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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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wvhncr dieser frühblühenden Provinz immer zum Culturleben der gesammten Nation
gestanden, ja wie sie keineswegs blos genießenden Antheil daran genommen, sondern
bis fast in die Zeit hinein, w" sie uns entrissen worden, immer eine mächtig an¬
regende Wirkung auf die Volksgenossen ausgeübt und auf den verschiedensten Ge¬
bieten geistigen Schaffens, in Poesie und bildender Kunst, in tiefsinniger Mystik und
lebensfrohem Humor oder scharfer Satirik, vorbildliche, zum Theil unerreichte Werke
hervorgebracht haben. Wenn der Leser dann die bekannte Erzählung der französischen
Raubthaten noch einmal liest, so begreift er nun erst die ganze Schwere des Ve"
kühles. Aber der Verfasser begleitet das Elsasser Volk auch weiter durch die Zeiten
der französischen Herrschaft hindurch bis in unsere Tage, und weist die lange fast
unverminderte und auch in den letzten schlimmen Jahrzehnten durchaus noch nicht
ganz zerstörte Fortdauer deutscher Geistesart in der Richtung der gelehrten Studien
wie in der mit ländlicher Treue bewahrten "Muedersprach" nach. Wie man wohl
über ein neueintretendes Familienglied zuvor gern erfahren möchte, nicht allein wie
groß und wie alt es ist, oder wie es aussieht, sondern auch wie es denkt und lebt
und vordem gedacht und gelebt hat, so dürfte dies Büchlein vielen unserer Leser
willkommen sein zur Orientirung über die neu einzuführenden Glieder unserer großen
nationalen Familie. -- Auch die Anzahl der Karten von Elsaß-Lothringen ist mitt¬
lerweile um eine bemerkenswerthe vermehrt worden. Petermann hat im 12. dies¬
jährigen Hefte seiner geographischen Mittheilungen unsere heutige provisorische Pro¬
vinz zwar in kleinem Maßstabe, aber mit der sauberen Deutlichkeit, die seinen Zeich¬
nungen eigen ist, kartographisch dargestellt. Wem es um ein anschauliches Bild
gerade der gegenwärtigen Lage zu thun ist, der findet auf dem Kärtchen, dem ein
politisch und statistisch erläuternder Text beigegeben ist, auf deutlichem Terrain --
auch die Waldungen der Rheinebene fehlen nicht -- die Sprachgrenze, etliche fran¬
zösische Verwaltungsgrenzen und in vorzüglicher Klarheit das durch die Vogesen noch
fast allenthalben zerrissene Eisenbahnnetz; historisch belehrt uns die Karte nicht. --

Im Ganzen hat jedoch jetzt die schnelle, dem Tage dienende Literatur die An¬
nexion als einen erschöpften Boden aufgegeben und sich vielmehr der zusammenfassen¬
den Beschreibung des Krieges selber zugewandt. Der Krieg hat sich länger hinaus¬
gezogen, als man verhoffte, da hat denn manch ungeduldiger Thucydides mit der
Herausgabe seiner mühevoll gesammelten Zeitungsexcerpte begonnen. Man verlangt
schwerlich von uns, daß wir alle die ersten Lieferungen von Kriegsgeschichten nam¬
haft machen, welche sich beeilten, wenigstens noch die Kriegserklärung rechtzeitig auf
dem Weihnachtstische ans Publicum gelangen zu lassen. Sie empfehlen sich zum
Theil durch niedliche Illustrationen: Benedetti zwischen Thür und Angel, Gramont,
die Hand in der Hosentasche, die verhängnißvollen Worte sprechend u. s. w. Was
den Inhalt betrifft, so wäre zu wünschen, die Verfasser dieser ephemeren Literatur
begnügten sich, wie ihre Vorgänger in andern Kriegen, seit dem dreißigjährigen
etwa, mit einfacher Aufreihung der einzelnen Erzählungen und Berichte und thäten
möglichst wenig an eigener Geschichtsphilosophie hinzu. Wenn wir heut zwei kriegs¬
geschichtliche Darstellungen aus dieser Masse herausheben, so geschieht es, weil sie
an Werth die übrigen unvergleichlich überragen, von beiden ist erklärlicherweise auch
erst die Eingangslieferung erschienen: A. Borbstaedt, Redacteur des Militär-
Wochenblattes in Berlin, der sich schon 1866 durch eine militärische Beschreibung
der damaligen Feldzüge ein Verdienst erworben, hat sich in ähnlicher Weise der
größern Aufgabe dieses Krieges zugewandt. Er schreibt als alter Militär von mili¬
tärischen Gesichtspunkten aus und eben darin liegt das Verdienst seines Unternehmens.
Eh' das künftige Generalstabswerk über den deutsch-französischen Krieg erscheinen wird.--
und damit hat es natürlich gute Wege -- wird das Bedürfniß nicht blos der militärischen
Kreise sondern auch der Gebildeten,, die nun wohl gelernt haben dürften, daß der Krieg


