Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.und das nach vorn und nach hinten durch eins innere gepanzerte Querwand abge¬ Dieselbe Construction mit Gürtelpanzer und Mittschiffsbatterie ward und das nach vorn und nach hinten durch eins innere gepanzerte Querwand abge¬ Dieselbe Construction mit Gürtelpanzer und Mittschiffsbatterie ward <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0021" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124727"/> <p xml:id="ID_36" prev="#ID_35"> und das nach vorn und nach hinten durch eins innere gepanzerte Querwand abge¬<lb/> schlossen wurde. Hierdurch wurden die Enden des Schiffs, denen das Eindringen<lb/> von Kugeln wenig schadet, da sie während des Gefechtes leer sind, bedeutend erleich¬<lb/> tert und die Seefähigkeit des Fahrzeuges außerordentlich gehoben. Es ist dies<lb/> dieselbe Construction wie bei unseren drei norddeutschen Panzerfregatten und<lb/> bei den östreichischen offiziell aber unrichtig so genannten Casemattfregatten,<lb/> dem russischen „Prinz Pojarsky" und allen neueren englischen Breitseitenfre¬<lb/> gatten. Selbstverständlich erstreckt sich indessen das Fehlen des Panzers am<lb/> vorderen und Hinteren Ende des Schiffes nicht auf die Wasserlinie: diese<lb/> ist durch einen 3—5 Fuß über und unter Wasser reichenden und um das<lb/> ganze Schiff laufenden Pauzergürtel gedeckt, den der englische Chefconstruc-<lb/> teur Reed als belt arinour in Anwendung gebracht hat. (Nur den vier erst¬<lb/> gebauten englischen Panzerfregatten „Warrior", „Black Prince", „Defence"<lb/> und „Resistance" als einzigen Schiffen dieser Art fehlt vorn und hinten der Pan¬<lb/> zer auch in der Wasserlinie, was natürlich ihre Gefechtsstärke wesentlich be¬<lb/> einträchtigt.)</p><lb/> <p xml:id="ID_37" next="#ID_38"> Dieselbe Construction mit Gürtelpanzer und Mittschiffsbatterie ward<lb/> auch bet den französischen beiden Panzerlinienschiffen „Magenta" und<lb/> „Solferino" in Anwendung gebracht, die zunächst nach den vier ersten<lb/> Panzerfregatten gebaut wurden. Beide Schiffe sollten zuerst als hölzerne<lb/> ungepanzerte Linienschiffe gebaut werden. Als sich aber die Panzerung der<lb/> „Gloire" gelungen zeigte, beschloß man auch diese beiden Fahrzeuge als<lb/> Panzerlinienschiffe zu bauen, wie noch ein drittes, den „ Prin ce Imperial",<lb/> dessen Bau indessen nicht zur Ausführung gekommen ist. Beide Schiffe,<lb/> „Magenta" wie „Solferino" (ersteres gewöhnlich der Canalflotte, letzteres der<lb/> Mittelmeerflotte zugetheilt) haben nicht blos eine gedeckte Batterie wie alle<lb/> übrigen Panzerschiffe der Welt, sondern zwei solche übereinander, und<lb/> sie sind daher die beiden einzigen Panzerlinienschiffe (Panzerzweidecker), die<lb/> es überhaupt gibt. Sie hatten ursprünglich je S2 Geschütze, eine Zahl, die<lb/> aber seit Einführung der Kanonen großen Calibers ebenso wie die der<lb/> Panzerfregatten auf ein Drittel reducirt worden ist. Auch ihre Takelage<lb/> ist seit einigen Jahren eine Barktakelage, d. h. dreimastig mit Raaen an den<lb/> beiden vorderen Masten. Ursprünglich hatte man namentlich in England<lb/> geglaubt, daß durch die obere Batterie dieser Schiffe das wegen der Pan¬<lb/> zerung im oberen Theil an sich schon bedeutend vermehrte Obergewicht dem<lb/> Fahrzeug gefährlich werden würde. Indessen zeigte sich bei der Uebungs¬<lb/> fahrt im atlantischen Ocean, daß gerade dieses Obergewicht die Bewegungen<lb/> des Schiffes bedeutend weicher machte, ebenso wie der schwere Eisenthurm<lb/> auf dem Oberdeck der englischen Panzerfregatte „Bellerephon", und in der<lb/> That zeigten gerade diese beiden Panzerlinienschiffe die größte Seefähigkeit.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
