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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

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Wechsel der Standorte, die täglichen Verschiebungen, Disloeirungen, die Post-
verbindungen, die Verkehrsverhältnisse, die Unfälle -- das ganze Relief der
Operationen prägt sich in den Berichten aus. Unverzüglich muß die Leitung
des Briefverkehrs für die Armeen, Corps, Divisionen, bis auf die einzelnen
Proviant- und Munitionscolonnen herab, bestimmt geregelt; der Gang und
das zweckmäßige Ineinandergreifen der Posttransporte müssen geprüft, die
Marschrouten und Etappenstraßen auf Karten skizzirt und verfolgt; überhaupt
müssen alle Anordnungen getroffen werden, welche das großartige Uhrwerk
im Gange zu erhalten geeignet sind. Welche colossalen Dimensionen der
Feldpostbetrieb in Frankreich angenommen hat, werden die nachfolgenden
Zahlen veranschaulichen.

Beim Ausbruche des Krieges hatte die Post von ihrem Personal etwa
6000 Köpfe abzugeben, von welchen 4000 zur Dienstleistung unter der Fahne
und 2000 zum Feldpostdienste bestimmt sind. Seitdem ist noch ein bedeuten¬
des Personal nachgeschoben. Außer den eigentlichen mobilen Feldpostanstalten
-- gegenwärtig für die 14 Armeecorps und die sonstigen getrennt operirenden
Truppenkörper -- 73 an der Zahl--sind noch etwa 100 stabile Feldrelais in
Wirksamkeit. Das Coursnetz begreift einen Raum von über 3200 Quadrat¬
meilen, von Belfort an der schweizerischen Grenze, Straßburg und Metz bis
Amiens, Rouen und le Havre nördlich und bis Dijon, Aurerre und Tours
südlich. Die großen Straßenzüge von Straßburg über Ranzig bis Lagny
-- wenige Meilen vor Paris -- und von Saarbrücken bis Ranzig, ferner von
Epernay über Reims, Soissons bis Dammartin, endlich die Routen Metz-
Diedenhosen -- später über Montmedy nach Sedan -- werden von preußi¬
schen Feldeisenbahn-Postbüreaur befahren, auf anderen kleineren Eisenbahn¬
routen (Blainville-Epinal und Blesme-ChÄtillon-Troyes) begleiten Feldpost¬
schaffner die Posttransporte. Außerdem ist eine große Anzahl Pferdeposten
angelegt worden. Unter diesen war besonders bemerkenswerth die -- später
durch Benutzung der Eisenbahn entbehrlich gewordene -- Courier Post nach
dem großen Hauptquartier des Königs von Preußen von Remilly
bis Meaur (später bis Versailles), welche diese weite Strecke in 60 Stunden
zurücklegte. Gegenwärtig zweigen sich die Landpostcourse nördlich und südlich
von der Hauptader des Verkehrs zur Armee -- der Eisenbahn Nanzig-Lagny --
ab und gewähren den operirenden Truppen eine>ortreffliche tägliche Post-
verbindung von und nach der Heimath.

Außer den Feldpostanstalten sind bereits zahlreiche Postanstalten in Elsaß
und in Deutsch-Lothringen, wo die Organisation des Landespostdienstes mitten
unter den Kriegsoperationen aufgenommen wurde, und in den' occupirten
französischen Gebietstheilen errichtet. Die Leitung des Betriebes bei diesen


Wechsel der Standorte, die täglichen Verschiebungen, Disloeirungen, die Post-
verbindungen, die Verkehrsverhältnisse, die Unfälle — das ganze Relief der
Operationen prägt sich in den Berichten aus. Unverzüglich muß die Leitung
des Briefverkehrs für die Armeen, Corps, Divisionen, bis auf die einzelnen
Proviant- und Munitionscolonnen herab, bestimmt geregelt; der Gang und
das zweckmäßige Ineinandergreifen der Posttransporte müssen geprüft, die
Marschrouten und Etappenstraßen auf Karten skizzirt und verfolgt; überhaupt
müssen alle Anordnungen getroffen werden, welche das großartige Uhrwerk
im Gange zu erhalten geeignet sind. Welche colossalen Dimensionen der
Feldpostbetrieb in Frankreich angenommen hat, werden die nachfolgenden
Zahlen veranschaulichen.

Beim Ausbruche des Krieges hatte die Post von ihrem Personal etwa
6000 Köpfe abzugeben, von welchen 4000 zur Dienstleistung unter der Fahne
und 2000 zum Feldpostdienste bestimmt sind. Seitdem ist noch ein bedeuten¬
des Personal nachgeschoben. Außer den eigentlichen mobilen Feldpostanstalten
— gegenwärtig für die 14 Armeecorps und die sonstigen getrennt operirenden
Truppenkörper — 73 an der Zahl—sind noch etwa 100 stabile Feldrelais in
Wirksamkeit. Das Coursnetz begreift einen Raum von über 3200 Quadrat¬
meilen, von Belfort an der schweizerischen Grenze, Straßburg und Metz bis
Amiens, Rouen und le Havre nördlich und bis Dijon, Aurerre und Tours
südlich. Die großen Straßenzüge von Straßburg über Ranzig bis Lagny
— wenige Meilen vor Paris — und von Saarbrücken bis Ranzig, ferner von
Epernay über Reims, Soissons bis Dammartin, endlich die Routen Metz-
Diedenhosen — später über Montmedy nach Sedan — werden von preußi¬
schen Feldeisenbahn-Postbüreaur befahren, auf anderen kleineren Eisenbahn¬
routen (Blainville-Epinal und Blesme-ChÄtillon-Troyes) begleiten Feldpost¬
schaffner die Posttransporte. Außerdem ist eine große Anzahl Pferdeposten
angelegt worden. Unter diesen war besonders bemerkenswerth die — später
durch Benutzung der Eisenbahn entbehrlich gewordene — Courier Post nach
dem großen Hauptquartier des Königs von Preußen von Remilly
bis Meaur (später bis Versailles), welche diese weite Strecke in 60 Stunden
zurücklegte. Gegenwärtig zweigen sich die Landpostcourse nördlich und südlich
von der Hauptader des Verkehrs zur Armee — der Eisenbahn Nanzig-Lagny —
ab und gewähren den operirenden Truppen eine>ortreffliche tägliche Post-
verbindung von und nach der Heimath.

Außer den Feldpostanstalten sind bereits zahlreiche Postanstalten in Elsaß
und in Deutsch-Lothringen, wo die Organisation des Landespostdienstes mitten
unter den Kriegsoperationen aufgenommen wurde, und in den' occupirten
französischen Gebietstheilen errichtet. Die Leitung des Betriebes bei diesen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/110>, abgerufen am 23.07.2024.