Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

briefträgern, 46 Feldpostschaffnern, 228 Postillonen und 207 Trainsoldaten
bestehen. Die Mobilmachung im Jahre 1859 nahm keine bedeutenden Di¬
mensionen an; doch wurden die gewonnenen Erfahrungen zum Erlaß einer
neuen Dienstordnung für die Feldpostanstalten benutzt, welche vom 21. Mai 1862
datirt, und zuerst bei den kriegerischen Operationen gegen Dänemark (1864)
in Wirksamkeit trat.

Von hervorragender Bedeutung für die Entwickelung des Feldpostwesens
war der Krieg von 1866 gegen Oestreich und Süddeutschland. Die Leistungen
der Feldpost in diesen Feldzügen sind sehr bedeutend gewesen und haben all¬
gemeine Anerkennung gefunden. In dem jetzigen Kriege sollte jedoch der Feld¬
post eine Aufgabe zufallen, wie sie größer und umfassender bisher nicht da¬
gewesen war. Am 16. Juli 1870 ward die Mobilmachung des Norddeutschen
Bundesheeres angeordnet und bald darauf eilten die deutschen Armeen in
langen unabsehbaren Colonnen an den Rhein. Am 23. Juli Abends waren
auch die Feldpostanstalten: nämlich das Feldoberpostamt, 3 Armeepostämter
für die verschiedenen Armeen, die Feldpostämter für das Gardecorps und
12 Provinzialarmeecorps nebst den Feldpostcxpeditionen für die einzelnen Di¬
visionen, zusammen 71 Feldpostanstalten mit einem Personal von über 1000
Köpfen und mit vielen Hundert Wagen und Pferden in Bereitschaft.'

Die Schnelligkeit der Marschbewegungen, die rapide Entfaltung impo¬
santer Heeresmassen und die Entschlossenheit der deutschen Führer hielt den
Feind bekanntlich vom Betreten des deutschen Bodens ab; und so begann die
Wirksamkeit der Feldpostanstalten unmittelbar mit der Überschreitung der
deutsch-französischen Grenzen. In den früheren Kriegen hatten die Feldpost¬
anstalten für Herstellung zweckmäßiger PostVerbindungen zwischen der Armee
und der Heimath allein zu sorgen. <.

Nach den im Jahre 1866 gemachten Erfahrungen sind gleich beim Be¬
ginn dieses Feldzuges im Anschlusse an die militärischen Etappen-Einrichtungen
zur Unterhaltung eines geordneten Systems von PostVerbindungen für jede
Armee besondere Beamte (Etappen-Postdirectoren) in Wirksamkeit getreten.
Diese Organe haben regelmäßige Postcourse zu errichten, welche eine unun¬
terbrochene Verbindung bis zur letzten Grenzstation des Vaterlandes herstellen.
Um diese Verbindung zu sichern, müssen an der Etappenstraße stabile Feld-
Po se an se alten lFeldpostrelais) errichtet werden, welche ihrerseits die ge¬
schlossenen Briefsäcke aus der Heimath den mobilen Feldpostanstalten zuzu¬
führen sowie die Correspondenzbeutel aus dem Felde nach der Heimath zu
leiten haben. Welch ein großartiges Coursnetz diese Verbindungen bilden,
erhellt beispielsweise daraus, daß allein für jedes Armeecorps mit seinen Feld¬
postanstalten 4 verschiedene Seitencourse von der Spitze der Etappe -- dem
am weitesten vorgeschobenen Relais -- ausgehen, wonach für 14 Armeecorps


briefträgern, 46 Feldpostschaffnern, 228 Postillonen und 207 Trainsoldaten
bestehen. Die Mobilmachung im Jahre 1859 nahm keine bedeutenden Di¬
mensionen an; doch wurden die gewonnenen Erfahrungen zum Erlaß einer
neuen Dienstordnung für die Feldpostanstalten benutzt, welche vom 21. Mai 1862
datirt, und zuerst bei den kriegerischen Operationen gegen Dänemark (1864)
in Wirksamkeit trat.

Von hervorragender Bedeutung für die Entwickelung des Feldpostwesens
war der Krieg von 1866 gegen Oestreich und Süddeutschland. Die Leistungen
der Feldpost in diesen Feldzügen sind sehr bedeutend gewesen und haben all¬
gemeine Anerkennung gefunden. In dem jetzigen Kriege sollte jedoch der Feld¬
post eine Aufgabe zufallen, wie sie größer und umfassender bisher nicht da¬
gewesen war. Am 16. Juli 1870 ward die Mobilmachung des Norddeutschen
Bundesheeres angeordnet und bald darauf eilten die deutschen Armeen in
langen unabsehbaren Colonnen an den Rhein. Am 23. Juli Abends waren
auch die Feldpostanstalten: nämlich das Feldoberpostamt, 3 Armeepostämter
für die verschiedenen Armeen, die Feldpostämter für das Gardecorps und
12 Provinzialarmeecorps nebst den Feldpostcxpeditionen für die einzelnen Di¬
visionen, zusammen 71 Feldpostanstalten mit einem Personal von über 1000
Köpfen und mit vielen Hundert Wagen und Pferden in Bereitschaft.'

