Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.standen und durch etwas schmalere Pforten als die gewöhnlichen feuerten, um Wenig später als "Gloire" wurden "Rormandie", "Jnvineible" standen und durch etwas schmalere Pforten als die gewöhnlichen feuerten, um Wenig später als „Gloire" wurden „Rormandie", „Jnvineible" <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0020" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124726"/> <p xml:id="ID_34" prev="#ID_33"> standen und durch etwas schmalere Pforten als die gewöhnlichen feuerten, um<lb/> feindlichen Geschossen möglichst den Eingang zu verwehren. Die „Gloire"<lb/> war in Toulon gebaut und blieb auch fast stets im Mittelmeer, d. h. im<lb/> Evolutionsgeschwader bei den Hyörischen Inseln, so oft sie nicht außer Dienst<lb/> gestellt war. Nur beim Besuch der französischen Panzerflotte in England ging<lb/> sie auch dorthin, während sie sonst nur Reisen nach Algier u. s. w. machte<lb/> — noch Ende vorigen Jahres sah Verfasser sie auf der Rhede von Toulon,<lb/> doch hatte sie eine andre Takelage als die ursprüngliche erhalten, nämlich<lb/> eine Barktakelage, mit Raaen an den beiden vordereren Masten, die außer¬<lb/> dem höher sind, als sie anfangs waren, wie denn überhaupt alle französi¬<lb/> schen Panzerschiffe jetzt höher bemastet als anfangs, da man durch die Praxis<lb/> herausgefunden hat, daß eine hohe Takelage, weit davon entfernt, das Ober¬<lb/> gewicht der Panzerschiffe (die ja nur im oberen Theil gepanzert sind) über¬<lb/> mäßig zu vermehren, im Gegentheil ihre Schwankungen ruhiger und weicher<lb/> macht. Im Anfang waren dieselben höchst unangenehm gewesen: die „Nor-<lb/> mandie" hatte auf ihrer Reise nach Mexico, der ersten eines Panzerschiffes<lb/> über den Ocean, 36 Grad nach jeder Seite geschlingert, sodciß die Kanonen<lb/> trotz doppelter Keltenpurrung sich losrissen und die ältesten Matrosen see¬<lb/> krank wurden. Die „Gloire" zeigte als Hauptfehler weniger übermäßiges<lb/> Schlingern, als zu großen Tiefgang, sodaß bei schwerer See das Wasser bald<lb/> zu den Stückpforten hereinlief, und den Uebelstand, daß bei der ersten Reise<lb/> nach Algier durch die Vibration der Schraubenmaschine die Bolzen der Pan¬<lb/> zerplatten sich lockerten; sonst bewies sie sich, abgesehen von ihrer hinter der<lb/> Erwartung zurückbleibenden Schnelligkeit als ein ziemlich gutes Schiff und<lb/> sür einen Erstling ganz neuer Construction sogar als ein glänzender<lb/> Erfolg.</p><lb/> <p xml:id="ID_35" next="#ID_36"> Wenig später als „Gloire" wurden „Rormandie", „Jnvineible"<lb/> und „Couronne" fertig, alle drei wie die erstere gebaut; nur ist „Cou-<lb/> ronne" ganz aus Eisen construirt. während der Rumpf der anderen ganz aus<lb/> Holz besteht, wie bei allen Panzerschiffen (außer „Couronne" und „Heroine")<lb/> der französischen Flotte, welche die colossalen von früher her für die Linien¬<lb/> schiffe aufgesammelten Holzbestände aufbrauchen wollte. Demnächst folgte<lb/> die „Provence", dann die „Heroine" (Eisenschiff), „Flandre", und darauf<lb/> die übrigen 7 Panzerfregatten, hinsichtlich deren die Reihenfolge ihrer Fertig¬<lb/> stellung dem Verfasser augenblicklich nicht genau in Erinnerung ist: „Gau-<lb/> loise", „Magnanime", „Surveillante", „Revanche", „Guienne".<lb/> „Valeureuse". Bei den neueren der letztgenannten Panzerfregatten hatte<lb/> man noch insofern eine wesentliche Verbesserung in Anwendung gebracht, als nicht<lb/> mehr die ganze äußere Fläche unterhalb des Oberdeckrandes gepanzert wurde, son¬<lb/> dern nur das mittlere Drittel jeder Flanke, hinter dem die Geschütze stehen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