wvhncr dieser frühblühenden Provinz immer zum Culturleben der gesammten Nation
gestanden, ja wie sie keineswegs blos genießenden Antheil daran genommen, sondern
bis fast in die Zeit hinein, w» sie uns entrissen worden, immer eine mächtig an¬
regende Wirkung auf die Volksgenossen ausgeübt und auf den verschiedensten Ge¬
bieten geistigen Schaffens, in Poesie und bildender Kunst, in tiefsinniger Mystik und
lebensfrohem Humor oder scharfer Satirik, vorbildliche, zum Theil unerreichte Werke
hervorgebracht haben. Wenn der Leser dann die bekannte Erzählung der französischen
Raubthaten noch einmal liest, so begreift er nun erst die ganze Schwere des Ve»
kühles. Aber der Verfasser begleitet das Elsasser Volk auch weiter durch die Zeiten
der französischen Herrschaft hindurch bis in unsere Tage, und weist die lange fast
unverminderte und auch in den letzten schlimmen Jahrzehnten durchaus noch nicht
ganz zerstörte Fortdauer deutscher Geistesart in der Richtung der gelehrten Studien
wie in der mit ländlicher Treue bewahrten „Muedersprach" nach. Wie man wohl
über ein neueintretendes Familienglied zuvor gern erfahren möchte, nicht allein wie
groß und wie alt es ist, oder wie es aussieht, sondern auch wie es denkt und lebt
und vordem gedacht und gelebt hat, so dürfte dies Büchlein vielen unserer Leser
willkommen sein zur Orientirung über die neu einzuführenden Glieder unserer großen
nationalen Familie. — Auch die Anzahl der Karten von Elsaß-Lothringen ist mitt¬
lerweile um eine bemerkenswerthe vermehrt worden. Petermann hat im 12. dies¬
jährigen Hefte seiner geographischen Mittheilungen unsere heutige provisorische Pro¬
vinz zwar in kleinem Maßstabe, aber mit der sauberen Deutlichkeit, die seinen Zeich¬
nungen eigen ist, kartographisch dargestellt. Wem es um ein anschauliches Bild
gerade der gegenwärtigen Lage zu thun ist, der findet auf dem Kärtchen, dem ein
politisch und statistisch erläuternder Text beigegeben ist, auf deutlichem Terrain —
auch die Waldungen der Rheinebene fehlen nicht — die Sprachgrenze, etliche fran¬
zösische Verwaltungsgrenzen und in vorzüglicher Klarheit das durch die Vogesen noch
fast allenthalben zerrissene Eisenbahnnetz; historisch belehrt uns die Karte nicht. —

Im Ganzen hat jedoch jetzt die schnelle, dem Tage dienende Literatur die An¬
nexion als einen erschöpften Boden aufgegeben und sich vielmehr der zusammenfassen¬
den Beschreibung des Krieges selber zugewandt. Der Krieg hat sich länger hinaus¬
gezogen, als man verhoffte, da hat denn manch ungeduldiger Thucydides mit der
Herausgabe seiner mühevoll gesammelten Zeitungsexcerpte begonnen. Man verlangt
schwerlich von uns, daß wir alle die ersten Lieferungen von Kriegsgeschichten nam¬
haft machen, welche sich beeilten, wenigstens noch die Kriegserklärung rechtzeitig auf
dem Weihnachtstische ans Publicum gelangen zu lassen. Sie empfehlen sich zum
Theil durch niedliche Illustrationen: Benedetti zwischen Thür und Angel, Gramont,
die Hand in der Hosentasche, die verhängnißvollen Worte sprechend u. s. w. Was
den Inhalt betrifft, so wäre zu wünschen, die Verfasser dieser ephemeren Literatur
begnügten sich, wie ihre Vorgänger in andern Kriegen, seit dem dreißigjährigen
etwa, mit einfacher Aufreihung der einzelnen Erzählungen und Berichte und thäten
möglichst wenig an eigener Geschichtsphilosophie hinzu. Wenn wir heut zwei kriegs¬
geschichtliche Darstellungen aus dieser Masse herausheben, so geschieht es, weil sie
an Werth die übrigen unvergleichlich überragen, von beiden ist erklärlicherweise auch
erst die Eingangslieferung erschienen: A. Borbstaedt, Redacteur des Militär-
Wochenblattes in Berlin, der sich schon 1866 durch eine militärische Beschreibung
der damaligen Feldzüge ein Verdienst erworben, hat sich in ähnlicher Weise der
größern Aufgabe dieses Krieges zugewandt. Er schreibt als alter Militär von mili¬
tärischen Gesichtspunkten aus und eben darin liegt das Verdienst seines Unternehmens.
Eh' das künftige Generalstabswerk über den deutsch-französischen Krieg erscheinen wird.—
und damit hat es natürlich gute Wege — wird das Bedürfniß nicht blos der militärischen
Kreise sondern auch der Gebildeten,, die nun wohl gelernt haben dürften, daß der Krieg