Die Schnelligkeit der Marschbewegungen, die rapide Entfaltung impo¬
santer Heeresmassen und die Entschlossenheit der deutschen Führer hielt den
Feind bekanntlich vom Betreten des deutschen Bodens ab; und so begann die
Wirksamkeit der Feldpostanstalten unmittelbar mit der Überschreitung der
deutsch-französischen Grenzen. In den früheren Kriegen hatten die Feldpost¬
anstalten für Herstellung zweckmäßiger PostVerbindungen zwischen der Armee
und der Heimath allein zu sorgen. <.

Nach den im Jahre 1866 gemachten Erfahrungen sind gleich beim Be¬
ginn dieses Feldzuges im Anschlusse an die militärischen Etappen-Einrichtungen
zur Unterhaltung eines geordneten Systems von PostVerbindungen für jede
Armee besondere Beamte (Etappen-Postdirectoren) in Wirksamkeit getreten.
Diese Organe haben regelmäßige Postcourse zu errichten, welche eine unun¬
terbrochene Verbindung bis zur letzten Grenzstation des Vaterlandes herstellen.
Um diese Verbindung zu sichern, müssen an der Etappenstraße stabile Feld-
Po se an se alten lFeldpostrelais) errichtet werden, welche ihrerseits die ge¬
schlossenen Briefsäcke aus der Heimath den mobilen Feldpostanstalten zuzu¬
führen sowie die Correspondenzbeutel aus dem Felde nach der Heimath zu
leiten haben. Welch ein großartiges Coursnetz diese Verbindungen bilden,
erhellt beispielsweise daraus, daß allein für jedes Armeecorps mit seinen Feld¬
postanstalten 4 verschiedene Seitencourse von der Spitze der Etappe — dem
am weitesten vorgeschobenen Relais — ausgehen, wonach für 14 Armeecorps


