würde. Die Regierung der Ver¬
einigten Staaten beschränkt sich daher bei Eröffnung dieses auf den Wunsch
des Senats eingeleiteten Schriftwechsels darauf, diejenigen Einwürfe anzudeuten,
welche bis jetzt'gegen eine derartige Münzeinigung erhoben worden sind, in
der Hoffnung, daß sich ein Weg zu ihrer Beseitigung entdecken lassen werde.
Hierbei müssen wir nothwendiger Weise den Gegenstand in erster Reihe so
weit ins Auge fassen, als er unsern eigenen Handel und Geschäftsverkehr
angeht.

Der bedeutendste Theil des Handels und Verkehrs der Vereinigten Staaten
findet mit vier Gruppen von Ländern statt:

erstens mit denjenigen, welche nach der Sterling-Währung rechnen,
zweitens mit denjenigen, welche das Franken-System besitzen,
drittens denen, welche nach der Norddeutschen Währung rechnen,
viertens denjenigen, welche sich an die Dollar-Rechnung halten.

Bei Betrachtung des Verkehrs mit diesen verschiedenen Ländern werde ich
der Einfachheit halber die Zolleinkünfte des Jahres t867 zu Grunde legen
und alle Angaben in runden Zahlen machen.

Die erste dieser Gruppen umfaßt das Vereinigte Königreich von Gro߬
britannien und Irland, die verschiedenen britischen Colonieen und Besitzungen,
Indien, China "und Japan. Ich führe die letzteren beiden Länder mit auf,
weil meines Wissens die meisten Zahlungen in auf Sterlinge lautenden
Wechseln stattfinden, obschon die Rechnungen in chinesischen Taels oder mexi¬
kanischen Piastern geführt werden. Unsere gesammten jährlichen Ausführen
von Landesproducten nach jenen Ländern betragen ungefähr 275,000,000 Doll.
und unsere gesammten jährlichen Einfuhren aus jenen Ländern 220,000,000
Dollars.

Mit denjenigen Ländern, in welchen der Frank die Rechnungseinheit ist,
nämlich mit Frankreich, Italien, der Schweiz und Belgien, ist der Verkehr der
Vereinigten Staaten weniger ausgedehnt. Die heimischen Ausführen nack)


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[0201] Zur Irage der internationalen Münzeinheit. Eine Denkschrift.der Nordamerikanischen Regierung an ihre Gesandten. Uebersetzt, mitgetheilt und erklärt von G. D. Augspurg, bisherigem Mitgliede des Norddeutschen Reichstages. Mein Herr! Der Senat hat den Präsidenten ersucht, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland und andere fremde Mächte zu einem Schrift¬ wechsel einzuladen, zum Zwecke der Erzielung einer internationalen Münz¬ einigung auf der Grundlage gemeinsamer Goldwährung und einer gemein¬ schaftlich anerkannten Rechnungs-Einheit. Ich setze voraus, es werde nicht nöthig sein, den erleuchteten Regierungen, welche wir zu diesem Schriftwechsel einladen, irgend welche Betrachtungen zu Gunsten der Annahme solch einer gemeinschaftlichen Währung und Münz¬ einheit vorzulegen. Es ist klar, daß dieselbe den täglichen Geschäftsverkehr der Welt vereinfachen, so wie daß sie die Völker, welche sich ihr anschließen, in nähere Beziehungen zu einander bringen würde. Die Regierung der Ver¬ einigten Staaten beschränkt sich daher bei Eröffnung dieses auf den Wunsch des Senats eingeleiteten Schriftwechsels darauf, diejenigen Einwürfe anzudeuten, welche bis jetzt'gegen eine derartige Münzeinigung erhoben worden sind, in der Hoffnung, daß sich ein Weg zu ihrer Beseitigung entdecken lassen werde. Hierbei müssen wir nothwendiger Weise den Gegenstand in erster Reihe so weit ins Auge fassen, als er unsern eigenen Handel und Geschäftsverkehr angeht. Der bedeutendste Theil des Handels und Verkehrs der Vereinigten Staaten findet mit vier Gruppen von Ländern statt: erstens mit denjenigen, welche nach der Sterling-Währung rechnen, zweitens mit denjenigen, welche das Franken-System besitzen, drittens denen, welche nach der Norddeutschen Währung rechnen, viertens denjenigen, welche sich an die Dollar-Rechnung halten. Bei Betrachtung des Verkehrs mit diesen verschiedenen Ländern werde ich der Einfachheit halber die Zolleinkünfte des Jahres t867 zu Grunde legen und alle Angaben in runden Zahlen machen. Die erste dieser Gruppen umfaßt das Vereinigte Königreich von Gro߬ britannien und Irland, die verschiedenen britischen Colonieen und Besitzungen, Indien, China "und Japan. Ich führe die letzteren beiden Länder mit auf, weil meines Wissens die meisten Zahlungen in auf Sterlinge lautenden Wechseln stattfinden, obschon die Rechnungen in chinesischen Taels oder mexi¬ kanischen Piastern geführt werden. Unsere gesammten jährlichen Ausführen von Landesproducten nach jenen Ländern betragen ungefähr 275,000,000 Doll. und unsere gesammten jährlichen Einfuhren aus jenen Ländern 220,000,000 Dollars. Mit denjenigen Ländern, in welchen der Frank die Rechnungseinheit ist, nämlich mit Frankreich, Italien, der Schweiz und Belgien, ist der Verkehr der Vereinigten Staaten weniger ausgedehnt. Die heimischen Ausführen nack) Grc»jlwten 1. >87>. 25

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/201>, abgerufen am 29.06.2024.