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[0526] wvhncr dieser frühblühenden Provinz immer zum Culturleben der gesammten Nation gestanden, ja wie sie keineswegs blos genießenden Antheil daran genommen, sondern bis fast in die Zeit hinein, w» sie uns entrissen worden, immer eine mächtig an¬ regende Wirkung auf die Volksgenossen ausgeübt und auf den verschiedensten Ge¬ bieten geistigen Schaffens, in Poesie und bildender Kunst, in tiefsinniger Mystik und lebensfrohem Humor oder scharfer Satirik, vorbildliche, zum Theil unerreichte Werke hervorgebracht haben. Wenn der Leser dann die bekannte Erzählung der französischen Raubthaten noch einmal liest, so begreift er nun erst die ganze Schwere des Ve» kühles. Aber der Verfasser begleitet das Elsasser Volk auch weiter durch die Zeiten der französischen Herrschaft hindurch bis in unsere Tage, und weist die lange fast unverminderte und auch in den letzten schlimmen Jahrzehnten durchaus noch nicht ganz zerstörte Fortdauer deutscher Geistesart in der Richtung der gelehrten Studien wie in der mit ländlicher Treue bewahrten „Muedersprach" nach. Wie man wohl über ein neueintretendes Familienglied zuvor gern erfahren möchte, nicht allein wie groß und wie alt es ist, oder wie es aussieht, sondern auch wie es denkt und lebt und vordem gedacht und gelebt hat, so dürfte dies Büchlein vielen unserer Leser willkommen sein zur Orientirung über die neu einzuführenden Glieder unserer großen nationalen Familie. — Auch die Anzahl der Karten von Elsaß-Lothringen ist mitt¬ lerweile um eine bemerkenswerthe vermehrt worden. Petermann hat im 12. dies¬ jährigen Hefte seiner geographischen Mittheilungen unsere heutige provisorische Pro¬ vinz zwar in kleinem Maßstabe, aber mit der sauberen Deutlichkeit, die seinen Zeich¬ nungen eigen ist, kartographisch dargestellt. Wem es um ein anschauliches Bild gerade der gegenwärtigen Lage zu thun ist, der findet auf dem Kärtchen, dem ein politisch und statistisch erläuternder Text beigegeben ist, auf deutlichem Terrain — auch die Waldungen der Rheinebene fehlen nicht — die Sprachgrenze, etliche fran¬ zösische Verwaltungsgrenzen und in vorzüglicher Klarheit das durch die Vogesen noch fast allenthalben zerrissene Eisenbahnnetz; historisch belehrt uns die Karte nicht. — Im Ganzen hat jedoch jetzt die schnelle, dem Tage dienende Literatur die An¬ nexion als einen erschöpften Boden aufgegeben und sich vielmehr der zusammenfassen¬ den Beschreibung des Krieges selber zugewandt. Der Krieg hat sich länger hinaus¬ gezogen, als man verhoffte, da hat denn manch ungeduldiger Thucydides mit der Herausgabe seiner mühevoll gesammelten Zeitungsexcerpte begonnen. Man verlangt schwerlich von uns, daß wir alle die ersten Lieferungen von Kriegsgeschichten nam¬ haft machen, welche sich beeilten, wenigstens noch die Kriegserklärung rechtzeitig auf dem Weihnachtstische ans Publicum gelangen zu lassen. Sie empfehlen sich zum Theil durch niedliche Illustrationen: Benedetti zwischen Thür und Angel, Gramont, die Hand in der Hosentasche, die verhängnißvollen Worte sprechend u. s. w. Was den Inhalt betrifft, so wäre zu wünschen, die Verfasser dieser ephemeren Literatur begnügten sich, wie ihre Vorgänger in andern Kriegen, seit dem dreißigjährigen etwa, mit einfacher Aufreihung der einzelnen Erzählungen und Berichte und thäten möglichst wenig an eigener Geschichtsphilosophie hinzu. Wenn wir heut zwei kriegs¬ geschichtliche Darstellungen aus dieser Masse herausheben, so geschieht es, weil sie an Werth die übrigen unvergleichlich überragen, von beiden ist erklärlicherweise auch erst die Eingangslieferung erschienen: A. Borbstaedt, Redacteur des Militär- Wochenblattes in Berlin, der sich schon 1866 durch eine militärische Beschreibung der damaligen Feldzüge ein Verdienst erworben, hat sich in ähnlicher Weise der größern Aufgabe dieses Krieges zugewandt. Er schreibt als alter Militär von mili¬ tärischen Gesichtspunkten aus und eben darin liegt das Verdienst seines Unternehmens. Eh' das künftige Generalstabswerk über den deutsch-französischen Krieg erscheinen wird.— und damit hat es natürlich gute Wege — wird das Bedürfniß nicht blos der militärischen Kreise sondern auch der Gebildeten,, die nun wohl gelernt haben dürften, daß der Krieg

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/526>, abgerufen am 22.12.2024.