standen und durch etwas schmalere Pforten als die gewöhnlichen feuerten, um
feindlichen Geschossen möglichst den Eingang zu verwehren. Die „Gloire"
war in Toulon gebaut und blieb auch fast stets im Mittelmeer, d. h. im
Evolutionsgeschwader bei den Hyörischen Inseln, so oft sie nicht außer Dienst
gestellt war. Nur beim Besuch der französischen Panzerflotte in England ging
sie auch dorthin, während sie sonst nur Reisen nach Algier u. s. w. machte
— noch Ende vorigen Jahres sah Verfasser sie auf der Rhede von Toulon,
doch hatte sie eine andre Takelage als die ursprüngliche erhalten, nämlich
eine Barktakelage, mit Raaen an den beiden vordereren Masten, die außer¬
dem höher sind, als sie anfangs waren, wie denn überhaupt alle französi¬
schen Panzerschiffe jetzt höher bemastet als anfangs, da man durch die Praxis
herausgefunden hat, daß eine hohe Takelage, weit davon entfernt, das Ober¬
gewicht der Panzerschiffe (die ja nur im oberen Theil gepanzert sind) über¬
mäßig zu vermehren, im Gegentheil ihre Schwankungen ruhiger und weicher
macht. Im Anfang waren dieselben höchst unangenehm gewesen: die „Nor-
mandie" hatte auf ihrer Reise nach Mexico, der ersten eines Panzerschiffes
über den Ocean, 36 Grad nach jeder Seite geschlingert, sodciß die Kanonen
trotz doppelter Keltenpurrung sich losrissen und die ältesten Matrosen see¬
krank wurden. Die „Gloire" zeigte als Hauptfehler weniger übermäßiges
Schlingern, als zu großen Tiefgang, sodaß bei schwerer See das Wasser bald
zu den Stückpforten hereinlief, und den Uebelstand, daß bei der ersten Reise
nach Algier durch die Vibration der Schraubenmaschine die Bolzen der Pan¬
zerplatten sich lockerten; sonst bewies sie sich, abgesehen von ihrer hinter der
Erwartung zurückbleibenden Schnelligkeit als ein ziemlich gutes Schiff und
sür einen Erstling ganz neuer Construction sogar als ein glänzender
Erfolg.
Wenig später als „Gloire" wurden „Rormandie", „Jnvineible"
und „Couronne" fertig, alle drei wie die erstere gebaut; nur ist „Cou-
ronne" ganz aus Eisen construirt. während der Rumpf der anderen ganz aus
Holz besteht, wie bei allen Panzerschiffen (außer „Couronne" und „Heroine")
der französischen Flotte, welche die colossalen von früher her für die Linien¬
schiffe aufgesammelten Holzbestände aufbrauchen wollte. Demnächst folgte
die „Provence", dann die „Heroine" (Eisenschiff), „Flandre", und darauf
die übrigen 7 Panzerfregatten, hinsichtlich deren die Reihenfolge ihrer Fertig¬
stellung dem Verfasser augenblicklich nicht genau in Erinnerung ist: „Gau-
loise", „Magnanime", „Surveillante", „Revanche", „Guienne".
„Valeureuse". Bei den neueren der letztgenannten Panzerfregatten hatte
man noch insofern eine wesentliche Verbesserung in Anwendung gebracht, als nicht
mehr die ganze äußere Fläche unterhalb des Oberdeckrandes gepanzert wurde, son¬
dern nur das mittlere Drittel jeder Flanke, hinter dem die Geschütze stehen
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