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0107" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125351"/>
          <p xml:id="ID_397" prev="#ID_396"> briefträgern, 46 Feldpostschaffnern, 228 Postillonen und 207 Trainsoldaten<lb/>
bestehen. Die Mobilmachung im Jahre 1859 nahm keine bedeutenden Di¬<lb/>
mensionen an; doch wurden die gewonnenen Erfahrungen zum Erlaß einer<lb/>
neuen Dienstordnung für die Feldpostanstalten benutzt, welche vom 21. Mai 1862<lb/>
datirt, und zuerst bei den kriegerischen Operationen gegen Dänemark (1864)<lb/>
in Wirksamkeit trat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_398"> Von hervorragender Bedeutung für die Entwickelung des Feldpostwesens<lb/>
war der Krieg von 1866 gegen Oestreich und Süddeutschland. Die Leistungen<lb/>
der Feldpost in diesen Feldzügen sind sehr bedeutend gewesen und haben all¬<lb/>
gemeine Anerkennung gefunden. In dem jetzigen Kriege sollte jedoch der Feld¬<lb/>
post eine Aufgabe zufallen, wie sie größer und umfassender bisher nicht da¬<lb/>
gewesen war. Am 16. Juli 1870 ward die Mobilmachung des Norddeutschen<lb/>
Bundesheeres angeordnet und bald darauf eilten die deutschen Armeen in<lb/>
langen unabsehbaren Colonnen an den Rhein. Am 23. Juli Abends waren<lb/>
auch die Feldpostanstalten: nämlich das Feldoberpostamt, 3 Armeepostämter<lb/>
für die verschiedenen Armeen, die Feldpostämter für das Gardecorps und<lb/>
12 Provinzialarmeecorps nebst den Feldpostcxpeditionen für die einzelnen Di¬<lb/>
visionen, zusammen 71 Feldpostanstalten mit einem Personal von über 1000<lb/>
Köpfen und mit vielen Hundert Wagen und Pferden in Bereitschaft.'</p><lb/>
          <p xml:id="ID_399"> Die Schnelligkeit der Marschbewegungen, die rapide Entfaltung impo¬<lb/>
santer Heeresmassen und die Entschlossenheit der deutschen Führer hielt den<lb/>
Feind bekanntlich vom Betreten des deutschen Bodens ab; und so begann die<lb/>
Wirksamkeit der Feldpostanstalten unmittelbar mit der Überschreitung der<lb/>
deutsch-französischen Grenzen. In den früheren Kriegen hatten die Feldpost¬<lb/>
anstalten für Herstellung zweckmäßiger PostVerbindungen zwischen der Armee<lb/>
und der Heimath allein zu sorgen. &lt;.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_400" next="#ID_401"> Nach den im Jahre 1866 gemachten Erfahrungen sind gleich beim Be¬<lb/>
ginn dieses Feldzuges im Anschlusse an die militärischen Etappen-Einrichtungen<lb/>
zur Unterhaltung eines geordneten Systems von PostVerbindungen für jede<lb/>
Armee besondere Beamte (Etappen-Postdirectoren) in Wirksamkeit getreten.<lb/>
Diese Organe haben regelmäßige Postcourse zu errichten, welche eine unun¬<lb/>
terbrochene Verbindung bis zur letzten Grenzstation des Vaterlandes herstellen.<lb/>
Um diese Verbindung zu sichern, müssen an der Etappenstraße stabile Feld-<lb/>
Po se an se alten lFeldpostrelais) errichtet werden, welche ihrerseits die ge¬<lb/>
schlossenen Briefsäcke aus der Heimath den mobilen Feldpostanstalten zuzu¬<lb/>
führen sowie die Correspondenzbeutel aus dem Felde nach der Heimath zu<lb/>
leiten haben. Welch ein großartiges Coursnetz diese Verbindungen bilden,<lb/>
erhellt beispielsweise daraus, daß allein für jedes Armeecorps mit seinen Feld¬<lb/>
postanstalten 4 verschiedene Seitencourse von der Spitze der Etappe &#x2014; dem<lb/>
am weitesten vorgeschobenen Relais &#x2014; ausgehen, wonach für 14 Armeecorps</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0107] briefträgern, 46 Feldpostschaffnern, 228 Postillonen und 207 Trainsoldaten bestehen. Die Mobilmachung im Jahre 1859 nahm keine bedeutenden Di¬ mensionen an; doch wurden die gewonnenen Erfahrungen zum Erlaß einer neuen Dienstordnung für die Feldpostanstalten benutzt, welche vom 21. Mai 1862 datirt, und zuerst bei den kriegerischen Operationen gegen Dänemark (1864) in Wirksamkeit trat. Von hervorragender Bedeutung für die Entwickelung des Feldpostwesens war der Krieg von 1866 gegen Oestreich und Süddeutschland. Die Leistungen der Feldpost in diesen Feldzügen sind sehr bedeutend gewesen und haben all¬ gemeine Anerkennung gefunden. In dem jetzigen Kriege sollte jedoch der Feld¬ post eine Aufgabe zufallen, wie sie größer und umfassender bisher nicht da¬ gewesen war. Am 16. Juli 1870 ward die Mobilmachung des Norddeutschen Bundesheeres angeordnet und bald darauf eilten die deutschen Armeen in langen unabsehbaren Colonnen an den Rhein. Am 23. Juli Abends waren auch die Feldpostanstalten: nämlich das Feldoberpostamt, 3 Armeepostämter für die verschiedenen Armeen, die Feldpostämter für das Gardecorps und 12 Provinzialarmeecorps nebst den Feldpostcxpeditionen für die einzelnen Di¬ visionen, zusammen 71 Feldpostanstalten mit einem Personal von über 1000 Köpfen und mit vielen Hundert Wagen und Pferden in Bereitschaft.' Die Schnelligkeit der Marschbewegungen, die rapide Entfaltung impo¬ santer Heeresmassen und die Entschlossenheit der deutschen Führer hielt den Feind bekanntlich vom Betreten des deutschen Bodens ab; und so begann die Wirksamkeit der Feldpostanstalten unmittelbar mit der Überschreitung der deutsch-französischen Grenzen. In den früheren Kriegen hatten die Feldpost¬ anstalten für Herstellung zweckmäßiger PostVerbindungen zwischen der Armee und der Heimath allein zu sorgen. <. Nach den im Jahre 1866 gemachten Erfahrungen sind gleich beim Be¬ ginn dieses Feldzuges im Anschlusse an die militärischen Etappen-Einrichtungen zur Unterhaltung eines geordneten Systems von PostVerbindungen für jede Armee besondere Beamte (Etappen-Postdirectoren) in Wirksamkeit getreten. Diese Organe haben regelmäßige Postcourse zu errichten, welche eine unun¬ terbrochene Verbindung bis zur letzten Grenzstation des Vaterlandes herstellen. Um diese Verbindung zu sichern, müssen an der Etappenstraße stabile Feld- Po se an se alten lFeldpostrelais) errichtet werden, welche ihrerseits die ge¬ schlossenen Briefsäcke aus der Heimath den mobilen Feldpostanstalten zuzu¬ führen sowie die Correspondenzbeutel aus dem Felde nach der Heimath zu leiten haben. Welch ein großartiges Coursnetz diese Verbindungen bilden, erhellt beispielsweise daraus, daß allein für jedes Armeecorps mit seinen Feld¬ postanstalten 4 verschiedene Seitencourse von der Spitze der Etappe — dem am weitesten vorgeschobenen Relais — ausgehen, wonach für 14 Armeecorps

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/107
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/107>, abgerufen am 23.07.2024.