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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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Bei dessen schönem Glänze sich die Pflichten
Besinnen werden auf den rechten Herrn.
Einst geht er auf, noch aber ist er fern.
Es sollen unsers jetz'gen Tags Geschichten
Zu Fabeln erst sich ganz und gar verdichten,
Dann wird gepflanzt der neuen Zeiten Kern.
Dann wird der König, den ich meine, kommen
Und um den Thron, den ich erblicke, wird,
Wonach gestrebt das allgemeine Ringen
Und was die Größten einzeln unternommen,
Was wir erkannt, worin wir uns geirrt,
Als leichter Arabeskenkranz sich schlingen.



Der tiroler Landtag.

Die Geschichte des Ministeriums Potocki ist ein Stück Reaction. Es
besteht am Wiener Hof eine mächtige Partei, die gleich der Erzherzogin Sophie
im März 1848 die Verfassung nur als ein zeitweiliges Zugeständnis) betrach¬
tet, das man, "wenn Sturm und Rausch vorüber", wieder abzuthun im
Stande sei. Eine kaum mißzuverstehende Andeutung davon lag schon in
der Thronrede vom 13. December 1869. die von einem berechtigten Ver¬
langen der Königreiche und Länder, ihre Verhältnisse in selbständiger Weise
zu ordnen, sprach, dem nur in der Kraft und Macht des Reiches nach
Innen und Außen Grenzen gezogen seien. Zunächst also Uebergang zum
Föderalismus, das fernere wird sich von selbst finden. Die drei Minister,
die diese Stelle der Thronrede einfügten, scheuten sich auch nicht in ihrem
Memorandum die Mittel und Wege anzugeben, die den Reichsrath zu Fall
bringen und der nationalen und reactionären Opposition den Sieg ver¬
schaffen würden. Erst sollten die Polen, Slovenen und Tiroler den Reichs¬
rath verlassen, um ihn zu einem Rumpfparlament zu machen, dann dieser
selbst nebst allen Landtagen aufgelöst und ein neuer "mit der solennen Er"
klärung" berufen werden, daß dabei nicht nur die Reform der Wahlgesetze,
sondern auch die nöthigen Aenderungen der Verfassung zur Verhandlung
kommen. Seiner vollständigen Beschickung, wurde versichert, könne man nach
den eingeholtem Informationen mit ziemlicher Gewißheit entgegensehen. Diese
bezogen sich auf die Berichte der nationalen. Feudalen und der Leiter der
katholischen Vereine, mit denen sich der rückschrittslüsterne Theil des Mimi-


Bei dessen schönem Glänze sich die Pflichten
Besinnen werden auf den rechten Herrn.
Einst geht er auf, noch aber ist er fern.
Es sollen unsers jetz'gen Tags Geschichten
Zu Fabeln erst sich ganz und gar verdichten,
Dann wird gepflanzt der neuen Zeiten Kern.
Dann wird der König, den ich meine, kommen
Und um den Thron, den ich erblicke, wird,
Wonach gestrebt das allgemeine Ringen
Und was die Größten einzeln unternommen,
Was wir erkannt, worin wir uns geirrt,
Als leichter Arabeskenkranz sich schlingen.



Der tiroler Landtag.

Die Geschichte des Ministeriums Potocki ist ein Stück Reaction. Es
besteht am Wiener Hof eine mächtige Partei, die gleich der Erzherzogin Sophie
im März 1848 die Verfassung nur als ein zeitweiliges Zugeständnis) betrach¬
tet, das man, „wenn Sturm und Rausch vorüber", wieder abzuthun im
Stande sei. Eine kaum mißzuverstehende Andeutung davon lag schon in
der Thronrede vom 13. December 1869. die von einem berechtigten Ver¬
langen der Königreiche und Länder, ihre Verhältnisse in selbständiger Weise
zu ordnen, sprach, dem nur in der Kraft und Macht des Reiches nach
Innen und Außen Grenzen gezogen seien. Zunächst also Uebergang zum
Föderalismus, das fernere wird sich von selbst finden. Die drei Minister,
die diese Stelle der Thronrede einfügten, scheuten sich auch nicht in ihrem
Memorandum die Mittel und Wege anzugeben, die den Reichsrath zu Fall
bringen und der nationalen und reactionären Opposition den Sieg ver¬
schaffen würden. Erst sollten die Polen, Slovenen und Tiroler den Reichs¬
rath verlassen, um ihn zu einem Rumpfparlament zu machen, dann dieser
selbst nebst allen Landtagen aufgelöst und ein neuer „mit der solennen Er«
klärung" berufen werden, daß dabei nicht nur die Reform der Wahlgesetze,
sondern auch die nöthigen Aenderungen der Verfassung zur Verhandlung
kommen. Seiner vollständigen Beschickung, wurde versichert, könne man nach
den eingeholtem Informationen mit ziemlicher Gewißheit entgegensehen. Diese
bezogen sich auf die Berichte der nationalen. Feudalen und der Leiter der
katholischen Vereine, mit denen sich der rückschrittslüsterne Theil des Mimi-


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[0300] Bei dessen schönem Glänze sich die Pflichten Besinnen werden auf den rechten Herrn. Einst geht er auf, noch aber ist er fern. Es sollen unsers jetz'gen Tags Geschichten Zu Fabeln erst sich ganz und gar verdichten, Dann wird gepflanzt der neuen Zeiten Kern. Dann wird der König, den ich meine, kommen Und um den Thron, den ich erblicke, wird, Wonach gestrebt das allgemeine Ringen Und was die Größten einzeln unternommen, Was wir erkannt, worin wir uns geirrt, Als leichter Arabeskenkranz sich schlingen. Der tiroler Landtag. Die Geschichte des Ministeriums Potocki ist ein Stück Reaction. Es besteht am Wiener Hof eine mächtige Partei, die gleich der Erzherzogin Sophie im März 1848 die Verfassung nur als ein zeitweiliges Zugeständnis) betrach¬ tet, das man, „wenn Sturm und Rausch vorüber", wieder abzuthun im Stande sei. Eine kaum mißzuverstehende Andeutung davon lag schon in der Thronrede vom 13. December 1869. die von einem berechtigten Ver¬ langen der Königreiche und Länder, ihre Verhältnisse in selbständiger Weise zu ordnen, sprach, dem nur in der Kraft und Macht des Reiches nach Innen und Außen Grenzen gezogen seien. Zunächst also Uebergang zum Föderalismus, das fernere wird sich von selbst finden. Die drei Minister, die diese Stelle der Thronrede einfügten, scheuten sich auch nicht in ihrem Memorandum die Mittel und Wege anzugeben, die den Reichsrath zu Fall bringen und der nationalen und reactionären Opposition den Sieg ver¬ schaffen würden. Erst sollten die Polen, Slovenen und Tiroler den Reichs¬ rath verlassen, um ihn zu einem Rumpfparlament zu machen, dann dieser selbst nebst allen Landtagen aufgelöst und ein neuer „mit der solennen Er« klärung" berufen werden, daß dabei nicht nur die Reform der Wahlgesetze, sondern auch die nöthigen Aenderungen der Verfassung zur Verhandlung kommen. Seiner vollständigen Beschickung, wurde versichert, könne man nach den eingeholtem Informationen mit ziemlicher Gewißheit entgegensehen. Diese bezogen sich auf die Berichte der nationalen. Feudalen und der Leiter der katholischen Vereine, mit denen sich der rückschrittslüsterne Theil des Mimi-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/300>, abgerufen am 22.12.2024.