und das nach vorn und nach hinten durch eins innere gepanzerte Querwand abge¬
schlossen wurde. Hierdurch wurden die Enden des Schiffs, denen das Eindringen
von Kugeln wenig schadet, da sie während des Gefechtes leer sind, bedeutend erleich¬
tert und die Seefähigkeit des Fahrzeuges außerordentlich gehoben. Es ist dies
dieselbe Construction wie bei unseren drei norddeutschen Panzerfregatten und
bei den östreichischen offiziell aber unrichtig so genannten Casemattfregatten,
dem russischen „Prinz Pojarsky" und allen neueren englischen Breitseitenfre¬
gatten. Selbstverständlich erstreckt sich indessen das Fehlen des Panzers am
vorderen und Hinteren Ende des Schiffes nicht auf die Wasserlinie: diese
ist durch einen 3—5 Fuß über und unter Wasser reichenden und um das
ganze Schiff laufenden Pauzergürtel gedeckt, den der englische Chefconstruc-
teur Reed als belt arinour in Anwendung gebracht hat. (Nur den vier erst¬
gebauten englischen Panzerfregatten „Warrior", „Black Prince", „Defence"
und „Resistance" als einzigen Schiffen dieser Art fehlt vorn und hinten der Pan¬
zer auch in der Wasserlinie, was natürlich ihre Gefechtsstärke wesentlich be¬
einträchtigt.)
Dieselbe Construction mit Gürtelpanzer und Mittschiffsbatterie ward
auch bet den französischen beiden Panzerlinienschiffen „Magenta" und
„Solferino" in Anwendung gebracht, die zunächst nach den vier ersten
Panzerfregatten gebaut wurden. Beide Schiffe sollten zuerst als hölzerne
ungepanzerte Linienschiffe gebaut werden. Als sich aber die Panzerung der
„Gloire" gelungen zeigte, beschloß man auch diese beiden Fahrzeuge als
Panzerlinienschiffe zu bauen, wie noch ein drittes, den „ Prin ce Imperial",
dessen Bau indessen nicht zur Ausführung gekommen ist. Beide Schiffe,
„Magenta" wie „Solferino" (ersteres gewöhnlich der Canalflotte, letzteres der
Mittelmeerflotte zugetheilt) haben nicht blos eine gedeckte Batterie wie alle
übrigen Panzerschiffe der Welt, sondern zwei solche übereinander, und
sie sind daher die beiden einzigen Panzerlinienschiffe (Panzerzweidecker), die
es überhaupt gibt. Sie hatten ursprünglich je S2 Geschütze, eine Zahl, die
aber seit Einführung der Kanonen großen Calibers ebenso wie die der
Panzerfregatten auf ein Drittel reducirt worden ist. Auch ihre Takelage
ist seit einigen Jahren eine Barktakelage, d. h. dreimastig mit Raaen an den
beiden vorderen Masten. Ursprünglich hatte man namentlich in England
geglaubt, daß durch die obere Batterie dieser Schiffe das wegen der Pan¬
zerung im oberen Theil an sich schon bedeutend vermehrte Obergewicht dem
Fahrzeug gefährlich werden würde. Indessen zeigte sich bei der Uebungs¬
fahrt im atlantischen Ocean, daß gerade dieses Obergewicht die Bewegungen
des Schiffes bedeutend weicher machte, ebenso wie der schwere Eisenthurm
auf dem Oberdeck der englischen Panzerfregatte „Bellerephon", und in der
That zeigten gerade diese beiden Panzerlinienschiffe die größte Seefähigkeit.
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